Bewertung: 4.5 / 5
Jetzt kommt für heute direkt die zweite Kritik. Diese hier zum ungewöhnlichen Krimi In the Electric Mist aus dem Jahr 2009. Unter der Regie von Bertrand Tavernier entstand der Film, in dessen Hauptrolle Tommy Lee Jones brilliert. [u][b]Inhalt:[/b][/u] Während Detective Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) den Mord an einer jungen Frau untersucht, der vermutlich zu einer Mordserie zuzuordnen ist, entdeckt der Schauspieler Elrod Sykes (Peter Sarsgaard) eine weitere Leiche. Der tote Afroamerikaner scheint in irgendeiner Verbindung zur Mordserie zu stehen. Und während über all dem Verbrecherboss "Baby Feet" Balboni (John Goodman) düster im Hintergrund steht, versucht Robicheaux das Puzzle um die Morde zusammenzusetzen. [u][b]Kritik:[/b][/u] Der Film geht die gesamte Kriminalgeschichte insgesamt auf eine eher ungewöhnliche Weise an. Die Figuren, allen voran Dave Robicheaux, stehen hier im Vordergrund. Insbesondere der Gegensatz zwischen ihm und dem Verbrecherbos Balboni sorgt immer wieder für großartige Szenen. Da stimmt die Chemie und insbesondere Goodmans süffisant-bösartiges Spiel kann hier begeistern. Daher widmen wir uns zunächst dem Dreh- und Angelpunkt der Handlung. [b]Figuren:[/b] Vorneweg geht [i]Tommy Lee Jones[/i] in seiner Rolle als [i]Detective Dave Robicheaux[/i] mit unterschiedlichen Problemen. In der Nähe des Alkoholismus, eine rebellische Adoptivtochter und ein undurchsichtiger Verbrecherboss in der eigenen Stadt, alles in allem keine glückliche Lage. Jones spielt den abgehalfterten Sheriff mit der nötigen Waage zwischen Lässigkeit, Routine und Härte. Kommt es darauf an, bricht er aus seiner locker-kumpelhaften Art aus und wendet auch reflexartig Gewalt an. Anders herum wird er im Ort respektiert, nicht zuletzt aufgrund oder trotz seines Respekts gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung, welcher im ehemals südstaatlichen Louisiana auch Jahrzehnte nach Aufhebung der Rassentrennung nicht selbstverständlich erscheint. Jones spielt extrem stark auf und überzeugt mit all seiner Routine vollständig über die ganze Distanz. Weitere zentrale Figur ist [i]Peter Sarsgaard[/i] in seiner Rolle als [i]Elrod Sykes[/i]. Der Hollywood-Beaux wird von Robicheaux zunächst skeptisch beäugt und hilft teils absichtlich, teils unbeabsichtigt bei dessen Ermittlungen. Die Figur, von Sarsgaard toll mit Leben gefüllt, ist locker, lässig, Alkoholiker, insgesamt ein sehr klischeehafter und doch überzeugender Charakter. Wirklich wichtig ist noch die Figur des Verbrecherbosses [i]Julie "Baby Feet" Balboni[/i], wahrhaft genial gespielt von [i]John Goodman[/i], den man so noch nicht gesehen hat. Ekelhaft, überheblich, süffisant und schlichtweg fies verkörpert er hier den lokalen Verbrecherbaron, der stets über allem steht und im düster im Hintergrund droht. Goodman, sonst immer der lustige Kerl von nebenan, kann hier eindrucksvoll beweisen, dass er sehr viel mehr beherrscht, als bloß Witze reißen. ___ Der Film entfernt sich weitestgehend von den üblichen Konventionen eines typischen Krimis und bewegt sich vorwiegend abseits ausgetretener Pfade. Über die ganze Zeit trifft Robicheaux immer wieder auf einen Südstaaten Offizier aus dem Bürgerkrieg, den nur er sehen kann und der ihm Ratschläge erteilt. Dabei bleibt durchweg offen, ob und wodurch diese scheinbare Wahnvorstellung zu erklären ist. Der Zuschauer bleibt mit der Beantwortung dieser Frage seiner eigenen Phantasie überlassen und auch Jones Figur erfährt bis zum Ende nicht genau, was es mit diesen Begegnungen auf sich hat. Die Inszenierung ist über die gesamte Zeit von einem extremen Südstaaten-Flair durchdrungen, welches durch den Einsatz von Deep-South-Sounds absolut atmosphärisch daherkommt. Die teilweise sehr fremdartig wirkenden Klänge, welche oftmals nicht so recht zum Thema des Films passen wollen, kreieren eine ganz eigene Stimmung, die den Film fast zu einer Reise in eine fremde Welt werden lassen, die von der Zeit vergessen wurde. Die Bilder aus Louisiana triefen anders als in üblichen Südstaaten-Filmen nicht permanent von Nebel und zeigen ständig nur Sümpfe, sondern sind meist sonnig und hell gestaltet. Der Süden präsentiert sich hier quasi von seiner besten Seite und verzaubert in seiner Darstellung. Obgleich der Film im Mittelteil ein paar Längen aufweist und damit teils gestreckt wirkt, bleibt die Spannung trotzdem immer präsent. Die Kriminalgeschichte kann überzeugen und sorgt stets für den roten Faden im Hintergrund. Die Figuren funktionieren und alles in allem läuft der Film mit seinem eigenartigen Flair sehr rund. [u][b]Fazit:[/b][/u] In the Electric Mist ist ein eigenartiges Stück Film geworden. Die tollen, gut ausgearbeiteten Figuren inmitten einer genialen Geschichte, welche von einem tollen Drehbuch unterstützt werden, eingebettet in das Südstaatenflair und die perfekte und doch eigenartige Soundkulisse wecken Interesse und funktionieren super. Insgesamt bekommt In the Electric Mist von mir [u][b]9/10 Punkten bzw. 4,5/5 Hüten,[/b][/u] da er trotz leichter Längen im Mittelteil ein klasse Film geworden ist, der mich überrascht, verzaubert, verwundert und begeistert hat. Trotz der ruhigen Erzählweise vermengen sich Darsteller, Sound und Bilder zu einem sehr homogenem Ganzen. Wer bereit ist, sich auf diesen etwas anderen Krimi einzulassen, wird sehr viel Tolles an diesem Film finden und äußerst kurzweilige 117 Minuten verbringen. -> Ein echter Geheimtip!!
In the Electric Mist - Mord in Louisiana Bewertung