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Frost/Nixon

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Frost/Nixon Kritik

Frost/Nixon Kritik

Frost/Nixon Kritik
0 Kommentare - 23.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Frost/Nixon" ist.

Bewertung: 4 / 5

Talkshowhost David Frost (Michael Sheen) genießt den Ruf, eher seichtere Unterhaltung in seiner Sendung zu propagieren. Schwierige Themen lässt er in der Regel außen vor. Doch das alles ändert sich, als Frost die Möglichkeit bekommt den ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon (Frank Langella) wegen der Watergate-Affäre zu interviewen. Der öffentliche Druck wächst und Nixon entscheidet sich dazu, die Herausforderung anzunehmen. Nun müssen sich beide auf eine schwierige Gesprächsreihe vorbereiten.

Die Vorbereitungen auf eine Interviewreihe. Kann man daraus einen Film machen? Nun, daß ist auf den ersten Blick ziemlich trocken, weil es eigentlich nur um das Reden zweier Menschen geht und daher schon recht irritierend, daß man daraus einen zweistündigen Film macht. Nun ist das Überthema der gesamten Produktion ab er eines, was im Verlauf der Filmgeschichte von Hollywood immer wieder mal aufgegriffen wurde. Die Rede ist von der sogenannten Watergate-Affäre, die dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon das Amt gekostet hatte. Erinnern sich Leute noch an die Zeit, in der Politiker, die in Skandale verwickelt waren, tatsächlich zurücktraten? Das ist wirklich lange her. Nun ja, aber das ist ein anderes Thema. Frost/Nixon ist ein Film, der auf dem Blatt eigentlich ziemlich belanglos wirkt, zu seiner Zeit, als er erschienen ist, auch eher wie ein Film daherkam, der aus der Zeit fiel. Und nun, etliche Jahre später, kann man diesen Vorwurf auch nicht gänzlich abstreiten. So eine richtige Relevanz hatte der Film für die damalige Zeit nicht und hat er wohl auch heute einfach immer noch nicht. Das Werk reiht sich hier doch eher in die Kategorie der Filme ein, die man zugunsten irgendwelcher längere Einheiten im Unterricht schauen würde, nicht aber, weil sie wirklich Klassiker sind.

Dabei ist es auch schon recht schwer, überhaupt über Frost/Nixon ein schlechtes Wort zu verlieren. Ron Howard inszeniert hier nämlich einen Film, der sehr auf die Vorbereitungen eines Duells fokussiert ist. Aber nicht eben im Sinne eines klassischen Duells, sondern eines intellektuellen Schlagabtauschs, in welchem sich sehr freundlich auftretende Männer immer wieder rhetorische Steine in den Weg legen. Die Spannung der Dialoge grenzt dabei an einen Oppenheimer (2023), in dem es wohl die besten Gespräche seit etlichen Jahren gab. Und Frost/Nixon steht dem in fast nichts nach. Zumal es ja fast auch unerheblich ist, was da das Politikum ist. Denn immerhin ist die Watergate-Affäre zum Ende der 2000er Jahre schon bestens aufgearbeitet gewesen. Die Unbestechlichen (1976) oder Nixon (1995) hatten sich dem in Filmform ja bereits lange angenommen gehabt. Das eigentlich erstaunliche also, was diesen Film trotzdem so unterhaltsam macht, liegt ironischerweise bei einem so vielschichtigen Thema an der Oberfläche. Es ist im Prinzip ein Film über die Selbstdarstellung, der in seinen Nuancen zudem noch so ein wenig entlarvend oder dokumentarisch an seinen Figuren herumwerkelt. Denn das klassische Theater, daß hier geboten wird, zeigt, in wie viele Nuancen ein Mensch abtauchen kann und in einer so banalen Sache, wie einem Gespräch Fehler zu machen. Das ist nicht etwa aufgeblasen, denn das Thema, um das es letzten Endes im Film geht, ist ja schon allein für den Journalismus und dann für die Menschheit von Relevanz.

Frost/Nixon ist überdies auch ziemlich gut daran, sich seine eigene Glaubwürdigkeit zu bewahren. Nun war Richard Nixon sicherlich alles andere als ein sympathischer Zeitgenosse, aber Howard legt auch einen großen Fokus darauf, wie Nixon vermenschlicht wird. Indem er zudem dessen Arbeiterhintergrund erläutert, der auch den amerikanischen Traum gelebt hat, zeichnet er einen Mann, der nie so wirklich in das System hineinpasst, indem er sich befindet. Da ist Frost zumindest andeutungsweise eher die Kehrseite der Medaille und entstammt dem klassisch neoliberalen Amerika. Getragen wird das aber auch vor allem von dem grandiosen Schauspiel, daß Langella und Sheen hier abliefern. Die Frage, die man sich stellen muss, ist, inwieweit das eigentlich auch absurd ist, was man da beobachtet. Solche Gespräche werden ja bis ins kleinste Detail durchgeplant, was zu einem gewissen Grad natürlich auch absolut legitim ist. Hier sieht man, wie viel Arbeit letztlich in Dingen steckt, die man ansonsten eher nicht sieht. Außerdem ist die wahre Stärke von Frost/Nixon vor allem, daß er wie Schauspieler und wie eben Menschen in der Öffentlichkeit die Fassade wahrt. Das ist verwirrend, aber logisch. So etwa, wenn Frost Nixon im einen Moment zu Watergate ausfragt und sobald die Kamera aus ist, wird über banales Zeug getratscht. Jetzt kann man natürlich fragen, ob es der richtige Ansatz ist, „das Böse“ zu vermenschlichen. Doch Nixon ist wohl auch nicht der schlimmste Mensch, der je gelebt hat. Wenngleich er natürlich für die Menschheit mehr Schaden, als Nutzen hatte.

Eine Prise Humor, ob freiwillig oder unfreiwillig, schafft Howard hier ebenfalls. Und man fragt sich generell, wieso Ron Howard, der eine beeindruckende Vita an sehr unterschiedlichen Filme aufweist, nie so ganz in die Riege der allergrößten Regisseure gezählt wird. Verdient hätte er es, was auch Frost/Nixon wieder einmal eindrucksvoll unterstreicht. Denn der Film weist zum einen geniales Schauspiel auf und kann seine Spannungskurve, trotz eines eigentlich minimalistischen Aufwands immer halten. Es liegt eine halbe Wahrheit in den Figuren, sogar in einer dämonischen Figur wie Richard Nixon eine war. Und die Fragen sind berechtigt, werfen zwar dann auch ein einfaches Licht auf demokratische Verhältnisse. Und zwar in dem Sinne, daß das Volk seine eigenen Dämonen wählt. Doch es ist eben auch wahr, wodurch der Film eben die amerikanische Bevölkerung nie aus der Verantwortung zieht. Gleichzeitig ist auch der Blick auf eine Personalie wie David Frost hier spannend. Denn der Talkshow-Moderator ist zwar irgendwo auch ein Klischee, doch eines, daß den Liberalismus gleichermaßen persifliert, wie entlarvt. Der schöne Mann, der Schaumschläger ohne Talente, der eigentlich ob seiner eigenen Existenz unzufrieden ist. Hier stellt der Film zwei Narzissten in den Mittelpunkt und serviert nuanciert Analysen.

Mit minimalistischstem Aufwand gelingt Ron Howard in Frost/Nixon der Blick in die Vergangenheit. Ob das Relevanz hat, ist anzuzweifeln, dennoch erweist der Film sich auf übergeordneten Ebenen als durchaus brisant. Atemberaubend spannend inszeniert der Film Dialoge, die von ebenso großartigen Schauspielern getragen werden.

Frost/Nixon Bewertung
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