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Mord im Orient Express

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Mord im Orient Express Kritik

Mord im Orient Express Kritik

Mord im Orient Express Kritik
0 Kommentare - 11.02.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Mord im Orient Express" ist.
Mord im Orient Express

Bewertung: 3.5 / 5

Nach einem Fall in Jerusalem möchte der Detektiv Hercule Poirot zurück nach London. Sein Freund Bouc (Tom Bateman) organisiert ihm eine Rückreise im berühmten Orient-Express. Doch während der Fahrt kommt es zu einem Zwischenfall, weswegen ein Passagier stirbt. Einer der Mitreisenden muss der Mörder sein, und so befragt Poirot die Passagiere um die Gouvernante Mary Debenham (Daisy Ridley), die Prinzessin Natalia Dragomiroff (Judi Dench), die spanische Missionarin Pilar Estravados (Penélope Cruz), den Professor Gerhard Hardman (Willem Defoe), den Doktor Arbuthnot (Leslie Odom Jr.), sowie die Witwe Mrs. Hubbard (Michelle Pfeiffer). Jeder von ihnen könnte der Täter sein.

Geschichten über den Tod werfen immer Fragen auf. Und gerade wenn es sich nicht um einen natürlichen Tod handelt, sind diese oft Thema ethischer Debatten. Denn schließlich bleibt bis heute unergründlich, was richtig oder falsch ist. Gerade wenn es um unsäglich grauenhafte Geschichten geht, maßen sich einige Kulturen dieser Welt nach wie vor an, zu wissen, daß der Tod die einzig gerechte Antwort auf ein Verbrechen sein kann. Daher sind diese Geschichten so zeitlos, weil sie die Faszination des Menschen, in einen breitgefächerten Abgrund verwandelt. Unsere Schattenseiten sozusagen. Doch zu werten ist etwas, was zwar jeder vermag, doch niemandem so recht steht und darin liegt auch die große Stärke der Geschichte. Denn während der exzentrische Hercule Poirot das Talent besitzt, die Welt in Schwarz und weiß teilen zu können, muss auch er feststellen, daß Menschen nun ein wenig komplexer sind und die gemahnten Töne sich eher zu einem Grau kombinieren lassen. Denn Menschen sind keine Schablonen und so ist es fast schon ironisch, daß ein Film davon berichten muss, daß dem nicht so ist. Schließlich sind gerade Dramen in den meisten Fällen, alles andere als komplex.

Trailer zu Mord im Orient Express

Und so ganz lässt sich das auch von diesem Film nicht fernhalten. Denn während sich der Film immer wieder als Spurenleserei entpuppen will, ist es vor allem der Krimiaspekt, der hier die Frage aufwirft, wie denn überhaupt der Akt zustande kommen konnte. Denn klar ist, es gab ein Verbrechen. Auch klar ist, daß es sich um Mord handelt. Und dennoch scheint Branagh seinen Fokus eher weniger auf eine klischierte Spurensuche zu legen, sondern sich lieber mit der Psychologie seiner Figuren zu befassen. Da mag man an der ein oder anderen Stelle sicherlich argumentieren, daß das ja im Kern sowieso das Gleiche ist. Und vielleicht stimmt das auch. Doch andererseits sind es eben auch zu klischierte Muster, die im reinen Krimisegment dafür abgearbeitet werden. Die Lügen, die halbe Wahrheit, die Vergangenheit. All diese Themen sind altbekannt, wenngleich man das der Geschichte auch nicht komplett zum Vorwurf machen kann. Denn schließlich ist sie schon einige Jahre alt. Ebenso wenig kann man dem Film vielleicht vorwerfen, daß bestimmte Charaktere dabei so ein wenig zu kurz kommen. Doch dann bleibt auch die Frage, warum sie überhaupt im Film sein müssen. Dabei geht es dann wohl schließlich um Repräsentation. Nicht aus einem heutigen Standpunkt heraus, sondern primär um zu zeigen, wie unterschiedlich die Menschen sein können und doch so ähnlich.

Darin könnte man vielleicht auch einen puren Zynismus lesen, der in jedweder Hinsicht moralisch überfordernd sein kann. Doch so zynisch ist der Film nicht. Er überfordert nur seine Hauptfigur, wie auch der Zuschauer mit den Geschehnissen überfordert wird. Dabei ist das schauspielerisch besonders von Kenneth Branagh eine interessante Performance, welche zwischen humorvoller Leichtigkeit und analytischer Überforderung steht. Sie beginnt als fröhliche und kraftspendende Reise, diese Zugfahrt und mündet in einem Desaster. Dabei ist die Offenbarung der daraus resultierenden Konsequenz eigentlich genau das, was jeden Menschen vielleicht einlenken ließe. Schließlich gibt es Tabus, die nun niemand brechen darf. Dafür sind einige Wesen viel zu schützenswert, als daß uns deren Ableben auch insgesamt kaltlassen könnte. Doch das kann mitunter auch manipulativ sein und darin gründet häufig auch das Problem, daß ein Motiv, nicht mehr nur ein Motiv ist, sondern auch eine Rechtfertigung. In dieser Hinsicht ist Mord im Orient Express ein interessantes Werk, denn es gibt nicht die eindeutige Moral. Das deutete sich zu Beginn an und wird auch über den Rest der Geschichte Thema bleiben. Im Gegenteil, vielleicht sympathisiert man gegen Ende dann doch mit Verbrechern, wie es das Kino ohnehin spätestens seit New-Hollywood tut.

All diese Tragik tränkt Branagh in eine unglaublich intensive Kamera, in ein Spiel aus Dunkelheit und Licht. Schließlich ist der Orient-Express als Ort einer, der vor allem das Leben und die Dekadenz des Kapitals hervorhebt. Gleichsam ist es schon bezeichnend, daß gerade an einem solchen Ort ein Verbrechen in Sphären zustande kommt, die sich Normalsterbliche nicht ausmalen können. Dabei sind die Bilder, die hier gezeigt werden, groß und atemberaubend, weil sie so klar und dennoch künstlich daherkommen. Das mag vielleicht ein seltsamer Kontrast sein, dennoch ist gerade der Umstand, eines dargestellten Spiels, etwas, was das Werk, ähnlich wie andere Krimis wie Knives Out (2019) so belebt. Da geht es um skurrile Persönlichkeiten, da geht es um Farben. Da geht es um Tragik und da geht es Moral.

Wenn sich die Crème de la Crème Hollywoods, die Klinke in die Hand gibt, dann ist es ein Werk, bei dem niemand zu kurz kommt. Im Falle von Mord im Orient Express mag da nicht zu hundert Prozent zutreffen, dennoch sind die Geschichte und ihre Akteure durchaus spannend. Auch ein subtiler Humor findet seinen Weg in die Geschichte, während die Optik, die Tragik und auch das Schauspiel großartig sind und einfach Freude beim Zuschauen bereitet.

Mord im Orient Express Bewertung
Bewertung des Films
710

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