Bewertung: 4.5 / 5
"I have this 20 million dollar film and its a desaster. And now Im thinking about shooting myself."
Nach Francis Ford Coppola ist Apocalypse Now kein Film über den Vietnamkrieg, er ist der Vietnamkrieg. Und darüber hinaus eine gute Allegorie für den Abstieg in den Wahnsinn und die Konfrontation mit seinen innersten Ängsten. Hearts of Darkness, der vom Titel her näher am Buch ist, auf dem der Film ganz lose basiert, ist nun die perfekte Dokumentation zum Wahnsinnsdreh zu diesem Wahnsinnsfilm.
Eleanor Coppola war wohl zentral bei der Erstellung der Dokumentation, sie hatte eigens für eine solche Filmaufnahmen vom Dreh gemacht und auch teilweise vertrauliche Gespräche aufgezeichnet, die sie hierfür nochmal raus gekramt hat. Und der Film muss ein echter Alptraum für F.F. Coppola gewesen sein, der bis dahin logistisch anspruchsvollste über ein heikles Thema, und dann ging alles den Bach runter.
Einige der Probleme sind inzwischen schon gut bekannt, wie zum Beispiel, dass Marlon Brando übergewichtig und nicht vorbereitet zum Dreh erschien, oder das die Hauptrolle ursprünglich mal von Harvey Keitel gespielt werden sollte. Das sind natürlich witzige Geschichten, der Film unterlegt das nun aber mit durchaus persönlichen Aufnahmen und Gesprächsmitschnitten, die das ganze Chaos offenbaren. So war Brando wohl nicht nur nicht in Form, er war auch noch ausgesprochen sensibel was das Thema anging und weigerte sich, sich dementsprechend anders von Coppola in Szene setzen zu lassen. So verbrachte er die ersten Tage damit, seine Rolle mit Coppola zu diskutieren, wobei auch klar wurde, dass er noch nicht einmal die Buchvorlage von Joseph Conrad gelesen hatte. Er war quasi das Negativ eines "Method Actors". Coppola hatte ihn gegen drei Millionen Gage für gerade einmal drei Wochen gebucht, und muss spätestens an dem Punkt dem Irrsinn nahe gewesen sein.
Weitere Highlights, ohne jetzt den Film zu erzählen: die Helikopter waren von der philippinischen Armee geborgt und flogen ab und an während des Drehs einfach weg, um gegen echte Guerillas im Dschungel zu kämpfen. Sam Bottoms (Lance) war während der Arbeiten so ziemlich genau auf den Sachen drauf, von denen er im Film redet. Ein Taifun zerstört sämtliche Kulissen, und Martin Sheen raucht drei Packungen Kippen am Tag, ist besoffen am Set und hat einen Herzanfall. Die Dokumentation ist genau das, was der englische Untertitel verspricht, "A Filmmakers Apocalypse".
Es bleibt dabei aber auch angenehm persönlich, und man lässt Coppola immer wieder die verrückten 238 Drehtage kommentieren. Seine aufkommende Panik wird dabei mehr als verständlich, denn wie er selber sagt, niemand will einen Film über ein wichtiges Thema drehen, und das Ergebnis ist ein pompöses, lächerliches Debakel. Aber manchmal kommen Karma und Talent dann doch zusammen, und am Ende stand einer der besten Filme, die je gemacht wurden. Und diese Doku ist der Tribut an alle Beteiligten.