Bewertung: 4 / 5
Eigentlich ist Last Christmas ein typischer Kandidat für eine 6 bis 7. Recht seicht, alles etwas überkandidelt, ein bisschen aufgesetzt und zu kunterbunt - aber was genau will man denn zur kommenden Weihnachtszeit sonst? Auf der anderen Seite ist Regisseur Paul Feig ein für seine Verhältnisse fäkalhumorfreier, wirklich berührender Film gelungen, der Charme hat, Wham!-Songs hochleben lässt und beweist, dass Emilia Clarke mehr kann als nackt aus dem Feuer steigen. Scheint, als hätte die sympathische Strahlemaus ihr Genre gefunden!
Last Christmas Kritik
Kate (Clarke) gehört zu den Freunden, die immer etwas verpeilt, tollpatschig und verplant sind, und damit ihre Umwelt zum Rasen bringen. Stets auf der Suche nach einer neuen Bleibe für die Nacht, gibt der rastlosen Mittzwanzigern nur ihr Job in einem Weihnachtsladen so etwas wie Stabilität, dank Santa (Michelle Yeoh). Ihre Mutter (Emma Thompson): Nach einer OP, die Kate durchmachen musste, überbesorgt. Ihre Schwester: Karrieresicher und stets mit erhobenem Zeigefinder. Und Dad? Nun ja, macht sich auch rar. Aber dann läuft Kate der sympathische Tom (Henry Golding) über den Weg - und das wieder und wieder...
Trailer zu Last Christmas
Der grobe Inhalt von Last Christmas klingt tatsächlich wie eine dieser typischen Romantikfilmchen, die aus der Feder von Nicholas Sparks stammen könnten, und auch ein Mix aus Tatsächlich... Liebe und Sie liebt ihn - sie liebt ihn nicht ist zu spüren. Aber was viele dieser Filme vereint, ist neben aller Komik ein sentimentaler Touch, eine traurige Begebenheit, der sie für viele Menschen eben so berührend macht. Wir waren also mehr als erstaunt, dass gerade Paul Feig, nach Perlen wie Brautalarm oder Ghostbusters, ein Händchen hat für mehr als ruppige Szenen und rüde Gags.
Wir sind uns sicher, dass dies absolut ein Verdienst von Emma Thompson ist, die Kates Mutter spielt, und sowohl als Produzentin als auch Drehbuchautorin nicht zu knapp am Film mitreden durfte. Last Christmas ist deutlich entspannter ohne Brachialhumor und erstaunlicherweise mit einigen wirklich gut getimten witzigen Szenen. Einerseits brachte uns eine Szene im Weihnachtsladen den Lachtränen nahe (jedenfalls im Originalton), andererseits gab es am Ende wirklich traurige und herzliche Momente, die ebenso emotional an uns gerührt haben.
Und das ist zum einen den zeitlosen Klassikern von Wham! und George Michael zu verdanken, zum anderen auch der hinreißenden Emilia Clarke. Zwar kann einem ihr Laisser Faire ganz schön auf den Geist gehen, aber die Schauspielerin spielt die Rolle so wunderbar frisch und herzlich, mit all ihren traurigen und lustigen Facetten, was ihr zuvor schon Ein ganzes halbes Jahr gelang. Eventuell muss sie nach dem Ende von Game of Thrones achtgeben, nicht zu sehr auf ein Fach festgelegt zu werden, aber sie passt wirklich wunderbar in solche Rollen - und man staunt, was sie mit ihren Augenbrauen zustandebringt!
Auch erleben wir mal wieder London von seiner wunderhübschen Seite, und der Film greift mit dem jugoslawischen Familienhintergrund nebst Flucht auch eine rare Story auf. Speziell Thompson geht in ihrer Rolle als verbitterte Mutter so richtig auf und man staunt, was sie und Clarke für Sprachfertigkeiten an den Tag legen. Aber das sollte nach der dothrakischen Sprache echt kein Problem sein...
In einer Kritik lasen wir, dass diese "Romcom wie ein überfüllter Truthahn ist", nebst entsprechender Bewertung. Aber ja, genau das ist das Richtige zu dieser Jahreszeit! Herz, Schmerz, Lachen, Weinen, Kitsch - und Liebe. Immer wieder Liebe! Wir fanden Last Christmas wirklich schön, mit all seinen Facetten und selbst den ein, zwei Hängern in der Mitte. Für uns jedenfalls ein Film, der die Liste der viel zu oft gesehenen Weihnachtsklassiker wunderbar erweitert - und mit Wham! inkl. neuem Song von George Michael zudem einer tollen Version des Weihnachtshits von Emilia Clarke und einem Miniauftritt von Andrew Ridgeley auch für Musikfans ein Erlebnis ist.