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Red Eye

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Red Eye Kritik

Red Eye Kritik

Red Eye Kritik
0 Kommentare - 11.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Red Eye" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Lisa Reisert (Rachel McAdams) fürchtet sich vor dem Fliegen. Allerdings muss sie nach Miami. Wenige Minuten nach dem Start offenbart ihr charmanter Sitznachbar Jackson (Cillian Murphy) sein Geheimnis. Er ist Auftragsmörder und braucht Lisa, um einen reichen Geschäftsmann zu töten. Sollte Lisa sich weigern, so wird ihr eigener Vater Joe (Brian Cox) von einem weiteren Auftragsmörder getötet. Lisa soll ihre Anstellung in einem Hotel nutzen, um dafür zu sorgen, daß die Zielperson in ein bestimmtes Zimmer verlegt wird. Gefangen in dem Flugzeug, hat Lisa keine Möglichkeit ihrer Situation zu entkommen.

In Wes Cravens Schaffen stellt Red Eye in vielerlei Hinsicht ein Novum dar. Klar, der Mann, der vor allem für Slasher und Horrorfilme bekannt geworden ist, hat natürlich nicht nur solche in seiner Karriere gedreht. Doch man kann wohl ohne großen Ärger sagen, daß er zumindest weitestgehend für eben jene berühmt wurde. Nun ist Red Eye eben kein Horrorfilm und Slasher auf den ersten Blick. Natürlich kann Craven seinen eigenen Stil aber nicht ganz ablegen und so merkt man schon, daß zu Teilen auch hier wieder einige Karikaturen Teil der Geschichte werden. Das passte bei Scream – Schrei! (1996) schon, weil jener Film eben auch ein Tribut, eine Hommage oder eine Karikatur solcher Filme darstellt. Hier wiederum beobachtet man ab und zu ein älteres Pärchen, was natürlich gut betucht ist und die Arbeitnehmer eines Hotels mal so richtig drangsaliert. Und natürlich empfindet man dann keine Sympathie für sie, zumal sie den Film auch eher auflockern sollen, weil sie ja eigentlich nichts zur Handlung beizutragen haben. Interessant ist das aber trotzdem, weil man hier in Form von der Protagonistin Lisa Reisert noch echte Solidarität unter der Arbeitnehmerschaft findet. Heute wäre das nicht ganz so selbstverständlich. Vielleicht war es das damals auch nicht, doch hier ist es eben Thema, weil es dem Zuschauer etwas sagen soll.

Man kann wohl auch nicht abstreiten, daß Red Eye – unweigerlich oder gewollt – die Ängste einer Post 9/11-Ära atmet. Was gibt es wohl Schlimmeres als Terroristen im Flugzeug? Klar ist das nicht ganz so offenkundig, weil Kulturen und Interessen hier schon fernab der Realität fungieren, aber man verbindet es so oder so mit diesem Thema und in dem Kontext macht der Film, der eigentlich kein wirklicher Horrorfilm ist, auch wirklich Angst. Dabei ist das interessante hier vor allem, daß das Drehbuch gleich herausstellt, was passieren könnte, die Gefahr direkt ins Zentrum setzt und dem Zuschauer somit eine Anspannung anbietet, die er ob der sicheren Inszenierung durch Craven wohl auch gerne mitnimmt. Alle Karten liegen auf dem Tisch und das Böse hat schon etwas von einem RAF-Terrorakt an sich. Dann muss man sagen bietet sich der Film vor allem damit an, daß er ein Kammerspiel darstellt. Auf engstem Raum im Flugzeug, daß ist ja nur logisch. Nun kann Craven das auch für sich nutzen und jede Auffälligkeit, die man zu vermeiden sucht, würde die Figuren unweigerlich in eine Katastrophe führen. Überdies fungiert der Film vor allem auf einem Level, in welchem die beiden Kontrahenten sich intellektuell messen müssen. Wie kann man sein Gegenüber austricksen? Gute Frage, keine einfache Antwort vorhanden. In solchen Momenten zeigt sich dann auch das Talent von McAdams und Murphy.

Interessant ist zudem, daß Craven hier auch trotz seiner zunächst offenkundigen Manierismen und Geschichte wieder einmal sehr meta daherkommt. Denn die eigentliche Ausgangslage vom Film spiegelt ja, wenn man so will, den Beginn einer romantischen Komödie wider. Doch dabei soll es eben nicht sehr lange bleiben und so entwickelt sich Red Eye dann nach und nach zu einem waschechten Psychothriller, indem insbesondere wieder ein feministischer Touch zum Vorschein kommt. Klar, heute ein banales Schlagwort für den Universalismus irgendwelcher Vollidioten von Rechts oder von Links. Tatsächlich meint das aber gar nichts Schlimmes und so ist Red Eye vor allem ein Werk, indem Frau und Mann auf Augenhöhe agieren, besser gesagt sich auf dieser bekämpfen. Natürlich könnte man das auch allegorisch falsch verstehen und alles in alles hineindeuten. Doch das wäre zu weitläufig und ausufernd. Wenngleich Cravens Film hier mehrere Möglichkeiten anbietet. Denn wenn es um Trauma-Bewältigung geht, kann man natürlich auf das amerikanische Trauma der Jahrtausendwende anspielen. Da muss man auch nichts vormachen, darum geht es auch. Aber die Figuren, besser gesagt die Hauptfigur durchlebt ein ganz anderes Trauma.

So begeben sich Lisa und Jackson Rippner – dessen Name alles andere als subtil daherkommt – ab einem gewissen Zeitpunkt zwangsweise auf das Klo im Flugzeug. Dort wird unter anderem offenbart, daß Lisa vor zwei Jahren vergewaltigt wurde. Das ist natürlich einerseits ein Thema, bei dem Betroffene oft schlimme Erinnerungen wieder durchleben und eine Machtlosigkeit empfinden, die definitiv sehr schwer zu bewältigen ist. Und andererseits wird es hier mit einer Flugzeugentführung, die wiederum ebenso allegorisch zu verstehen ist, gleichgesetzt. Im Prinzip ist somit die Aussage des gesamten Werkes, daß die Nachbeben vom 11. September 2001, wie die Aufarbeitung einer Vergewaltigung sind. Ob man das nun geschmacklos findet, oder genau der richtige Ton getroffen wird, darüber ließe sich wohl auch streiten. Tatsächlich ist aber ein grundsätzlich nachdenklicher Vergleich.

Eine üble Vergangenheit, die mit einer ebenso üblen Gegenwart konfrontiert wird. Ja, Red Eye ist wirklich ein spannender und kurzweiliger Film. Vielleicht zu wenig besonders oder zu abstrakt, um wirklich auf ewig in Erinnerung zu bleiben. Aber in den Händen dieses Regisseurs und mit diesen Hauptdarstellern, ist er alle mal einen Blick wert.

Red Eye Bewertung
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710

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