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Little Miss Sunshine

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Little Miss Sunshine Kritik

Little Miss Sunshine Kritik

Little Miss Sunshine Kritik
0 Kommentare - 24.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Little Miss Sunshine" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Für die kleine Olive Hoover steht ein großer Tag bevor. Wahnsinnig freut sie sich darüber, die Chance zu bekommen, die „Little Miss Sunshine“ zu werden. Ihre Familie entscheidet, daß dennoch pummelige Mädchen vollends zu unterstützen. Kurz darauf macht sich die Familie in einem alten, gelben VW-Bus zum Austragungsort in New Mexiko. Darunter sind der optimistische Vater Richard (Greg Kinnear), die überforderte Mutter Sheryl (Tone Collette), der rhetorisch seichtere Edwin (Alan Arkin), sowie der suizidgefährdete Onkel Frank (Steve Carell) und der schweigsame Bruder Dwayne (Paul Dano). Zusammen begeben sie sich auf eine chaotische Reise.

Perfektion ist das Streben nach purem Erfolg, glaubt man den Ideologie-Ratgebern zur Selbstoptimierung. Man ist Wert, wenn man in Wert gemessen wird. Das ist diese kleine unsaubere Wahrheit, die hinter jedem kapitalistischen Triebt steht und nach welchem die Entmenschlichung des Individuums indessen klar vorprogrammiert ist. So einer kleinen Indoktrinierung und Anpassung muss sich auch die Familie unterwerfen, was verwundert, ist sie doch häufig für Konservative die einzige Legitimation ihrer sonst völlig aus der Welt gefallenen und versteinerten Ansichten. Aber so übernimmt eben ein System das Individuum. Man will sich da im Falle dieses Werks gar nichts vormachen, weil das, was da passiert, auch gerade aus heutiger Sicht durchaus aktueller denn je ist. Es geht im Kern um Loser. Nicht als Beleidigung gemeint, aber im gesellschaftlichen Konsens, bei dem man sich auf die ein oder andere Definition von Erfolg schon lange geeinigt hat, spielen diese Menschen am unteren Ende der Nahrungskette eine Rolle. Nun ist Little Miss Sunshine zunächst ein Film, der lange mit dem auf sich warten lässt, was vielleicht die Ausgangslage sein sollte und damit den ein oder anderen Zuschauer vielleicht ein wenig irritiert. Denn man muss sich ja mal die Frage gefallen lassen, warum sich Menschen mit ihrem kleinen Sprössling auf den Weg machen, um ein irgend so einer grenzdebilen und teilweise perversen Miss-Wahl teilzunehmen? Es ist ein wenig vermessen, ja ich weiß schon.

Doch was da auf dem Weg hin passiert, daß ist schon beachtlich, weil es so gar nicht in die Zeit der 2000er passte und auch Jahre später vielleicht sogar nochmal an Aktualität gewonnen hat. Es geht um eine recht moderat große Familie. Ein suizidgefährdeter und homosexueller Onkel, ein Jugendlicher, der ein Schweigegelübde abgelegt hat, ein übersexualisierter Opa und eben zwei Eltern, die nicht so ganz wissen, wie sie das alles unter einen Hut bringen soll. Man will nicht lügen und muss dann wiederum trotz dieser Figuren auch erkennen, daß natürlich Little Miss Sunshine auch ein wenig mit Klischees spielt. Die Figuren sehen so aus, wie man sie sich wohl erwarten würde, wenn man die Prämisse erklärt bekäme und auch verhalten sie sich dementsprechend. Kurz um, die Charaktere sind sympathisch, aber auch keine greifbaren Menschen in dem Sinne. Doch auf der anderen Seite ist es wiederum schon erstaunlich, wie sehr sich dieser Roadtrip um eine Familie, die eigentlich in ihrer Konstellation in anderen Filmen wohl den Spaß ihres Lebens hätte, hier dem entzieht, was man so schön vorgegaukelt bekommt. Der amerikanische Traum und die heile Welt der Familie spielen hier keine Rolle. Es ist natürlich auch wieder eine amerikanische Sicht, die der Film einnimmt, aber wenn Opa aus dem Van schreit, daß er gerne an einer Tankstelle ein Porno-Heftchen gekauft bekommen möchte, dann hat das schon so gar nichts mehr mit dem Bild von Familie zu tun, was eben das prüde Amerika gerne zeichnen würde.

Indessen könnte Little Miss Sunshine durchaus auch etwas derber in dem Sinne sein, daß man die konservativen Konventionen noch freier offenlegt. Das passiert zwar schon, aber dann doch eher zum Finale hin. Und man sieht sie alle, diese Menschen, die kleine Mädchen, von vier bis neun Jahren zu irgendeiner vorgespielten Einzigartigkeit trimmen, um diese peinliche und grauenhafte Miss-Wahl zu gewinnen. Nun, da passt diese Familie aber so gar nicht rein. Man kennt ja diese Menschen, die dazu neigen, von Geburt an auf den Erfolg ihrer eigenen Plagen zu setzten und sich dadurch mitunter vielleicht sogar eine sehr kranke Nachkommenschaft nachziehen. Es ist nicht so, daß dieser Film das einzig zu seinem Ziel gehabt hätte und das Finale dahingehend herausstechender wäre als es die anderen Momente sind, doch der Film macht in solchen Einzelmomenten tatsächlich etwas Großes. Und damit ist er auch gereift, weil dieser Drang zur Selbstoptimierung und zur Anpassung an das System, an höhere Instanzen, oder eben ein großer Gemeinschaftszwang und der Druck dem eigenen Rollenbild gerecht zu werden, heute vermutlich noch schlimmer ist, als es in den 2000er Jahren der Fall war. Und dieser Druck, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden ist ja dann wiederum schwierig zu hinterfragen, weil das strukturelle dahinter so perfide ist. Beispielsweise könnte das so aussehen, daß die Mutter sich mit einer anderen Mutter unterhält, diese von ihrem erfolgreichen Kind erzählt, die Mutter sich kleiner fühlt, dann eine Erwartung an das Kind stellt, die das Kind entweder erfüllt, oder auch nicht. Und dann hat man ja schon einen riesigen Rattenschwanz, der daran hängt.

Es ist zudem auch kein Zufall, daß sich Little Miss Sunshine immer wieder mit Nietzsche beschäftigt. Das ist in dem Sinne fast schon subtil und es wird deutlich, daß das Thema Übermensch eines ist, daß für diese Form von Gesellschaft zentral ist. Der Übermensch besagt quasi, daß man sich von allen gesellschaftlichen Normen und Werten, der Moral, wie auch der Einteilung in Gut und Böse lösen muss, um ein solcher zu werden. Das ist ja im Prinzip die Kernaussage, des Films, die sich dann wiederum mit dem beißt, was man aus einer modernen Gesellschaft kennt, nämlich dem Erschaffen des Übermenschen durch totale Anpassung und Selbstoptimierung. Das heißt also in diesem Werk treffen zwei philosophische, wobei letzteres eher eine Konvention ist, Richtungen aufeinander, die im direkten Konflikt stehen. Und tatsächlich ist es ja auch beachtlich, daß der gesamte Film, eigentlich von seiner reinen Aufmachung, wie ein klassischer Feelgood-Film wirkt, aber zu keinem Zeitpunkt irgendwie gute Laune herrscht, besser gesagt, der Zuschauer hier mit Menschen konfrontiert ist, die eben Ecken und Kannten haben.

Etwas schleppend kommt diese Familie aus Little Muss Sunshine in Fahrt. Doch wenn man zwischen den Zeilen liest und sich nicht von der Ausgangslage verärgern lässt, dann präsentiert sich da ein Film, der aktueller nicht sein könnte, von gutem Schauspiel getragen wird und ansonsten eine Absage an jedwede Anpassung erteilt.

Little Miss Sunshine Bewertung
Bewertung des Films
710

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