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Inherent Vice - Natürliche Mängel

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Inherent Vice - Natürliche Mängel Kritik

Inherent Vice - Natürliche Mängel Kritik

Inherent Vice - Natürliche Mängel Kritik
0 Kommentare - 09.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Inherent Vice - Natürliche Mängel" ist.
Inherent Vice - Natürliche Mängel

Bewertung: 4 / 5

Los Angeles im Jahr 1970: Der Privatdetektiv und Junkie Larry „Doc“ Sportello (Joaquin Phoenix) wird von seiner alten Freundin Shasta (Katherine Waterson) besucht. Sie erzählt ihm von einer Affäre mit dem Milliardär Mickey Wolfmann (Eric Roberts) und davon, dessen Frau Sloane (Serena Scott Thomas) und deren Liebhaber zu entführen und in eine psychiatrische Anstalt zu verfrachten. Doc soll ihr nun Helfen dieses Vorhaben zu verhindern. Doch kaum nimmt sich Doc der Sache an, verschwindet Mickey auch scon. Während Mickey bemüht ist den Fall aufzuklären schalten sich auch der Polizist Christain „Bigfoot“ Bjornsen (Josh Brolin) und andere zwielichtige Gestalten ein.

Ein Konstrukt, das ist ein Film. Eine Ansammlung von Teilen, die an die richtige Stelle gebracht werden müssen, um ein großes ganzes zu kreieren. Ein Narrativ, eine Geschichte, ein Hauptcharakter, dem man folgen möchte und eine Botschaft. All das, macht einen Film wohl zu einem Film. Es gibt solche Regeln, auch wenn es sich anfühlt, als wäre man in einem Zustand pädagogischer Fürsorge gefangen, nach welchem man sich an Regeln halten muss, um überhaupt etwas zu erzählen. Nicht umsonst kann man Drehbuch, Regie und alles andere an einem Film auch studieren und dann kommen die Regisseure, die einen so ein wenig daran zweifeln lassen, daß es im Film auch um Regeln geht. Es ist grundsätzlich nichts Intelligentes daran bestehende Konzepte umzudrehen oder auf alle Normen zu pfeifen. Zumal das kaum möglich sein dürfte, schließlich ist jede Form der Kunst bereits von etwas Bestehendem inspiriert und man kann dann wirklich nur recht behalten, wenn man die Henne-und-Ei-Diskussion mit höheren Instanzen aus philosophieren will. Paul Thomas Anderson ist ein Regisseur, der nie so leicht verdaulich ist. All seine Filme sind irgendwie schräg. Schräg im positiven oder schräg im negativen Sinne. Das ist jedem selbst überlassen. Inherent Vice – Natürliche Mängel beweist das und erweist sich in Sachen Struktur, als ein Film, der wirklich keine Struktur hat.

Wann immer man über das Werk von Anderson spricht, dann hört man vor allem, daß es sich um einen hochkomplexen Film handelt, der eine Geschichte entspinnt, bei der man lange braucht, um so zu entwirren. Ist das wirklich so? Geht es in diesem Film überhaupt um etwas? Das wäre an der Stelle eine Frage, die ich mal einfach so in den Raum stellen würde. Eine interessante und originelle Geschichte zu erzählen ist ja, wie bereits angesprochen ohnehin etwas, an dem man sich stoßen wird und was im Kino, im Film wirklich zählt, ist das Spiel mit dem Medium. Es soll um Bilder gehen, nicht um Geschichten. Daran stößt sich unter anderem auch ein Christopher Nolan gerne mal. Immerhin bewies er das ja mit Tenet (2020) und das ist nicht einfach nur irgendein Vergleich, den man nur bringt, weil einem nichts Besseres einfällt. Denn beide Werke, also auch Inherent Vice – Natürliche Mängel werfen die Frage nach dem „Warum?“ in den Raum. Ist es die Mühe wert, sich mit all den Strapazen zu befassen, wenn man sie nicht auflösen kann, oder ist das vielleicht ein genialer Schachzug, einen Film zu inszenieren, der eine Leerstelle bleibt. Zugegeben, Tenet ist nicht nur nicht komplex, sondern auch erschreckend banal. Währenddessen handelt Anderson gleichsam die Frage aus, wie real alles ist, was man sieht. Man hat es hier schließlich mit einer Epoche und einer Hauptfigur zu tun, die im Drogenrausch stattfindet und dann könnte all diese Schwere, die dem vermeintlich großen Hollywood anlastet auch völlig nutzlos sein. Sofern man den Film denn als Allegorie auf weitere Filme sieht.

Insgesamt erinnert das Werk vor allem an Andersons Licorice Pizza (2021). Ob skurrile Figuren, ein nicht vorhersehbares Finale und eine nicht näher definierte, sondern einfach nur gezeigte Odyssee in einer Welt, die so ein wenig grotesk anmutet. Der Film lebt eben von diesen einzelnen Momenten, in denen Joaquin Phoenix’s Figur sich ein Bild von einem Kind anschaut, losschreit und dann einfach wieder seelenruhig auf die Person ihm gegenüber reagiert. Da ist Paul Thomas Anderson tatsächlich auf der Höhe seines Schaffens. Denn er versteht es wie nur die wenigsten seiner Kollegen tatsächlich wirklich witzige und einprägsame Momente zu schaffen, die aus der puren Absurdität geboren werden. Mal sind es die Momente, die voller Wahnwitz stecken und bei denen man völlig sprachlos oder fragend am Film klebt. Und mal sind es einfach nur völlig gewöhnliche Situationen, in denen eine Figur tatsächlich etwas Unerwartetes tut. Das ist keine besonders tiefergehende Analyse ob irgendwelcher philosophischer Themen und Gedanken. Es ist einfach schräg und will zumindest auf dieser Ebene vermutlich auch nicht viel mehr sein.

Lässt man also mal die Geschichte außen vor und befasst sich ausschließlich mit den Charakteren und den Momenten, dann fällt auf, daß Anderson die romantischen Blicke auf vergangene Tage entzaubert. Vielleicht ist das sogar die größte Stärke von Inherent Vice – Natürliche Mängel. Es soll nicht um die Geschichte gehen. Es soll auch nicht um die Romantik vergangener Tage gehen, wie etwa in einem Once Upon a Time in Hollywood (2019). Es geht letzten Endes darum, dem Zuschauer begreiflich zu machen, daß es auch nicht darum gehen kann überhaupt etwas zu verstehen. Weil hier wieder mit der konfusen Geschichte gespielt wird. So ein wenig kratzt der Film dabei am Image der 68-Bewegung, die ihr Dasein vielleicht auch zu Teilen mit einer wirklich peinlichen Form von Revolution verbracht haben. Doch Anderson schießt hier ebenso gegen das Establishment, indem er auch Funktionäre dessen als ziemlich haarscharf am Rande der Legalität agieren lässt. Es ist eben alles möglich in einem solchen Film, der von jüdischen Nazis und irgendwelchen Sekten berichtet, die auch nicht mehr so klar denken können. Inmitten dieser grotesken Farce ist dann Joaquin Phoenix. Ein Schauspieler, der ähnlich wie so viele seiner Kollegen unter anderem auch Leonardo DiCaptrio die so ersehnte Oscar-Trophäe für den falschen Film gewonnen hat. Wer tatsächlich echtes Schauspiel sehen möchte, der sollte sich tatsächlich dann eher mit diesem Film befassen. Denn es ist grotesk, in jedweder Hinsicht. Phoenix leistet es sich, sich seinem Regisseur und dessen Vorstellungen komplett unterzuordnen und legt somit seine Figur als Farce aus. Der heimliche Star hingegen ist Katherine Waterson, die man nun einige Jahre später wohl als eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation bezeichnen muss. Das laszive und machthungrige, ihrer verlorenen Figur ist in den wenigen Momenten ihres Erscheinens so einprägsam, daß sie neben einem Phoenix, einem Josh Brolin oder auch Benicio del Toro alles an die Wand spielt. Und das ist etwas, was man erstmal schaffen muss.

Normalerweise liegen mir so Kritiken gar nicht, in denen es nur darum geht, zu sagen, wie gut etwas ist. Es stimmt schon, so ein wenig lässt Inherent Vice – Natürliche Mängel auch daran zweifeln, ob man das überhaupt begreift. Große Kritik an Individuen, die hier für ein System stehen und einer tiefschürfenden Frage hinter dem Werk kann man vermutlich suchen, doch das ist vielleicht auch der Knackpunkt. Und daher sollte man diesen Film wohl als etwas bewerten, dessen man sich im Film so selten sicher sein kann und was einen guten Film auch schwer greifbar macht. Dieser Film ist ein reines Gefühl, auch wenn er sich an Erklärungen abarbeitet, sollte man Andersons Werk fühlen, statt versuchen es zu begreifen.

Eines wird deutlich, wenn man sich mit Inherent Vice – Natürliche Mängel befasst. Paul Thomas Anderson versucht sich bewusst jeder Form von Anpassung zu entziehen. Absurde Momente über die Geschichte. Veränderung über Anpassung und über allem auch den Mut, vor kompletter Entblößung einiger Figuren und damit auch vor einer Gesellschaft. Was das soll, ist nicht die Frage. Was daraus wird, ist herrlich verwirrend, doch genau darum ist es wohl gute Kunst.

Trailer zu Inherent Vice - Natürliche Mängel

Inherent Vice - Natürliche Mängel Bewertung
Bewertung des Films
810

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