Bewertung: 4 / 5
Doch was ist ein Team, wenn es keinen passablen Gegenspieler gibt?! Zum Glück tritt Luke Evans als Owen Shaw auf den Plan. Zwar könnte sein Team eine direkte Kopie von Doms Truppe sein, was im Film auch genüsslich kommentiert wird, die Aufmerksamkeit gilt aber ganz allein Shaw. Es bleiben viele Details im Dunkeln, aber Evans schafft es, eine wirklich herausragende Leinwandpräsenz an den Tag zu legen. Nie hat man den Eindruck, es mit einem 08/15-Gegner zu tun zu haben. Evans ist es auch, der auf diese Weise den Film durch seine Präsenz regelrecht zusammenhält. Seiner Performance ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die ganze Story funktioniert und die Charakterinteraktionen einigermaßen glaubhaft sind. Denn, machen wir uns nix vor, hinter der Fassade ist die Story von Fast & Furious 6 schon ziemlich Banane. Sie ist, wie so oft, Mittel zum Zweck, aber daran hat man sich in der Fast-Serie inzwischen gewöhnt. So kommt es auch, dass die coolen markigen Sprüche und die ganzen Familiendiskussionen nicht selten ins Kitschige abdriften. Das artet aber nie so weit aus, als dass es den Filmspaß schmälert.
Dennoch muss man bereit sein, an vielen Stellen Abstriche zu machen. Zwar hat die Qualität der Effekte in Fast & Furious 6 deutlich zugenommen und zeigt auch, welchen Stellenwert die Reihe inzwischen für Universal einnimmt, aber dann gibt es wieder Momente, wo weniger einfach mehr wäre. Gerade zu Beginn ist eine halsbrecherische Verfolgungsjagd an einer Steilküste angesagt und mit zwei Augen zudrücken sind die unrealistischen Computertricks zu ignorieren. Auch zum Schluss, wenn die gefühlt längste Startbahn der Welt zum Schauplatz wird, wird die Logik nie bedient. Ebenso ist der Einsatz von Waffen fragwürdig, dienen sie doch nur dazu, laute Geräusche zu machen. Zum Treffen oder gar Töten sind sie nicht da, Entscheidungen fallen in Fast & Furious 6 ausschließlich auf der Strecke. Dies nimmt einigen der Actionsequenzen aber ihren Reiz und lässt übertriebene Szenen unfreiwillig komisch erscheinen. Der Film wird hier einmal mehr Opfer seiner angepeilten Freigabe, um das Teenagerklientel zu bedienen, das sich feuchte Träume erhoffen kann, wenn ihnen hübsche Frauen zuzwinkern und wortgewandte Kerle in heißen Schlitten Sprüche klopfen.
Trailer zu Fast & Furious 6
Aber wen juckt das schon! Wer Fast & Furious 6 schaut, weiß worauf er sich einlässt. Die Reihe hat zu ihrem eigenen Stil gefunden und das ist Justin Lins Verdienst. Lin mag nicht zu den ganz großen Regisseuren zählen, aber er weiß sich im Actiongenre zu bewegen. Vor allem muss erwähnt werden, dass er bei Fast & Furious 6 nicht auf billige 3D-Effekte setzt und auch seine Kameraführung als auch Inszenierung der Actionszenen immer zu gefallen wissen. Die Szenen sind sauber geschnitten, man weiß, wo was geschieht und nie kommt er auf die Idee, zur Wackelkamera zu greifen, um die Hektik der Szenen zu unterstreichen. Sein Stil ist ruhig und sauber und das kann heute nicht von vielen Regisseuren behauptet werden.
Fast & Furious 6 dürfte es ohne Weiteres schaffen, neue und alte Fans auch weiterhin an die Fast-Marke zu binden. Autos, bekannte Gesichter, Rennen, Action, markige Sprüche und zwei der beliebtesten Actionstars in einem Film zusammen. Justin Lin schafft es, die Familie erneut zu vereinen und seine Trilogie innerhalb der Reihe zu vollenden, dabei schließt er auch den Kreis, den er vor Jahren bei The Fast and the Furious - Tokyo Drift öffnete. Das wird Fans gefallen und dabei wird auch schon der Weg geebnet für den nächsten Teil. Wenn Fast & Furious 7 im nächsten Jahr in die Kinos kommt, steht bereits jetzt fest, mit wem es Dom und Hobbs zu tun bekommen. Rache dürfte ein zentrales Motiv werden, es lohnt sich also, ein wenig beim Abspann zu warten. Dafür muss aber erst ein Ticket gelöst werden - und wir sehen keinen Grund, warum das bei Fast & Furious 6 ein Problem werden sollte.