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Film socialisme

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Film socialisme Kritik

Film socialisme Kritik
0 Kommentare - 25.09.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 1.5 / 5

Einfach? Einfach hat es Jean-Luc Godard seinem Publikum eigentlich nie gemacht. Spätestens seit Mitte der 60er-Jahre scheiden sich an dem 1930 in Paris geborenen Nouvelle-Vague-Pionier die Geister. Die einen halten ihn für den Größten unter den Genialen, die anderen für einen Scharlatan. Wann immer ein Werk von ihm in die Kinos kam - zuletzt war das selten, die meisten Filme wanderten gleich ins DVD-Regal -, war für Aufregung unter Cineasten gesorgt. Jetzt kann der große alte Revolutionär mal wieder im Kino seine vertrackten Rätsel aufgeben. Film socialisme heißt Godards neues Filmexperiment.

Von Beginn seiner Karriere an liebte es Godard, herkömmliche Erzählweisen zu durchbrechen. Seine immer schon system- und gesellschaftskritischen Standpunkte wurden radikaler von Film zu Film, seine Fragen kreisten um Entfremdung und "Prostitution" im weiteren Sinne.

In Socialisme, einer Assoziationsoper(ette) in drei Akten, macht er sich Gedanken über Europa, Freiheit, Abhängigkeiten ... Auf einem Kreuzfahrtschiff sinniert Godard über Europa und die europäische Idee und erklärt Afrika zum ewigen Verlierer. Auf dem Gelände einer Tankstelle mit angekettetem Lama dreht ein TV-Team einen Beitrag über die Wirtschaftskrise, was die Kinder des Hauses nutzen, um mit ihren Eltern und deren Versäumnissen abzurechnen. Zum Schluss gibt es eine zusammenfassende Collage vorheriger Motive, die dadurch aber auch nicht mehr Sinn ergeben.

Wobei es vermessen wäre (wohlgleich ein solcher Reflex sich schwer unterdrücken lässt), Godard in Socialisme Sinnlosigkeit zu unterstellen. Der alte Mann sammelt Gedanken, die er in Bilder packt, die ihm gerade vor die Linse laufen. Das wirkt wie eine verquaste Spielerei mit neuer Technik: Godard benutzte erstmals eine HD-Kamera, und auch Handy-Filmchen baut er ein.

Weisheiten und Aphorismen, Wichtiges und Nichtiges, eigenen Gedanken und Zitate verkündet er aus dem Off und nicht immer zu den Bildern passend. Godard schwadroniert in vielen Schnappschüssen und mit babylonischem Stimmengewirr über das Leben in der modernen Zeit: Kaum zugänglich und schwer verständlich - aber das ist man ja gewohnt.

Alles, was Godard im Kopf herumging, scheint er ungefiltert in Bilder und Töne umgesetzt zu haben. Aber wilden, unstrukturierten (zumindest für Außenstehende, und wer hat schon ein Appartement in Godards Kopf?) Gedankensprüngen zu folgen, ist auch bei einem Genie anstrengend.

Seine Gedanken sind selten über zwei Szenen hinweg kohärent, aber bisweilen immerhin witzig. "Geld ist öffentliches Gut, wie Wasser", sinniert jemand vor einer tosenden Meeresbrandung. "Marschiert doch woanders ein", werden deutsche Touristen an der Côte d'Azur von einer jungen Frau angeblafft. Was das mit Sozialismus zu tun hat? Godards letztes Bild und ultimative Antwort: "No Comment".

Socialisme bekommt 1,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

Film socialisme Bewertung
Bewertung des Films
310

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