Bewertung: 4 / 5
Es ist fünf Jahre her. Damals hat Ricky nach einem missglückten Raubüberfall für seinen Bruder Rafael und seinen Kumpel Latif den Kopf hingehalten und ging ins Gefängnis. Nun ist er wieder draußen und besucht seinen Vater in Frankfurt. Als er Latif begegnet, schlägt dieser ihm ein bombensicheres Geschäft vor. Ein Drogendeal - ohne Waffen, ohne Komplikationen. Ricky willigt ein, denn er braucht das Geld, um sich eine neue Existenz aufbauen zu können. Doch sein kleiner Bruder Rafael zögert. Denn er führt bereits ein anderes Leben, mit festem Job und einer verständnisvollen Verlobten. Als Ricky und Rafael dann auch noch die Tasche mit den Drogen verlieren, steuert alles auf eine Katastrophe zu. Denn gefunden wird die Tasche von der engagierten Polizistin Diane, die ihre eigenen Probleme hat und noch nicht ahnt, wie sehr auch ihr Verhalten diesen Kreislauf von Gewalt, Macht und Rache vorantreiben wird.
Nicht nur die Besetzung des Films Nur Gott kann mich richten, dem zweiten Spielfilm von Özgür Yildirim, ist hochklassig. Auch die Entwicklung der Figuren und eine perfekt ausbalancierte Dramaturgie, die konsequent auf Hochspannung setzt, überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute und erschafft Genrekino, das man gesehen haben muss.
Trailer zu Nur Gott kann mich richten
Edin Hasanovic und Kida Khodr Ramadan gelingt es eindrucksvoll, ihre Rollen als Rafael und Latif mit Ambivalenz sowohl empathisch und verletzlich als auch hart und brüchig darzustellen. Birgit Minichmayr verkörpert glaubhaft Diane als stille, in sich gekehrte Figur, in deren Gesicht sich ein intensiver innerer Kampf zwischen integrer professioneller Kontrolle und der Verzweiflung einer liebenden Mutter, die nach einer Möglichkeit sucht, ihrem kranken Kind zu helfen, abzeichnet.
Und Moritz Bleibtreu verkörpert Ricky mit einer so eindringlichen physischen Präsenz, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als seiner Figur mit einer Mischung aus Empathie und Distanz zu folgen. Eine zusätzliche Ambivalenz erhält sein Charakter durch die komplizierte Beziehung zu seinem Vater, gespielt von Peter Simonischek.
Man würde dem Film nicht gerecht werden, wenn er rein als Gangsterfilm oder Kriminalfilm abgestempelt würde. Vielmehr ist es ein Drama um im Leben gescheiterte Menschen, die durch eine Kette von zum Teil tragischen Momenten miteinander verbunden sind und schicksalhaft in den Abgrund getrieben werden. Die dramaturgisch bedingten zahlreichen Gewalt- und Tötungsszenen verzichten im Bild auf übertriebene Grausamkeiten. Eine sehr gute Kameraführung und Lichtgestaltung sorgen für das authentische Szenenbild, verbunden mit einem ebenso überzeugenden Sounddesign.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung