Bewertung: 4.5 / 5
10 Jahre Abwesenheit auf der großen Leinwand, 16 Jahre nach der ersten und bisher einzigen us-amerikanischen Version dieses Stoffs. Mit Gareth Edwards hat man hier einem eher unerfahrenen Regisseur die Verantwortung überlassen, sein einziger Film ist das umstrittene Science-Fiction-Drama "Monsters", welches ich persönlich aber genial finde. Ohne die japanischen Godzilla-Originale gesehen zu haben, bin ich der Meinung, dass Edwards genau der richtige Mann für eine Neubelebung des Königs der Monster war. Ich gehöre zwar zu den wenigen, die Roland Emmerichs Interpretation mögen, aber dieser Godzilla ist von einem ganz anderen Kaliber. Emmerichs Version würde er zum Frühstück verspeisen. Warum ist das so? Nun, es liegt grundsätzlich an der Inszenierung der Geschichte. Schon im Intro, in dem auf die Evolutionstheorie und das japanische Original angespielt wird, merkt man, dass dies ein gänzlich anderer Film wird und in der Blockbuster-Saison nur teilweise etwas zu suchen hat. Edwards lässt sich viel Zeit zur Entfaltung der Charaktere und zum Aufbau der Geschichte. Häppchenweise führt er den Zuschauer an die Geschehnisse heran, stellt Fragen, gibt Antworten und knüpft Verbindungen. Teilweise hört man nur Charaktere reden, keine Musik, der ganze Kinosaal ist still. Als Zuschauer begleitet man dabei Bryan Cranston als AKW-Mitarbeiter Joe Brody. Cranston spielt hier wie gewohnt großartig, ein Wort an die Kritiker und Skeptiker: Von zu wenig Screentime kann hier gar nicht die Rede sein, er hat genau so viel wie er benötigt, um die Story voranzubringen und spannend zu halten. Schauspielerisch ist er allerdings das absolute Highlight des Films. Ken Watanabe spielt gut, Aaron Taylor-Johnson solide und Elizabeth Olsen toll, aber nur mit wenig Screentime. Es dauert lange, bis sich die erste Action-Szene anbahnt. Diese entläd sich aber mit einer Wucht, dass man in die Sitze gepresst wird. Edwards hat ein großartiges Talent für die Kombination aus Kameraarbeit und Musikuntermalung, was einen großen Teil der düsteren und fesselnden Atmosphäre ausmacht. Mit dieser Szene setzen die ersten Interpretationsmöglichkeiten ein. Ich fühlte mich zumindest sehr an die Fukushima-Katastrophe erinnert, bei den Folgen des Film-Unglücks an Chernobyl. Als Kritik am Atomkraft-Wahnsinn funktioniert Godzilla hervorragend, dies zieht sich übrigens durch den ganzen Film und wird später meiner Meinung nach sogar noch deutlicher. Kehren wir aber erstmal wieder zurück zu den Geschehnissen. Nach dem ersten Monsterauftritt verliert Edwards keineswegs den Überblick. Er hetzt nicht von Actionszene zu Actionszene, sondern setzt gezielt Spitzen. Eine Szene war für mich zum Beispiel eine herrliche Anspielung auf Cloverfield. Als Zuschauer regt man sich gewiss über die miesen Cuts auf, ich kann aber versichern, dass man am Ende dafür entlohnt wird. Währenddessen weilt die Kamera oft bei den Menschen, zeigt ihre Machtlosigkeit gegenüber der Katastrophe. Edwards lässt die Wissenschaftler und Militärs Lösungsvorschläge ausloten, wobei sich auch hier offenbart, wie klein der Mensch doch eigentlich ist. Der Natur lässt sich nunmal nicht vom einem Menschen kontrollieren - vor allem nicht von seiner Unwissenheit. Der Ozean ist tief, die Tiefsee weitestgehend unerforscht. Diesbezüglich fand ich die Erklärungen über den Ursprung der Bestien und den Zusammenhang zum Original-Godzilla ziemlich interessant. Frank Schätzing lässt grüßen. Gleichzeitig habe ich Godzillas Kampf gegen die MUTOs auch als eine Art Metapher für die unkontrollierbare Macht gesehen, die der Mensch erschaffen kann. Im zweiten Weltkrieg haben die US-Amerikaner ohne Rücksicht auf Folgen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki geworfen, im Kalten Krieg stand die Menschheit durch einen drohenden Atomkrieg kurz vor ihrem Ende. Heutzutage setzen die Regierungen zwar auf Abrüstung, in der Waffentechnologie wird aber dennoch in anderen Bereichen weitergeforscht. Gegen Ende, als das große Finale näher rückte, musste ich aber leider feststellen, dass mir die menschlichen Charaktere zunehmend auf die Nerven gingen. Aaron Taylor-Johnson spielt den typischen Unsterblich-Soldaten und die Monster sind einfach bedeutend interessanter. Einzige Ausnahme bildet da die aus den Trailern bekannte Flugzeugszene, die ist einfach nur der Wahnsinn! Glücklicherweise hat man sogar den Soundtrack aus "2001" übernommen. Positiv überrascht war ich ebenfalls über die Tatsache, dass sowohl Godzilla als auch die MUTOs Charakterzüge besaßen und ich für beide Parteien Sympathien entwickelte. Aber nicht nur aus diesem Grund empfand ich den Showdown als atemberaubend. Godzilla erstrahlt hier in seiner ganzen Pracht, der Kampf strahlt eine enorme Bildgewalt aus. Ein Großteil geht natürlich auf die Kappe der fantastischen Effekte, die durch Motion Capture verfeinert wurden. Auch die Musikuntermalung übt dabei großen Einfluss aus. Die allgemeine Soundkulisse tut ihr übriges, der Kinosaal erbebte vor Bass und Dröhnen und dazu Godzilla Schrei... Was will man mehr? Eine Szene hat mir besonders gefallen, da Godzilla hier in alter "King Kong"-Manier auf einen MUTO eindrischt - eine ziemlich amüsante Anspielung. Spätestens nach dem Showdown ist klar, dass Emmerichs Godzilla gegen Edwards Version keine Chance hat. Dieser Godzilla ist wahrlich der König der Monster, der Gott, der Alpha-Predator. Ich mag Emmerichs Godzilla wirklich gerne, aber im Vergleich ist es doch nur eine mutierte Echse. [b]Fazit:[/b] Ich kann diesen Film nur empfehlen. Sicherlich kein perfekter Film, aber dieser Godzilla bietet hier eine erfrischende Abwechslung von den reinen Effekt-Blockbustern wie Transformers, etc. Außerdem bügelt er die Schwächen in Sachen Atmosphäre und Storytelling aus, die Pacific Rim letztes Jahr noch hatte. Edwards nimmt sich nicht nur Zeit für die großartigen Actionszenen sondern auch für die ruhigen Momente. Alles in allem eine gelungene Rückkehr des Königs der Monster auf die große Leinwand. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, natürlich wieder unter der Regie von Gareth Edwards! Daher vergebe ich [b]9/10 Punkten[/b] bzw. [b]4,5/5 Hüten[/b].
Godzilla Bewertung