Bewertung: 1 / 5
Ein spontaner Entschluss brachte mich dazu, sich diesen Film anzusehen. Die Trailer versprachen leckeres Popcornkino, gute Unterhaltung und einen schönen Abend. Frohgemut gab ich mein Hirn an der Kinokasse ab, löste die Karte und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Leider hat selbst der Restverstand, den ich mir wegen der motorischen Koordination aufgehoben habe, gereicht, um zu merken, dass der Film eine (milde gesagt) herbe Enttäuschung und stellenweise eine Beleidigung der Intelligenz des Zuschauers ist.Das begann schon am Anfang. Der kleine Dastan rettet einen Freund vor den Hütern des persischen Gesetzes. Es entspannt sich eine wilde Verfolgungsjagd, bei der einiges zu Bruch geht, aber am Ende nichts wirklich bringt, da die beiden von persischen Wächtern umzingelt werden. Dann kommt der König, es wird gesagt, dass er irgendwas in Dastan sieht und nimmt ihn mit in den Palast, damit der Junge Prinz wird… Allein diese Prämisse des Filmes, wie ein Straßenjunge Prinz werden konnte, ist unglaubwürdig. Die Reaktion des Königs auf zwei augenscheinliche Diebe ist für mich nicht nachvollziehbar. OK, Dastan hat wagemutig seinen Freund gerettet, aber im Grunde hat er damit einem Verbrecher geholfen und sich der Mittäterschaft strafbar gemacht. Wenn man so in Persien Prinz wird, dann wundert es mich nicht, dass das Reich untergegangen ist. Aber gut, das wurde ja mit einem Deus ex Machina erklärt und weiter ging die rasante Fahrt.
Eine weitere unlogische Handlung der Figuren ereignete sich später im Film: Dastan (Jake Gyllenhaal) und seine Freundin (Gemma Aterton) sind auf der Flucht und wollen den Dolch verstecken, damit niemand seine Macht für sich allein nutzen kann (wozu wurde dann ein solcher Dolch gebaut, wenn man ihn nicht nutzen soll?). Sie sind allein in der Wüste, kilometerweit nur Sand, in der Satteltasche die Wunderwaffe. Logisch denkende Menschen würden den Dolch nehmen, in die nächste Düne rammen und graben, was das Zeug hält. Der Dolch wäre verschwunden und kein Mensch würde ihn wiederfinden, nicht einmal Prinz und Prinzessin selber. Oder wie wäre es damit, ihn schlicht und einfach zu zerstören? Aber nein, sie reiten weiter zu dem Tempel, wo schon ein Trupp auf sie wartet.
Ein drittes großes Manko war das Straußenrennen. Nichts gegen sportliche und wettgerechte Aktivitäten. Aber Strauße kommen in Persien nicht vor, sondern sind in Australien heimisch, welches zu dem Zeitpunkt, in dem die Geschichte spielt noch nicht entdeckt wurde. „Aber, das ist eine Fantasywelt, da geht das!“ höre ich einige schreien. Ja, wenn es eine Fantasywelt ist, dann hätte man auch Fantasytiere erschaffen können, die da um die Wette rennen.
Auch das Motiv von Nizam (Ben Kingsley) wurde zu spät eingeführt. Hier hätte man die Story um die Rettung des Bruders bereits am Anfang in die Geschichte einfließen lassen können. Mittendrin erinnert sich Dastan an sie. Klar, Bruder rettet Bruder, ist eine Geschichte, die einen großen Einfluss auf die Lebensläufe der Protagonisten gemacht hat. Aber diese nur schnell mal am Rande einzubringen, um zu erklären, warum Nizam so handelt, ist einfach lieblos dahingerotzt.
Der nächste Punkt betrifft die Spezialeffekte. Das große Finale, so schien es, wurde komplett am Computer erstellt und man sah es. Es fühlte sich an, also würde man den Trailer des nächsten Spieleteiles betrachten. Effekte sollen die Geschichte unterstützen, aber hier wurde die Geschichte benutzt, um die Effekte zu rechtfertigen. Dass diese auch noch nach Effekten aussahen, verschlimmert die Sache eigentlich nur.
Die schauspielerische Leistung war im Grunde solide. Jake Gyllenhaal und Gemma Aterton geben ein gutes Pärchen ab und man konnte erkennen, dass sie Spaß am Dreh hatten. Einzig Ben Kingsley wirkte an manchen Stellen etwas lustlos, als würde er sich fragen, was er eigentlich da mache.
Fazit: „Prince of Persia – Der Sand der Zeit“ versprach Unterhaltung. Leider konnte das Versprechen nicht ganz gehalten werden, da Logiklöcher größer waren als die Sanduhr der Zeit.
Prince of Persia - Der Sand der Zeit Bewertung