Bewertung: 1.5 / 5
Robin Hood im neuen Gewand – frisch, modern mit Aussichten auf ein neues, großes Franchise. Das dachte man sich wohl hinter den Kulissen. Aber, was auf dem Papier gut aussieht (was eigentlich in diesem Fall auch nicht sein konnte), muss nicht zu einem vernünftigen Ergebnis führen. Um es vorsichtig auszudrücken.
Dabei ist es nicht einmal so, dass man nicht durchaus Spaß haben könnte an Taron Egerton und sein Weg vom Lord zu dem berühmten Robin Hood. Im Gegenteil, an einigen Stellen zeigt dieser Versuch einer Neuinterpretation ein paar ansprechende Ansätze und lässt dadurch den verpatzten Rest nur noch frustrierender dastehen.
Trailer zu Robin Hood
Zunächst an den Anfang:
Ein altes Buch mit dem vielsprechenden Schriftzug Robin Hood öffnet sich und eine Erzählerstimme teilt uns unverblümt mit, dass diese Robin Hood Geschichte keine Gutenachtgeschichte und ganz anders als alle anderen sei. Natürlich. Der geneigte Zuschauer will dem Glauben schenken und siehe da, die Geschichte beginnt mit einer Diebin, welche sich dazu noch als Marian (Eve Hewson) entpuppt.
Der junge Lord von Locksley (Taron Egerton) ist hin und weg, doch das Glück währt nur solange bis der Einzugsbefehl kommt und Locksley als Kreuzritter in Arabien unterwegs ist. Dort ist im Übrigen noch nicht viel von seinen Bogenkünsten zu sehen und besonders kreuzritterlich schlägt er sich aus der Sicht seines Vorgesetzen nach auch nicht. Daher führt die Reise nach 4 Jahren wieder zurück in die Heimat, wo seine geliebte Marian auf ihn wartet. Oder?
Was schiefgelaufen ist:
Verfilmungen von Legenden haben zunächst immer das Problem, dass jeder die Geschichte kennt, vor allem, wenn fast jeder irgendeine von den unzähligen Verfilmungen, wie im Fall von Robin Hood, gesehen, hat. Daher steht jede weitere Verfilmung vor der Herausforderung, etwas anders, vielleicht sogar etwas besser zu machen. Dabei bieten sich einige Ansätze an, von Veränderungen am Setting (Zeit, Ort, Kostüme) bis hin zu den Charakteren. Bei einer so bekannten Geschichte wie Robin Hood sind die Elemente aber durchweg bekannt, so dass man durchaus viel verändern kann. Das funktioniert aber nur, wenn man es konsequent durchzieht und das ist der Hauptkritikpunkt an dieser neuen Robin Hood Verfilmung von Otto Bathurst. Die „Inkonsequenz“ zieht sich dann noch durch so viele verschiedene Ebenen, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.
Die Kleidung der Darsteller ist modern, die Zeit aber augenscheinlich das Mittelalter unserer Zeit mit Adeligen, Einfluss der Kirche, Kreuzzügen. Das Anwesen von Hood kommt dieser Zeit nahe, aber Nottingham ähnelt mit weißem Marmor einer heutigen, reichen, sauberen Stadt. Das sind optische Veränderungen, die trotz ihrer Widersprüche, dem Gesamtbild nicht unbedingt schaden müssen.
Anders aber die Widersprüche bei den Charakteren und ihren Beziehungen zueinander. Jamie Foxx, alias (little) John, mimt den Lehrenden und Planenden, der Robin von Locksley an das „Hood-Dasein“ heranführt. Auf dem Papier wirkt das heruntergebrochen nach einem guten Plan, umgesetzt hakt es an allen Ecken und Enden. Angefangen damit, dass Jamie Foxx als einer der arabischen Gegner aus dem Kreuzzug eingeführt wird, perfekt Englisch kann und anscheinend mehr Ahnung von den Machenschaften Nottinghams hat, als möglich ist und andererseits wieder nicht (sonst würde er die wichtigen Informationen rausrücken, wenn er sie denn hätte). Er überzeugt Robin Locksley bei ihrem zweiten, konstruiert wirkenden Treffen sofort von sich und beide sind die dicksten Freunde, jeder würde sich für den anderen opfern. Die Story selbst bietet aber keine vernünftige Entwicklung, um eine solche enge Freundschaft glaubhaft wirken zu lassen.
An Jamie Foxx, der auf seine Art sympathisch ist, und an den anderen Schauspielern liegt es dabei nicht. Auch Taron Egerton wirkt grundsätzlich als spitzbübischer Robin Hood überzeugend, insbesondere auch im Zusammenspiel mit Foxx. Als Lord und auch als „Veteran“ dagegen wirkt Egerton dagegen einfach zu jung und nicht erfahren genug. Aber Hauptsache, seine Frisur sitzt auch in Kriegszeiten, perfekt (die Spitze musste sein). Ben Mendelsohn als der klassische Gegenspieler Hoods als Sheriff von Nottingham bringt etwas zu viel Theatralik mit, auch wenn er einen durchaus charismatischen Bösewicht abgibt. Der Versuch allerdings, dem Charakter eine tragische Vergangenheit zu verpassen und beim Zuschauer so etwas wie Mitgefühl zu erwecken, geht fehl. Es wirkt konstruiert und passt nicht zu der Entwicklung und den restlichen Handlungen des Charakters. Ein neues Element, eine Veränderung der Legende, aber dann doch nicht konsequent zu Ende gedacht.
Gab es was Gutes?
Positiv anzumerken sind insgesamt die Actionszenen bei Hoods Raubzügen und der Humor, der sich in Grenzen hält und trotzdem zum Schmunzeln anregt, ohne dass der Film düster wird. Wobei insbesondere eine düsterere Atmosphäre zur anfänglichen Ankündigung gepasst hätte. Genauso wie ein markanterer Score und nicht die übliche, vor sich hin plätschernde Hintergrundmusik.
Noch eine letzte Bemerkung:
Feuer kann man NICHT wegschieben. Auch nicht in einem Anflug von theatralischen Größenwahnsinn. In Actionszenen verzeiht man heute bereits sehr viel, aber das war ja schon fast eine Bollywood-Niveau entsprechende Missachtung von physikalischen Gesetzen. Und dabei ohne das erforderliche Augenzwinkern, denn der Film nimmt sich zu diesem Zeitpunkt relativ ernst.
Fazit:
Weder Fisch noch Fleisch, weder traditionell noch modern, verstrickt in einem Geflecht aus Widersprüchen, schafft es dieser Kapuzenmann nicht, eine nennenswerte oder gar passable Neuinterpretation zu liefern. Dabei blitzen gute Ansätze hervor, ein paar der Ideen sind erkennbar, als ob man hinter einem Vorhang die Requisiten zu einem guten Stück sehen kann, aber der Vorhang sich nie ganz öffnet. Man wartet, wartet, wartet und hofft, aber das Endergebnis ist (obwohl kurzweilig und meist nett anzusehen) einfach nur frustrierend.