Bewertung: 4 / 5
In einer nahen Zukunft hat die Menschheit es geschafft den genetischen Code soweit zu entschlüßeln, daß Menschen vor ihrer Geburt schon einen strikten Lebenslauf und Talente haben. Nur noch wenige Menschen werden auf die herkömmliche Art gezeugt, und die, die es werden weisen einen oder mehere genetische Defekte auf. Diese als "Invalde" bezeichneten Menschen führen ein Darsein im Schatten der Gesellscaft. Vincent Freeman (Ethan Hawke) ist einer dieser Menschen, während sein Bruder Anton (Loren Dean) eines der Gen-Babys war. Vincent leidet unter starker Kurzsichtigkeit und hat starke Herzpronleme. Die Ärzte sagten voraus, er würde nicht mehr als dreißig Jahre leben. Als nun Erwachsener Mann arbeitet Vincent in der Putzkolonne in den Räumen der Gattaca Aerospace Corportaon und träumt davon mit dem ersten bemannten Raumschiff zum Titan zu fahren. Über einen Mittelsmann lernt er Jermone (Jude Law) kennen. Einen der genetisch perfekten Menschen, der durch einen Selbstmordversuch an den Rollstuhl gefesselt wurde. Jermone verkauft Vincent seine Identität, die er braucht um in die Gebäude von Gattaca zu gelangen und seinen Traum zu erfüllen. Eines Tages kommt es zu einem Zwischenfall in den Räumen der Firma, bei welcher ein Mitarbeiter stirbt und dadurch unnötig Aufmerksamkeit auf Vincent und Jerome gelenkt wird.
Wenn man sich einen Film wie Gattaca zur Gemüte führt, dann hat dies wenig von herkömmlicher Unterhaltung. Viel mehr ist Gattaca ein Film, der sich natürlich ob seiner Prämisse mit zentralen Fragen des Seins befasst, aber auch für unsere heutige Zeit erstaunlich aktuell ist. Ja, ein kleiner philosophischer Exkurs ist hierbei angebracht: Wir leben in so schnellbeligen Zeiten, sind ständig auf Erfolg und das große "Mehr" aus und setzten uns selbst die Grenzen des Möglichen. Wenn man über die transhumanistischen Thesen spricht, dann wird jedem richtigen Humanisten sofort schlecht. So sollte es zumindet sein. Und dennoch sind wir mit all unseren Mitteln auf dem Besten Weg in eine solche Welt.
Es mag dem ein oder anderen sicherlich wie eine Verschwörungstheorie anmuten und auch ich habe keine Ahnung wie wir uns letztlich entwickeln. Dennoch gibt die Gegenwart uns genügend Hinweise. Und so verhält es sich auch mit Gattaca. Denn diese Dystopie ist so greifbar und gut durchdacht, daß selbst die satten, klaren Farben sich dem Umstand des Irrsinns nicht entziehen können. Und auch die Geschichte weiß um ihre Makel. So entlarvt sie die eigentliche Ideologie der Transhumanistik als fehlerhaft und unperfekt. Selbst der von Jude Law verkörperte Jerome, einer der Überlegenen Menschen, schafft es nach einem Unfall nicht mehr dem Anspruch an ihn gerecht zu werden. So lebt er zurückgezogen und versteckt in seinem Haus.
Weiterhin schafft es der Film eine zutiefst menschliche und lebensbejahende Botschaft zu senden. So hat Vincent einen Reagenzglas-Bruder namens Anton (Loren Dean). Und während Vincent sein Leben lang eigentlich immer die Nummer zwei hinter seinem Bruder war, gelingt es Vincent in seiner Unvollkommenheit eines Tages doch seinen Bruder im Wettkampf zu besiegen.
Es sind diese kleinen Versatzstücke der übergeordneten Handlung, die herbei ein so großes Ganzes ergeben. Gerade im zweiten Akt nimmt der Film so richtig an Fahrt auf. So kommt es innerhalb der Firma zu einem Zwischenfall, der Irene Cassini (Uma Thurman), die Behörden und den Detective Hugo (Alan Arkin) auf den Plan ruft. Während sich hierbei vor allem eine spannende Dynamik in Sachen Plot entwickelt, tritt auf der anderen Seite aber eine Liebesgeschichte ein, die nie so richtig zünden will. So bleibt Thurmans Charakter weitesgehend blaß und eindimensional und man fragt sich auch, ob es ihn letztlich gebraucht hätte.
So ist Gattaca ein in sich stimmiges, poetisches und sehr menschliches Werk geworden. Schauspielerisch solide, ist es vor allem die Handlung und die großartige Metaphorik denen sich die Protagonisten unterwerfen müssen. Eine kleine, blasse Liebe tut der Menschlichkeit keinen Abbruch, ist aber alles andere als nötig. Der Film stellt die richtigen Fragen und sollte heute eigentlich wesentlich bedeutener sein, als er es letztenendes ist. Außerdem sind die innere Logik und das Worldbuilding relativ klar und steril und fügen sich damit der inhaltlichen Bedeutung. Man bekommt zu jeder Zeit dein Eindruck, daß das alles durchdacht ist.