Bewertung: 3 / 5
Diese Kritik hat als Schwerpunkt vorwiegend die filmische Umsetzung des Buches als das filmische Handwerk des Films an sich. Aber ich werde nicht das Buch rezensieren und auch nicht alles erklären. [b]Wer daher eher an dem Film interessiert ist, das Buch nicht gelesen hat und nicht „gespoilert“ werden will, sollte daher nur die kurze „Filmkritik“ lesen und dann zum Fazit springen.[/b]
[b]Inhalt[/b]
Von den Menschen unbemerkt, findet auf dem Empire State Building ein Treffen zwischen Zeus (Sean Bean) und Poseidon (Kevin McKidd) statt. Genau, die olympischen Götter aus den Mythen. Nur sind es keine Mythen, sie existieren wirklich. Der Grund der Zusammenkunft ist allerdings bei Weitem kein erfreulicher: Zeus‘ Herrscherblitz, die mächtige Waffe, wurde gestohlen und zwar, wie Zeus vermutet, von dem Sohn des Poseidon.
In einem anderen Teil von New York, lebt Percy Jackson (Logan Lerman). Ein scheinbar ganz normaler Junge mit Legasthenie und ADHS. In der Schule läuft es allerdings nicht so gut und seine Mutter hat einen wirklichen Charmbolzen geheiratet, der zu allem Überfluss noch unglaublich stinkt. Doch Percys Alltag gerät komplett aus den Fugen, als seine Englischvertretungslehrerin sich bei einem Museumsbesuch in eine Harpyie verwandelt und von ihm den Herrscherblitz verlangt. Nach einer haarsträubenden Flucht in ein Halbblut-Camp, erfährt Percy, dass sein Vater niemand Geringeres als Poseidon selbst ist und Percy somit ein Halbgott. Außerdem verdächtigt ihn alle Welt, den Herrscherblitz gestohlen zu haben…
[b]Filmkritik[/b]
Als ich den Film zuhause auf DVD gesehen habe, war ich positiv überrascht. Die Geschichte war nett, wenn auch viel zu vorhersehbar, und die Charaktere einfach gestrickt und nachvollziehbar. Von den Schauspielern stach bis auf Uma Thurmans wirklich tollen Auftritt als Medusa niemand besonders hervor, weder in negativer noch in positiver Weise. Die griechische Mythologie wurde wenigstens in Teilen authentisch repräsentiert und man hatte trotzdem nicht das Gefühl, dass diese fehl am Platz wirkt. Die Verbindungen, die von der Moderne zur Antike gestrickt werden, führen zu lustigen Momenten. Aber auch lustige Sprüche und Situationskomik gibt es nicht zu wenig. Die Effekte sind nett und die Filmmusik unterstützt die Handlung und liefert den einen oder anderen Grund zum Schmunzeln („I’m on a highway to hell“). Der Film hat einen gewissen Charme und ist kurzum ein netter kurzweiliger Familienspaß, ideal für einen gemütlichen Popkornabend.
[b]Buch-Film- Umsetzung (Achtung Spoiler!)[/b]
Vor kurzem habe ich nun auch das erste Buch in die Hand genommen und konnte es auch nicht aus der Hand legen. Eine sehr lustige und gut erzählte Geschichte. Nur, um nicht abzuschweifen, muss man wohl sagen, dass der Film als Buchverfilmung katastrophal ist. Man sollte den Film eher mit „an die Geschichte ‚Percy Jackson- Diebe im Olymp‘ angelehnt“ betiteln. Denn nicht nur jeder Buchpurist steigt angesichts der weitgreifenden Veränderungen auf die Barrikaden, selbst hartgesottene Buchleser müssen sich fragen: warum? Die Story ist im Buch deutlich tiefgreifender und komplexer, als im Film nur ansatzweise dargestellt.
Die vielen Schauplätze können in einer Buchverfilmung natürlich keinen Platz finden. Doch warum zerstört man die Basis einer dauerhaften über mehrere Bände andauernden Story, wenn man doch als Studio bestimmt ein Auge darauf geworfen hat, ein erfolgreiches Franchise aufzubauen? Die folgenden Filme werden damit zu kämpfen haben, dass die ganze Thematik um den Titanen Chronos, der versucht wieder an die Macht zu kommen, und die Feindschaft zwischen Ares und Percy wahrscheinlich logisch aufgearbeitet oder dauerhaft ausgelassen werden muss. Die reinste Verschwendung! Mit dem Kampf zwischen Percy und Ares gegen Ende des Buches hätte auch ein wunderschöner Höhepunkt die ganze Reise abgerundet. Stattdessen wird der Zuschauer mit einem immerhin noch ansehnlichen Kampf mit einem deutlich minderwertigen Gegner als einen Kriegsgott abgespeist.
Selbst, wenn man über diesen Punkt hinwegsieht, warum eine Chimäre gegen eine Hydra austauschen? Wollte der Drehbuchautor den Zuschauern keine relativ unbekannte Kreatur bieten und hat deswegen auf die Hydra zurückgegriffen, oder macht die Hydra für ein Effektefeuerwerk deutlich mehr her? Es ist mir im wahrsten Sinne unbegreiflich, warum das abgeändert wurde.
Auch die Änderung der Handlung im Hades, dass Groover (Brandon T. Jackson) im Hades bei Persephone bleibt und sich für Percys Mutter (Catherine Keener) opfert, widerspricht doch letztendlich dem, was das Buch rüberbringen wollte. Percys Mutter hätte nicht gewollt, dass ihretwegen ein weltweiter Krieg entsteht und Percys charakterliche Größe in dem Moment, keinen seiner Freunde zurückzulassen und seine Mutter vorerst nicht zu retten, wird einfach unterschlagen. Im Film wird daraus eine verzweifelt humorvolle Szene, in der die satyrenverrückte Persephone(Rosario Dawson) die drei Freunde vor Hades beschützt.
Soweit ich das beurteilen kann, passen die Schauspieler gut in ihre Rollen, beim Lesen hatte ich automatisch ihre Figuren im Kopf und da fühlte sich nichts falsch an. Einzig der Wechsle der Haarfarbe von Annabeth (Alexandra Daddario) von blond zu braun fiel mir auf. Aber das machten ihre Augen wieder wett, die der Darstellung im Buch vollkommen entsprechen. Das Halfblood-Camp war etwas kleiner und die verschiedenen Häuser der anderen Götter wurden weggelassen.
Der Film legt seinen Schwerpunkt mehr auf die Entdeckung Percys, dass er ein Halbgott ist und seine Mutter aus Hades Klauen zu retten. Auch die Freundschaft zwischen Groover, Annabeth und Percy wird stärker thematisiert. Das ist grundsätzlich nicht verwerflich. Doch die Unterschlagung einer wirklich guten Grundidee ist einfach nur traurig und für mich nicht verständlich. Ich bin gespannt, wie die Geschichte im nächsten Film weitergeführt wird.
[b]Fazit[/b]
Um zur Punktvergabe zu kommen, möchte ich nochmal klarstellen, dass diese Kritik mehr auf das Verhältnis Buch-Film als nur auf filmische Aspekte eingeht. Als „Buchverfilmung“ schafft der Film es zwar auf alle Fälle den Charme und den Humor des Buches einzufangen, eine angesichts vieler schlechter Buchverfilmungen eine schwierige Aufgabe (daran scheiterte zum Beispiel meiner Meinung nach die Verfilmung von „Der goldene Kompass“). Aber warum zum Hades nochmal, wurden so viele gute Anlagen verschenkt? Jüngere Kinder hätten auch die Originalstory verstanden und wahrlich niemand wird mit der Story des Films überfordert.
Als „Buchverfilmung“ kann ich nur 2 von 5 Sternen geben. Ohne Buchkenntnisse bekommt der Film 3 Sterne für einen netten, lustigen Familienfilm.
Percy Jackson - Diebe im Olymp Bewertung