Bewertung: 3.5 / 5
Der eher zurückgezogene FBI-Agent Nate Foster (Daniel Radcliffe) ist ziemlich unzufrieden mit seinem Job, weil er herausfindet, daß ein vermeintlich islamistischer Anschlag in Wahrheit vom FBI inszeniert wurde. Bei einer Razzia beschlagnahmt das FBI radioaktives Ceasium, welches die Behörde mit den Terroristen in Verbindung bringt. Die FBI-Agentin Angela Zamparo (Toni Collete) vermutet jedoch, daß das Ceasium aus dem radikalen White-Supremacy-Terrornetzwerk stammt. Deshalb überredet sie Foster, sich unter den Mitgliedern des Netzwerkes undercover einschleusen zu lassen.
Ich gebe zu, daß auch diese Geschichte ein wenig an Klischees krankt. So ist Nate Foster irgendwie ein Nerd, der von seinen Kollegen belächelt wird. Dann haben wir diesen Oh, erwischen sie ihn jetzt-Moment, oder auch der Moment, in dem es dem Protagonisten einfach zu viel wird, oder der Moment, in welchem der Protagonist sich entscheiden muss, ob er jetzt etwas illegales tut und noch viele weitere.
Trailer zu Imperium
Aber wenn man das bei Seite lässt, so bekommt man einen teilweise sehr intensiven Thriller geboten. Denn der Film erweist sich zwar als relativ klassisch, aber auch zu keinem Zeitpunkt als absurd. Denn während des Schauens sind mir mehrere Beispiele für Filme eingefallen, die dann doch sehr ähnlich funktionieren. Ich dachte an die Spannung aus dem, nennen wir es mal Nazi-Slasher Green Room, die der Film sehr gut einfängt. Oder auch die ähnliche Handlung von BlacKkKlansman.
Doch während gerade letzterer einen großen Fehler darin macht, die Nazis allesamt als idiotisch und nicht ernstzunehmend abzustempeln, ist Imperium zu keinem Zeitpunkt "lustig", Man sieht wie die Personen der White-Supremacy eben agieren, um eben nicht von der Staatsgewalt erwischt zu werden. Gleichzeitig bedient der Film uns mit vermeintlich ambivalenten Charakteren, die tatsächlich über ihre Ideologie argumentieren können. Besonders gut haben mir hier Gerry Conway (Sam Trammell) und Andrew Blackwell (Chris Sullivan) gefallen. Denn natürlich ist die Ideologie der Nationalsozialisten völliger quatsch (um das mal möglichst politisch korrekt auszudrücken), aber es ist wichtig zu verstehen wie Manipultion eben funktioniert.
Und genau darin liegen die Stärken des Films. Denn während die Schauspieler ihre Rollen so zurückhaltend, aber wirkungsvoll verkörpern. Und auch Daniel Radcliffe, der mit Filmen wie Swiss Army Man, Jungle, oder auch Die Frau in Schwarz beweisen konnte, daß er einfach einer der besten Schauspieler seiner Generation ist, hier wieder auftrumphen kann, ist der Film zu keinem Zeitpunkt banal.
Man muss sich darüber bewusst sein, daß eben nicht alle Nazis Idioten sind. Der Seitenhieb geht mit freundlichen Grüßen an Jojo Rabbit. Nazis werden in Imperium als strukturiert, unglaublich vorsichtig und rhetorisch begabt dargestellt. Natürlich gibt es auch die klassischen Skin-Head-Schläger. Aber sie sind nicht alle so (vermeintlich) ungefährlich. Und darin sehe ich eine große Stärke des Films.
Doch wo Licht ist, da ist meistens auch Schatten. Und Imperium ist keinesfalls frei von Fehlern, da er auch wieder Klischees bedient. Und damit meine ich primär Filmklischees. Wir haben diese typischen Momente: Die Überforderung des Protagonisten, die Angst vor dem erwischt werden, den nerdigen Protagonisten. All das sind Dinge, die zumindest ich nicht brauche um das Geschehen nicht auch ohne diese spannend zu finden.
Und so entscheidet man sich wieder mal konventioneller zu sein, als man es eigentlich sein müsste. Daniel Radcliffe sollte eigentlich längst schon mit den großen Hollywoodregisseuren drehen, aber das ist ein anderes Thema. Der Supporting-Cast um Sam Trammell und Chris Sullivan ist sehr stark, und auch die Laufzeit ist extrem angenehm, da man sich kaum mit unnötigem Zeug aufhält. Dennoch fragt man sich auch, warum Themen wie der ausschlaggebende Anschlag später nicht mehr aufgegriffen werden.