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Spider-Man - Across the Spider-Verse

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Der beste jemals gedrehte Spider-Man Film

Spider-Man - Across the Spider-Verse Kritik

Spider-Man - Across the Spider-Verse Kritik
4 Kommentare - 06.07.2023 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Spider-Man - Across the Spider-Verse" ist.
Spider-Man - Across the Spider-Verse

Bewertung: 5 / 5

Als ich jünger war (lang lang ists her) bekam ich eine recht frühe Originalausgabe von Spawn in die Hände, ich glaube es war eine Collabo zwischen Frank Miller und Todd McFarlane und es handelte sich um eine Meta-Ausgabe. Es wurde diskutiert warum ein Creator-Owned Label besser sein dürfte als ein Großunternehmen mit diversen Superhelden. Ich erinnere mich, wie geheuchelt ich die Ausgabe empfand, da sich da zwei Superstars die Eier schaukelten, die eben mit jenen Unternehmen so groß geworden waren und nun auch noch öffentlich nachtraten. Vor allem wurde da auch ein erkennbar an Superman angelehnter Charakter dargestellt (He who came first), der angekettet ein dasein im Kerker fristete, dem jegliche Entwicklungsmöglichkeiten genommen worden waren, gefangen auf alle Ewigkeit im ewigen Kreislauf. Die Illusiuon einer Veränderung. Ironisch ist in diesem Zusammenhang jetzt etwa 25-30 Jahre später, dass ausgerechnet Spawn trotz Creator Owned Business eben genau dort befindet, was die beiden Macher ach so rigoros angeprangert hatten: Al Simmons auf ewig gefangen in seinem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Aber lassen wir das mal bei Seite. Was genau hat das alles mit dem vorliegenden Film zu tun? Spider-Man und sein Gefangensein in bestimmten Mustern! Und dafür muss ich auch da mal weit ausholen, und der Comicfigur Peter Parker Tribut zollen...

Es ist unbestritten, dass Peter Parkers Werdegang als Spider-Man mit seiner "Teilschuld" am Tod seines Onkels zu tun hat, und dass der Mann seitdem sein eigenes Päckchen mit sich mitträgt und diese Schuld ihn niemals zur Ruhe kommen lassen wird. Egal wie sehr er sich verändert, wie sehr er wächst, um als Comic zu überleben, darf Peter Parker sich niemals von seinem Trauma und der Bürde, die er sich auf erlegt erholen. Schlimmer noch, in regelmäßigen wiederkehrenden Traumata muss er immer wieder liebgewonnene Figuren durch seine eignene Hände gleiten sehen (sei es Gwen Stacy, sei es Harry Osbourne, sei es Jean DewOlff, sei es MJ und so weiter), sei es durch Tod oder durch Teufel.

Trailer zu Spider-Man - Across the Spider-Verse

Jeglicher Versuch seitens irgendwelcher Autoren, Peter Parker seine wohlverdiente Ruhe zu geben ist zum Scheitern verurteilt, weil die Verkaufszahlen etwas anderen verlangen. Er wird verheiratet und soll sich zur Ruhe setzen, es wird sogar eine Figur eingeführt, der laut Plan der Original Peter Parker sein soll. Pustekuchen, Fanreaktion nimmt diesen "Ben" nicht an und Peter muss zurück kommen. Das publikum will auch nicht einen Peter, der im Ehealltag zerrieben wird, also wird die Ehe für nichtig erklärt. Und jeder Schritt zurück wird entgegen lautem Fanprotest trotzdem ein Verkaufserfolg, da eben das Erfolgsrezept des ewigen Sysyphos Spider-Man bedient wird. Die einzige Möglichkeit für Peter seine Ruhe zu finden ist der Tod, und selbst da finden die Verlage immer wieder eine Hintertür.

Die einzige Konstante in diesem Kosmos der ewigen Schuld ist die liebe Tante May. Was aber in Wahrheit ein ewiger Reminder für die ursprüngliche Todsünde des jungen Peter ist und daher eher mittlerweile mehr der Anker des Verlages ist, Peter auf ewig in der Hölle schmoren zu lassen. Dafür kann die Tante nichts, dafür kann niemand was, das ist der Gang der Dinge in diesem Genre: Am Ende deines Engagements als Autor hast du gefälligst dein Spielzeug egnauso zurück zu lassen wie du es vorgefunden hat, alles dazwischen ist die Illusion einer Entwicklung. Daher gilt es auch als ausgemachter allbekannter Treppenwitz, dass es eigentlich nur einen konstanten Tod im Spidey-Cosmos geben kann, alles andere kann immer wieder retconned werden: Onkel Bens.

Und die Macher der Comics und der bisherigen Filme kennen diese Regeln und haben es sich tatsächlich immer auch irgendwie einfach gemacht: Egal welcher Spider-Man, egal in welchem Medium, immer gab es den einen Moment und dann den anderen Moment, der Spider-Man für immer definierte und trotz des enormen geistigen Potentials der Figur hinter der Maske in ein Leben in Einsamkeit zum SChutze der Liebsten drängte: Sei es Onkel Ben, sei es Gwen Stacy, sei es Tante May. Das wurde als Kanon definiert und wurde auch vom Publikum immer so angenommen. "Jeder ist seines Glückes Schmied"? Nope. "Das Schicksal steht geschrieben."

Was hat das alles mit dem vorliegenden Film zu tun? Abwarten...

Die Macher haben also allesamt verstanden, was es mit der Figur Spider-Man auf sich hat und sie haben die Formel nunmal - ob bewusst oder unbewusst - immer wieder angewendet. Und es ist jedesmal von Erfolg gekrönt. Amazing Fantasy 15 (erster Auftritt Spider-Man überhaupt) war eine Verlegenheitsarbeit und eine Aushilfsstory, aber entpuppte sich als so erfolgreich, dass man daraus ein ganzes Spinneniumperium gründen konnte. Bis heute gilt beispielweise die Story "Die Nacht in der Gwen Stacy starb" als Prototyp und Sinnbild für Spider-Mans Schicksal. Und genauso verfahren die Verfilmungen: Onkel Ben stirbt, Harry stirbt, Peter entfernt sich von MJ, ums ie zu schützen. Nächster Spider-Man ähnliche Story bis zu Gwens Tod. Nächster Spider-Man, aus dem Hallodrie wird sukzessive ein Grübler gemacht, was darin kulminiert, dass die Tante einen auf Onkel Ben macht und er MJ hinter sich lässt. ja, das funktioniert, und zwar richtig gut, der letzte Holland Spider-man Film gilt nicht umsonst als ein Kronjuwel der Spider-man Verfilmungen.

Und zwar nicht trotz - sondern eben WEGEN - been there done that. Es gibt halt keine neuen Stories mehr, nur Abwandlungen bekannter und beliebter Stories. Wer das versteht und umsetzt fährt zumeist richtig.

"Ich werde das Rad sprengen"!

Enter Miles Morales, enter Multiversum. Enter Verständnis des Charakters und LIEBE für ihn!

Miles Morales ist sowohl in den Comics als auch im Film ein Multiversumscharakter, der zu Spider-Man wird, NACHDEM der dortige Peter Parker stirbt (heres looking at you Bendis), was meines Erachtens zwar nicht zwingend notwendig gewesen wäre, und was im Film auch besser als im Comic gelöst wird, aber sei es drum. Zumindest haben wir einen frischen Charakter, der so gut aufgenommen wurde, dass er sogar den Kollaps des Multiversums in den Comics unbeschadet überstand.

Und im vorliegenden Film wird ganz direkt eben diese Frage adressiert: Muss ein Spider-Man, um funktionieren zu können, immer diese Tiefschläge hinnehmen und immer die Schläge in die Magengrube bekommen. Ist das zwingend erforderlich? Und genau die Antwort, die bisher immer als ein göttliches Ja auf oktruiert wurde, wird hier immer wieder mal subtil, mal deutlich hinterfragt und teilweise auch negiert. Und genau aus dieser Dualität - darf man dem Charakter Spider-Man soviel Liebe als Creator entgegen bringen, dass er auch glücklich sein darf und auch mal Glück in seinem Leben haben darf - zieht der vorliegende seine Spannung. Und die Antworten die der Film liefert, machen ihn zu einem inhaltlich auch epischen Seherlebnis, denn die Verhandlung wird hier nicht beendet, lediglich die Frage in den Raum gestellt mit einem offenen Ausgang.

Ja, man kann das ausdiskutieren und zum selben Ergebnis wie bisher kommen, und es würde mich nicht wundern, wenn es so kommt, aber der Weg ist das Ziel. Und hier wird eben nicht der einfache Weg genommen, es wird ausdiskutiert und die Fallhöhe definiert, aber man kann einem Jungen nicht sagen: Morgen stirbt dein Vater, magst du einen Pudding?

Unabhängig davon ist der Film auch visuell und inszenatorisch einfach eine Wucht, die ersten fünf Minuten geben etwas vor, was der Film, bis auf ein paar Minuten Leerlauf zur Mitte vollumfänglich auch bis zum Ende durchhält. 2,5 Stunden fühlt man schon, aber nicht als zu lang sondern fast als zu kurz, und dabei hat der Film kein Gramm Fett zu viel auf den Knochen. Man weiss teilweise nicht, ob man wegen der Story, den Dialogen, der Bilder, dem Schnitt, der Musik oder einfach dem ganzen Geschehen zusammengenommen ein Gänsehautmoment nach dem anderen hat. So groß ist der Film.

Und nein, er ist nicht abgeschlossen, muss er aber auch gar nicht, er liefert das was er liefern soll: Den Konflikt, die Fallhöhe und endlich auch öffentlich die Diskussion, ob Spider-Man zum Verlust verdammt ist. Ja, bisher sprach die Publikumsreaktion in Form von Dollars dafür, es heisst beispielsweise bis heute, dass die meistgehasste Spider-Man Comic-Story aller Zeiten "One More Day" auch maßgeblich zum Erfolg im neuen Jahrtausend beigetragen hat, da die Ehe aus der Gleichung gestrichen werden konnte und man wieder einen auf Arschie machen konnte. Aber es ist die meistgehasste Story, da MJ aus der Gleichung genommen wurde, die Ehefrau seit Jahrzehnten und damit der Wachstum des Charakters. Der vorliegende Film gaukelt einem bis jetzt eine Entwicklung und einen Wachstum einer Zeichentrickfigur vor, welche den meisten realen Filmfiguren abgeht, und er tut dies mit einem unerbittlichen Verve, und er plädiert ganz klar wie die vokalen Fanboys, die das beste für den liebgewonnen Charakter wollen, und eben nicht austauschabre Massenstories ohne Rücksicht auf die Figur erzählen wollen, für ein verdientes Happy End.

Ob ein Happy End dann tatsächlich kommt, irgendwie bezweifle ich es, aber die Illusion, dass es diesmal klappen könnte, eben weil die richtigen Fragen adressiert werden und alle Beteiligten eigentlich auch wollen, dass es so kommt, macht einem Hoffnung.

Und gerade auch deshalb ist dieser unfertige Film tief in seinem inneren der aufrichtigste aller Spider-.Man Filme, da er aus dem Herzen kommend versucht, das Richtige zu tun.

Im direkten Vergleich mit dem erstling ist der erste deutlich stringendeter, einfacher zugänglich und besser koordiniert, und wahrscheinlich tatsächlich der bessere Film, aber als Comicfan, der die Mechanismen schon oft genug sah, als Mensch, der visuell und inhaltlich voll abgeholt wurde finde ich den hier besser.

Und ich gehe soweit zu behaupten, dass diese Trilogie die The Dark Knight Trilogie des Spiderverse sein wird - egal wie der dritte Teil ausgeht.

10 Punkte und unbedingte Empfehlung

Spider-Man - Across the Spider-Verse Bewertung
Bewertung des Films
1010

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Duck-Anch-Amun : : Moviejones-Fan
13.07.2023 15:42 Uhr
0
Dabei seit: 15.04.13 | Posts: 11.515 | Reviews: 45 | Hüte: 774

Eine Liebeserklärung an Spidey und eine tolle Kritik smile Hut!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
13.07.2023 15:12 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

FlyingKerbecs

Danke für den Hut und die Zustimmung :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
06.07.2023 12:40 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.996 | Reviews: 56 | Hüte: 425

Sehr ausführlich und kann ich so unterschreiben. Ich hoffe so sehr, dass Teil 3 dieses Niveau halten kann. surprised

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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MobyDick : : Moviejones-Fan
06.07.2023 12:30 Uhr
2
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Diesmal mal wieder eine etwas andere Filmkritik - und bevor ich es vergesse, nehmt bitte das FSK 12 diesmal ernst, der Film ist so pickepackevoll, dass er Kinder drunter überfordern könnte...

Dünyayi Kurtaran Adam
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