Bewertung: 2 / 5
Der fünfjährige Lorenzo Odone (Zack OMalley Greenburg) leidet unter einer schweren Nervenkrankheit, die von Ärzten als unheilbar eingestuft wird. Seine Eltern Augusto (Nick Nolte) und Michaela (Susan Sarando) wollen den bevorstehenden Tod ihres Sohnes nicht einfach hinnehmen und suchen akribisch nach einem Heilmittel. Selbst als die Wissenschaft keinen Weg findet, forschen sie selber weiter und finden ein vielversprechendes Mittel, bei dem sich die Ärzte ohne ausreichende Tests weigern, Lorenzo zu behandeln.
Bedingungslose, grenzenlose Liebe, ist ein langweiliges Thema. Nicht nur im Leben, auch im Film. Wenn man sich dazu veranlasst fühlt, etwas zu lieben, dann ist das eben etwas, auf das man keinen Einfluss hat und insofern vielleicht filmisch auch kaum relevant. Zumindest, wenn man bei dem reinen Thema Liebe, ohne die Ecken und Kannten bleibt. Diese hervorzukramen und die unerwiderte Liebe, oder den Verlust, oder das Verändern von Liebe zu zeichnen, ist im Werte-Konservatismus vielleicht so etwas, wie ein Tabubruch. Allerdings ist das auch so, wenn sich zwei Frauen Lieben und das auch noch gezeigt wird. In diesem Werk geht es sehr viel von Liebe, liebe zum eigenen Kind und dem Umgang mit einem potentiellen Verlust. Das wiederum führt zu paradoxen Problemen. Zum einen, weil man das schon loben will, wenn sich Künstler damit beschäftigten und gleichsam die Endlichkeit, die Sterblichkeit des Wesens in den Vordergrund rücken. Zum anderen bleibt aber auch die Frage, was nun damit gesagt sein soll. Lehrreich ist das nicht, sollte ein Film aber auch nie sein. Nur kann ebenso kein Mensch dort zu irgendeiner Form von Erkenntnis gelangen, weil niemand, der nicht gerade Experte ist, sprich über den irdischen Abläufen steht, dazu etwas beisteuern kann. In Scrubs – Die Anfänger (2001-2010) stelle Dr. Perry Cox es ja schon fest als er sagte, daß alles, was Ärzte tun, daß herauszögern des Todes ist.
Nun offenbart sich in Lorenzos Öl sowohl während des Schauens, als auch nach der Sichtigung des Werkes nicht viel. Liebe ist wichtig, Menschen haben Probleme, mit dem Tod umzugehen und die Machtlosigkeit, die man im Angesicht des Todes eines geliebten Menschens verspürt, ist damit auch nichts Neues. Insofern bleibt die Frage, was der Film überhaupt erzählen möchte. Die hier angespielten Konflikte, die sich eigentlich abspielen müssten, werden dann kurz mal durch einen Unterstützerkreis, oder eben jene Menschen, die das gleiche Schicksal erlitten haben, angesprochen und dann ist es auch schon wieder gelaufen. Im Prinzip ist dieses Werk reine Magie. Auch das, sicherlich, Filme dürfen die Realität nach ihren Wünschen anpassen. Doch allgemein ist das ein schmaler Grat, weil man das Geschehen ja auch glauben muss. Man kann mit bösem Willen sogar noch mehr dort hineindeuten, weil es ja schon erstaunlich ist, daß Vater Augusto, der wohlgemerkt kein Arzt ist, durch das Lesen etwaiger Bücher und Deutungen in Sachen Forschung hier die Lösung aller Probleme auf dem Silbertablett servieren kann. Ja, was soll man dazu sagen? Nett, nettes Märchen. Doch was genau soll die Botschaft sein? So etwas Schwammiges, wie „Gebe niemals auf.“ oder „Höre bloß nicht auf Ärzte.“ Es ist viel zu leicht dieses Werk als naturalistisches Propagandafilmchen zu drehen, daß sich genauso gut auch mit esoterischem Gesabbel über Geister aufhalten könnte.
Ob nun die dargestellte Krankheit, also ALD nun wirklich so ist, wie sie der Film zeigt, oder hier auch zum Märchen verkommt, darüber müssen Mediziner urteilen. Doch selbst wenn, was machte das schon für einen Unterschied? Schließlich ist das weitestgehend doch eigentlich egal für einen Film. Da ist es wieder, daß paradoxe Problem. Und damit erweist sich der Film vielleicht zum ersten Mal unfreiwillig als gute Kunst. Denn dadurch, daß gerade die Krankheit – sofern das denn stimmt – keinerlei Bezug zur Realität hat, hat man hier eine Verkünstlichung, oder besser gesagt Kunst. Allerdings ist dieses Werk dabei nie gute Kunst, weil es zu keinem Zeitpunkt über Banalitäten hinausgeht. Alles ist plump, die Inszenierung, die Botschaft, die gesamte Geschichte. Vielleicht nicht alles Superlativ hau ab! Denn Nick Nolte und Susan Sarandon sind durchaus ganz moderat, indem was sie tun. Das ist eben auch sehr amerikanisch. Niemals aufgeben und jeden Kampf für sich zu entscheiden. Das kann man mögen, kann man aber auch sein lassen. Darüber hinaus entwickelt der Film eben auch keinerlei Spannung. Vielleicht ist das einzig überraschende hierbei die Tatsache, daß er gut für alle Beteiligten ausgeht und man kann aber auch hier einen gewissen Zynismus anwendet, indem man das Ende deutet. Dort wird gezeigt, daß sich die Figur Augusto Odone nun für die Forschung einsetzt. Auch da wieder, vielleicht eben nur aus der eigenen Erfahrung heraus. Ist das nun philanthropisch, wenn man sich für etwas einsetzt, nachdem man letzten Endes keine andere Wahl mehr hat?
Ja, Lorenzos Öl ist biographisch und das hat sicherlich seine Richtigkeit in Bezügen. Doch wer glaubt, eine Biographie, sei wahrheitsgetreu, der irrt. Ähnliches gilt für Dokumentation. Vielleicht gibt es sogar kaum einen anderen Film, der das so sehr untermauert, wie es dieser hier tut. Zumal der Junge, auf dessen Krankheit der Film hier basiert, 2008 eben an jener Krankheit gestorben ist. Über die inhaltlichen Probleme mal hinweggesehen, leidet der Film vor allem auch darunter, einfach viel zu lang dafür zu sein, daß er nichts Wirkliches zu erzählen hat.
Skandal, aber Lorenzos Öl ist irgendwie erschreckend schlecht. Es gibt keine Aussage, keine Relevanz, außer einer Botschaft darüber, daß Eltern irgendwie ihre Kinder liebhaben. Ja gut, zugegeben, daß muss man nicht immer glauben und auch die Schauspieler unterhalten insgesamt durch nettes Spiel. Aber inhaltlich ist das wirklich ein wenig mau.