
Bewertung: 4 / 5
Japan, 1999. In einem Kernkraftwerk werden seit einiger Zeit massive Impulse, ähnlich einem Erdbeben, gemessen, die dem Verantwortlichen Joe Brody (Bryan Cranston) Sorgen bereiten. Eines Tages kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, just in dem Moment, in dem seine Frau (Juliette Binoche) und ebenfalls Mitarbeiterin auf Sondierungssuche in einem sensiblen Trakt des Atomkraftwerks unterwegs ist.
15 Jahre später hat sich Joe von seinem mittlerweise erwachsenen Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) entfremdet. Nicht allein weil Ford als US-Lieutenant in Übersee stationiert ist, sondern weil Joe an seiner Theorie festhält, dass dieses Ereignis vor 15 Jahren niemals von einem Erdbeben herrühren konnte. Als beide erneut in Japan aufeinandertreffen und in ihrem alten Wohnbezirk Nachforschungen anstellen, wird schnell klar, dass die Regierung etwas Unvorstellbares vor der Öffentlichkeit verheimlicht und Joe mit seiner Überzeugung richtig liegt...
Trailer zu Godzilla
Regisseur Gareth Edwards zeigt nach seinem Überraschungsfilm Monsters erneut, dass er sich mit Monstern auskennt und auch Big Budget-Produktionen stemmen kann. Weitaus besser sogar als so mancher alte Hase im Filmgeschäft. Hollywood braucht mehr Regisseure wie ihn, Duncan Jones und Josh Trank, die Ideen haben und denen auch größere Filme anvertraut werden sollten. Zwar wird man an Aliens - Die Rückkehr oder Starship Troopers erinnert, aber sofern dies seitens der Macher gewünscht war, ist es in Godzilla als Hommage zu sehen.
Sollte man also reingehen? Unbedingt, denn der Film macht Spaß und hievt das Monster aller Monster nach Emmerichs Version aus 1998 wieder auf eine höhere Ebene. Es sind keine unnötigen Witze wie in den Marvel-Filmen nötig, die die Handlung ins Lächerliche ziehen, zudem schafft es Edwards in vielen Szenen auch die Dramatik herauszuarbeiten. Anders als in Pacific Rim gibt es zwar monströse Schlachten mit unfassbar hohem Kollateralschaden, doch man ermüdet als Zuschauer nicht beim Wieder-und-wieder-und-wieder-Aufeinandereinschlagen. Trotz realistischer Herangehensweise behält Godzilla einen leichten Trashcharme. Wie sollte es auch anders sein, wenn über gigantische Monster und deren amüsante Ernährungsweise mit einer derart trockenen Überzeugung seitens der Wissenschaftler, allen voran Ken Watanabe, gesprochen wird?!
Unserer Ansicht nach wurde Godzilla auch endlich mal gut umgesetzt. Es ist nicht die typische Amerikanisierung von 1998, aber auch kein Typ im Kostüm, der sich nach vorne beugen muss, wenn Godzilla nach unten gucken soll. Er mag ein wenig moppsig wirken, aber das tut seiner Schlagkraft keinen Abbruch. Auch die Computereffekte im Film sind überwiegend sehr gut, nur in manchen Sequenzen, vor allem bei Wasserszenen, fällt deren künstlicher Stil wie schon in den Trailern auf.
Auch die Darstellerriege ist durchweg gut besetzt. Juliette Binoche und vor allem Bryan Cranston haben leider zu wenig Screentime und Aaron Taylor-Johnson, den wir als ausdrucksstarken, smarten Schauspieler sonst sehr schätzen, wirkt hier etwas blass, selbst wenn er zu den Hauptfiguren zählt. Elizabeth Olsen zeigt wie in ihren Filmen zuvor eine sehr emotionale Seite und spielt ihre Rolle sensibel und verletzlich. Watanabe wirkte auf uns in der Rolle des wortkargen Wissenschaftlers ein wenig zu konzentriert, zu verschlossen, aber das tut dem Schauspiel insgesamt keinen Abbruch.
Was jedoch ein wenig überrascht, ist, dass Trailer und Werbekampagne ein falsches Bild vom Film vermitteln. Teilweise kommen Szenen im Film nicht vor beziehungsweise wurden bewusst Elemente in den Trailern entfernt, die den Eindruck erwecken, als wäre Godzilla die Hauptbedrohung. Dabei gewinnt man später jedoch den Eindruck, dass Godzilla fast nur Nebencharakter ist, der ein wenig zu nett für unseren Geschmack wirkt. In der Tradition der japanischen Filme ist Godzilla also nicht zwingend der Schurke, sondern hilft unbewusst der Menschheit gegen andere MUTOs.
Alles in allem hatten wir einen wirklich spannenden Film gesehen und Godzilla hält, was er verspricht. Oder sagen wir so: Ein Monsterfilm, der so trasharm und so überzeugend gespielt wie möglich daherkommt und nach all den Monaten der Vorberichterstattung auch nicht enttäuscht. Godzilla ist eigenständig im Rahmen der japanischen Godzilla-Filme und es wird mal nicht am Ende versucht, die Tür für weitere Teile aufzustoßen. Diese sind drin, er steht aber auch gut für sich allein.
