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She Said

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She Said Kritik

She Said Kritik

She Said Kritik
0 Kommentare - 19.12.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "She Said" ist.
She Said

Bewertung: 3.5 / 5

Die Journalistin Jodi Kantor (Zoe Kazan) stößt auf Missbrauchsanschuldigungen der Schauspielerinnen Ashley Judd (sie selbst) und Rose McGowan (Keilly McQuall). Der renommierte Hollywoodproduzent habe jahrzehntelang Frauen bedrängt, belästigt und sogar vergewaltigt. Zusammen mit ihrer Kollegin Megan Twohey (Carey Mulligan) untersucht Kantor die Vorwürfe und deckt nach und nach ein Netz aus Lügen und Intrigen, der sexuellen Übergriffe in Hollywood auf.

Irgendwo ploppte da etwas auf, eine Phrase, die in der Wertung des Produktes wieder einen Diskurs der antiintellektuellen Richtung entfachte. Dies sei ein Film für Männer. Männer müssten das sehen, um gewisse Dinge einfach zu verstehen. So banal, so einfach und so vorverurteilend macht es sich She Said glücklicherweise nicht, der schon seit Anbeginn der Enthüllungen Ende 2017 als Hollywood-Therapiestunde feststehen musste. Es war klar, daß er kommen würde. Viel zu sehr bot sich das an, über diese grauenhaften Ereignisse zu sprechen und in seiner Nüchternheit, dem Thema gegenüber, zur Ehre des investigativen Journalismus, leidet dieser Film durchaus an einigen Problemen. Zunächst einmal daran, daß der Skandal, sofern man irgendwie über Hollywood und die Vorgänge dort Bescheid weiß, in Filmform keinerlei neue Erkenntnisse bietet. Man erfährt, wer das herausgefunden hat, wie es herausgefunden wurde und was für eine Schlammschlacht das war. Das steht in der Tradition des Journalismusfilms und wird von Regisseurin Maria Schrader auch so inszeniert. Hier kommt aber der Knackpunkt, der den Film vermutlich schon im Vorhinein dazu verleitete, eben ein guter, nicht aber ein großartiger Film zu sein. Das Problem ist, daß das Werk vom rein filmischen Gesichtspunkt aus, keinerlei Innovationen aufweist. Ereignisse werden detailgetreu nachgestellt, der Spannungsbogen liegt offen, klar, keine Wendung, kein groß angelegter Konflikt. Nichts, was den Zuschauer überrascht. Es gibt da sicherlich und gab da auch sicherlich Hürden, die die Charaktere überkommen mussten. Doch das verhält sich alles im Rahmen und ist auch nicht sonderlich wendungsreich.

Trailer zu She Said

Das Problem daran ist, daß man den Film einerseits nicht mit einigen Filmkniffen ausstattet, um ein wahres Dokument über diese Verbrechen zu haben. Gleichsam ist ein Film keine Dokumentation und hat trotz aller Wahrheit in Historienwerken, immer noch den Auftrag ein gewisses, fiktionales Narrativ zu bedienen. Denn wenn man die Realität sehen will, dann sollte man eine Dokumentation drehen. Wer die Wahrheit will, der muss einen Film machen. Immerhin gelingt es dem Film aber, das Hollywoodsystem auch, als System zu begreifen. Es geht nicht darum, ein schwarzes Schaf zur Schlachtbank zu führen, mal kurz das Beil zu schwingen und plötzlich ist alles wieder gut. Der Blick auf Männer ist hier ebenso gelungen, weil es eben nicht heißt, daß Männer hier einfach die bösen sind und die Frauen alle die guten. So banal mag sich manch einer die Welt vorstellen, doch dadurch, daß es auf beiden Seiten eben genug Diversität gibt, entgeht She Said der Falle eines Identitäts-Diskurses. Das vorherrschende Klischee, daß Frauen ja vielleicht einvernehmlich mit Männern schlafen, um ihre Karriere voranzutreiben, ist dabei ebenso ein Thema, wie auch andere Klischees. Nicht immer im Zentrum, nicht immer wichtig. Dennoch gelingt es dem Film in kleinen Momenten immer auch darauf zu verweisen, daß man in Hollywood ein übergeordnetes Problem hat.

Gleichsam zeigt sich auch, wie pervers, wie kriminell und zerstörerisch ein Harvey Weinstein an seiner Macht klebte. Ist ja logisch, schließlich folgt dem ja nur die Offenbarung um Missbrauch jedweder Art, der ihn zu Fall bringen soll. Nun kann man pathologisch darauf blicken, einen Weinstein und seinen Machtapparat und damit seine Taten verstehen. Wenn er sich im Film darüber wundert und aufregt, daß er nun das große Thema eines Artikels ist, dann ist es nicht nur einfach seine Angst, sondern gleichsam auch die Tatsache, daß er jahrzehntelang in einer Filterblase der Macht über den Dingen schwebte. Die dort offengelegte Welt scheint so konfus, seltsam und irreal, daß man sich gar nicht mehr wundert, wie ein Weinstein denken kann, daß es ihm alles gehört. Denn schließlich gehörte ihm praktisch auch alles. Daß er aber nicht nur rein irrational gehandelt hat, lässt sich ebenso eindrucksvoll durch das Miteinbringen von irgendwelchen dubiosen Verhörungsmethoden untermauern. Hier ist der Film sogar verhältnismäßig handzahm, weil er nicht alles erläutert, was ein Weinstein so tat, um eine Macht am Leben zu halten. Man muss dem Film dabei zugestehen, daß er teilweise mit Schicksalsschlägen daherkommt, die nicht so leicht verdaulich sind und immer wieder auch Momente beschreibt, die man sich kinderleicht auch ausmalen kann. Es ist ein großer Segen, daß man hier nicht plakativ irgendwelche Vergewaltigungen in Szene setzt, weil das auch irgendwie pietätlos wäre und gleichsam ja sowieso immer klar ist, worum es geht.

Auch schauspielerisch ist das angenehm subtil und zurückhaltend. Die Figuren, die hie im Mittelpunkt stehen, brauchen keine groß ausgelegten Gefühlsausbrüche oder hollywoodreife Momente, wie etwa ein Mark Rufallo sie in Spotlight (2015) großartig zur Schau stellte. Alles, was sie sagen möchten, wie ihnen der Fall emotional, aber auch rein von dem, was da auf sie zukommt, zusetzt, daß sieht man. Und besonders im Falle von Carey Mulligan ist das sehr intrinsisch verarbeitet. Während Zoe Kazan hier eher den emotionalen Part übernimmt, der seine Gefühle extrovertiert äußert, kann Mulligan durch das Gegenstück dazu überzeugen. Ohnehin ist ein besonderer Anreiz des Werkes, daß die Chemie zwischen Mulligan und Kazan so atemberaubend ist. Man kauft ihnen die Freundschaft nicht nur einfach ab, sie sind es auch. Auch die jahrelange Freundschaft, beziehungsweise das, was sie als Kolleginnen vereint, wird hier sehr organisch auf die Leinwand verfrachtet.

Rein filmisch mag She Said kein wirklich atemberaubendes Werk sein. Dazu fühlt sich der Film zu sehr nach Abfilmen von Tatsachen und zu wenig nach Kunst an. Dennoch ist es ein Film, der ein Stück weit therapeutisch auf große Probleme blickt und schauspielerisch atemberaubend ist. Die Perversion eines kaputten Systems stellt er relativ gekonnt und differenziert dar, ohne dabei einfache Lösungen für komplexe Probleme anzubieten.

She Said Bewertung
Bewertung des Films
710

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