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Jojo Rabbit

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Jojo Rabbit Kritik

Jojo Rabbit Kritik

Jojo Rabbit Kritik
0 Kommentare - 07.01.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Jojo Rabbit" ist.
Jojo Rabbit

Bewertung: 3 / 5

Der kleine Jojo Betzler (Roman Griffin Davis) ist ein stolzer Nazi, der unter den wachen Augen seiner liebevollen Mutter Rosie (Scarlett Johansson) aufwächst. Als Mitglied der Hitler-Jugend lernt er zu maschieren und zu kämpfen und hasst vor allem eines: Juden. Bei allem steht ihm dazu noch sein imaginärer bester Freund in Form von Adolf Hitler (Taika Waititi) zur Seite. Eines Tages entdeckt er das seine Mutter die Jüdin Elsa Korr (Thomasin McKenzie) in ihrem Haus versteckt hat und beginnt langsam das Geschehene zu hinterfragen.

Jojo Rabbit ist zu Beginn vielleicht der mit Abstand skurrilste Film über das Dritte Reich, den ich persönlich gesehen habe. Das bietet an der Stelle tatsächlich mal einen anderen Blick auf eben dieses, und ist nicht der klassische alljährliche X-te Oscar bait über das Dritte Reich à la Die dunkelste Stunde, oder The Kings Speech. Wenn man über einen solchen Film diskutiert, dann kommt aus unerfindlichen Gründen auch gleich immer diese moralische Frage auf: Darf man das? Ist sowas witzig? Nun ich für meinen Teil sehe es so: Natürlich darf man das. Man darf in der Kunst alles, man muss nur nicht.

Trailer zu Jojo Rabbit

Und auch Regisseur Taika Waititi scheint dieser Aufassung zu sein, und berauft sich bei dieser Literaturverfilmung auf den großen Charlie Chaplin. Dabei entpuppt sich Waititi leider als ziemlich Anti-Intellektueller. Denn während er sich fälscherlicherweise mit Chaplin gleichsetzt, so vergisst auch er, daß Chaplin später sagte, daß er Der große Diktator nie gedreht hätte, wenn er exakt gewusst hätte, was in den Konzentrationlagern wirklich vonstatten gegangen ist. Darüberhinaus gab Waititi selbst an, daß er die literarische Vorlage selbst nur bis zur Hälfte gelesen habe. Schlechte Vorbreitung würde ich behaupten.

Wem das alles aber egal ist, der wird mit Jojo Rabbit sicherlich seine Freude haben. Und ja, ich gebe zu, daß ich das auch hatte. Der Film ist tatsächlich an manchen Stellen richtig witzig. Gerade wenn Jojo Elsa von dem was sie in der Schule über Juden gelernt haben berichtet ist nicht nur witzig, sondern halbwegs intelligent. Wie Propaganda hier überspitzt dargestellt wird, erachte ich als wirklich clever. Auf der anderen Seite macht auch der Cast eine Menge Spaß. Wenngleich Rebel Wilson eigentlich nicht mehr in Hollywood arbeiten sollte, so sind doch Sam Rockwell als Ausbilder und Stephen Merchant Gestapo Offizier wirklich witzig. Indess schafft es der Film in solchen Momenten auch den Spagat zwischen lustig und ernst wirklich toll zu adaptieren.

Doch dann entpuppt sich der Film leider auch immer wieder als komplett idiotisch. So entgegnet Elsa Jojo ihm auf die Frage, ob er denn ein Nazi sei mit: Du bist kein Nazi Jojo, du bist ein zehnjähriger Junge der Hackenkreuze gut findet, gerne in lustigen Uniformen rumläuft und gerne zu einem Verein dazu gehören möchte. Ehm, ja genau. Also im Klartext: Du bist kein Nazi, wenn du in Naziuniformen rumläufst und dein Land von Juden reinigen willst? Tut mir Leid, aber das ist an der Stelle dermaßen blödsinning, daß ich mir vorkomme, als hätte ich gerade einen Aussetzer im Großhirn gehabt. Genau das macht Nazis aus: Nämlich mitmachen und nicht mitdenken. Opportunismus mag ja vielleicht für manch einen ok gehen, ich für meinen Teil erachte das widerlich.

Und während ich den Film nun zum zweiten mal schaute, überlegte ich, an was mich dieser Film so erinnert. Und da fiel mir im Prinzip besonders Der Junge im gestreiften Pyjama ein. Denn auch dieser Film erzählt das NS-Regime aus der Sicht eines kleinen Jungen. Was die Kritiker damals als obsolet und infantil bezeichneten, reicht im Jahr 2020 für einen Oscar aus. Das beste adaptierte Drehbuch für einen Trottel, der nicht mal das Buch zu Ende gelesen, geschweige denn den zweiten Weltkrieg verstanden hat. Ja, der Film macht mich in manchen Bereichen sehr sauer. Er erweist sich nämlich nicht nur als dämliche Blödelkomödie, sondern eben auch als unglaublich naiv.

Und über allem tront halt dann auch die Existenzberechtigung des Films. Denn wer soll darauß was lernen. Ja, Hitler entpuppt sich als der Böse, und während ich im Kino saß, ließ ich ein völlig ironisches, lautes "WAS?" aus, um meine Verwunderung mitzuteilen. Ja, jetzt habe ich wirklich was gelernt. Wem soll dieser Film nutzen frage ich mich. Kindern? Soll man 6-10 jährige mit dem Nationalsozialimus konfrontieren? Erwachsenen? Tut mir Leid, wenn die es bis dato nicht verstanden haben, warum sollen sie es jetzt verstehen, geschweige denn zuhören wollen? Dieser Film hat in meinen Augen also wirklich gar keine Darseinsberechtigung, weil er uns nichts erzählt, was wir nicht (hoffentlich) alle schon wussten.

Aber wenn man diese geschichtlichen und historischen Idiotien außen vor lässt, so bekommt man mit Jojo Rabbit eine unterhaltsame Komödie. Sie ist bisweilen wirklich witzig, und schafft es auch im emotionalen Apsekt abzuholen. Weiß der Geier, warum Scarlett Johansson für ihre Rolle hier für den Oscar nominiert wurde, aber das die Academy nicht allzu viel Ahnung von Schauspiel, geschweige denn Kunst hat, ist jedem der Green Book als Besten Film, und Joaquin Phoenix als Besten Hauptdarsteller kennt, sicherlich geläufig.

Abeschließend bleibt mir nur zu sagen, daß der Film zu unterhalten weiß. Waititi ein gutes Schauspiel an den Tag legt, aber auch absolut ungebildet und idiotisch ist. Als Blödelkomödie, mit (unvorhersehbarem?!?) Twist reiht sich das gleich neben die Götterdämmerung ein, die er auch schon nicht verstanden hat. Ich würde vorschlagen, daß er sich mehr auf Sachen fixiziert, die eben keinen ernsten Kern, wie etwa das nordische Ragnarök, oder das Dritte Reich haben. Viele Gags sind mehr als nur lustig, aber den Film als Meisterwerk, und damit in die Riege von Schindlers Liste, oder dem brillanten Der Pianist zu stellen, ist absolut wahnsinnig und eigentlich der Beste WItz am gesamten Film.

Jojo Rabbit Bewertung
Bewertung des Films
610

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