Bewertung: 4 / 5
Für Guy (Ryan Reynolds) läuft jeder Tag gleich ab. Er holt sich einen Kaffee im Coffeeshop, arbeitet als Kassierer in einer Bank, die tagtäglich überfallen wird, schlendert durch Free City und schläft dann genüsslich ein, um am nächsten Tag das gleiche wieder zu tun. Eines Tages findet Guy jedoch heraus, daß seine Welt gar nicht echt ist, und er Teil eines Programmes ist, welches von den Programmierern Milly (Jodie Comer) und Keys (Joe Keery) entwickelt wurde. Als Guy seiner eigenen Programmierung widerspricht, werden die Entwickler im Studio hellhörig und so zieht er auch das Interesse des Publishers Antwan (Taika Waititi) auf sich, der bereits im Begriff ist Free City abzuschalten um eine Fortsetzung zu bewerben.
Das man nicht umher kommt die Prämisse des Films mit Filmen wie Die Truman Show, The LEGO Movie oder Matrix zu vergleichen, ist ja bereits hinlänglich bekannt. Auch ein Vergleich zu Und täglich grüßt das Murmeltier konnte man einigen Stellen bereits nachlesen. Ein Protagonist, der in einer nicht realen Realität feststeckt ist ein beliebtes Mittel um einen Film zu vermarkten. Dabei ist der Film aber keineswegs eine Kopie seiner Vorbilder. Mit Free Guy schafft Regisseur Levy einen beeindruckend unterhaltsamen Film.
Trailer zu Free Guy
Dabei verlässt sich der Regisseur auf seine Stärken, die er bereits mit der Nachts im Museum-Trilogie unter Beweis stellte. Einige schrille Charaktere, Familientauglich und am Ende des Tages sehr viel Herz. Man mag das sicherlich als schmalzig empfinden und auch etwas zu kitschig. Doch mit Guy schaffen die Drehbuchautoren einen so liebenswürdigen und nahbaren Charakter, daß man einfach nicht anders kann, als ihm viel Glück für seine Reise zu wünschen. Das gerade ein als Hollywoodschönheit anerkannter Schauspieler wie Ryan Reynolds die Hauptrolle in der Nebenrolle übernimmt tut dem ganzen kein Abbruch, denn auch dieser Umstand lässt sich sogar mit der Prämisse wunderbar vereinbaren. Zudem funktioniert auch Jodie Comer als hoffnungslos verbissene Millie Rusk. Ihre Präsenz und das Zusammenspiel mit Reynolds wirken unglaublich gut. Zumal sich diese Liebesgeschichte dann auch noch in eine eher unerwartete Richtung entwickelt. Dabei ist gerade die Darstellung der "Nerds" - bis auf wenige Ausnahmen - eben auch mal etwas zeitgemäßer und nicht auf Dennis Nedry-Jurassic Park-Niveau. Das macht die Figuren sympathisch und eben nahbar.
Ein wenig weiter geht dann der visuelle Aspekt des Films. Denn auch hier lassen sich die Macher nicht lumpen und präsentieren einen atemberaubende Optik. Zu jedem Zeitpunkt sieht man dem Werk sein Budget an, und es wird sogar darauf geachtet, daß im Hintergrund Unmengen an Details von Statten gehen. Dazu nimmt der Film die visuellen Kniffe als Hinweis darauf, auch die digitale Welt als Digital darzustellen. Das bedeutet in der Umsetzung das einzelne Wellen, oder Ränder im Bild auftauchen.
Geschichtlich hat der film zwar seine Längen und ist auch ob der oben genannten Beispiele nicht gerade der originellste, dennoch schafft es der Streifen durch seine sympathische Ader zu bestechen. Außerdem muss man dem Film auch zu gute Halten, daß er in Sachen Humor einiges zu bieten hat. So sind etwa die täglichen Routinen, oder auch Verweise auf das amerikanische Sozialsystem einfach nur herrlich. Ryan Reynolds erinnert auch tatsächlich nicht allzu stark an seine Deadpool-Inkarnation, was das ganze zusätzlich frisch macht.
Mit einem Mix aus altbekannten, nerdigem und souverän umgesetzten schaffen die Macher vermutlich die Sommerüberraschung überhaupt. Sicherlich konnte man ob der Prämisse viel erwarten, doch Free Guy schafft es durch seinen Charme in die Herzen der Zuschauer und ist auch ob seiner kreativen Einfälle eine gelungene Unterhaltung.