Bewertung: 4 / 5
Als ich hörte das meinen beiden liebsten Komikern (noch vor Bud Spencer und Terence Hill) endlich ein lang verdientes Biopic spendiert wird, war ich voller Vorfreude. Diese wurde dadurch etwas gedämpft, nachdem beschlossen wurde sich nur auf ihre letzte gemeinsame Tour durch Großbritannien zu konzentrieren, vor allem wenn man Attenboroughs "Chaplin" als Vergleich nimmt der seine Hauptfigur von der Kindheit bis zum greisen Alter begleitete.
Direkt am Anfang, als beide während der Dreharbeiten zu ihrem Hit "Zwei ritten nach Texas" mit Produzent Hal Roach gezeigt werden, hätte ich am liebsten weiter in dieser Zeit mit ihnen verweilt, quasi in ihrer absoluten Hochphase. Zu gern hätte ich weitere "Hinter den Kulissen" Szenen dieser Art gesehen, zumal hier der Konfikt thematisiert wird den Laurel immer mit Roach hatte. Doch direkt danach erfolgt ein Sprung von 16 Jahren und die beiden einstigen Superstars von Hollywood versuchen nun mit einer Tournee durch das vereinte Königreich den vergangenen Ruhm wieder aufleben zu lassen. Begleitet wird diese Tournee von unterdrückter Enttäuschung seitens Stan Laurel der Ende der 30er vorhatte mit Hardy, unabhängig von anderen Studios und Produzenten, Filme selbst zu produzieren. Hardy jedoch, der vertraglich an Roach gebunden war, drehte ohne Laurel mit einem anderen Filmpartner den Streifen "Zenobia" und ließ Stan gezwungenermaßen im Stich. Weiterhin soll diese Tournee nur dazu dienen die Zeit bis zum Drehstart eines neuen gemeinsamen Filmprojekts zu überbrücken. Der geplante Robin Hood Film, an dem Stan wie ein Besessener arbeitet und der auch als Lockmittel dient um Ollie überhaupt diese Tournee zuzumuten, wird aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ebenfalls mehr und mehr zum Frustfaktor für Stan. Noch dazu verschlechtert sich Ollies Gesundheitszustand immer mehr was letztendlich beide dazu zwingt über ihre "Freundschaft" nachzudenken.
Trailer zu Stan & Ollie
Diese knapp beschriebene Inhaltsangabe sollte ausreichen um zu beschreiben was einen in den ca. 100 Minuten erwartet. "Stan und Ollie" hat sicherlich nicht die epische Breite und das Staraufgebot wie der bereits erwähnte "Chaplin". Der Film ist kleiner, kürzer und konzentriert sich gerade mal auf eine mehrwöchige Zeitspanne im Leben der beiden Stars. Viel zu wenig um diese zu würdigen, aber dennoch hat dieser Film einen Zauber vermittelt der mich regelrecht in den Bann zog. Zu verdanken ist dies vor allem den beiden perfekt besetzten Haupdarstellern! Steve Coogan und Johnn C. Reilly verkörpern die beiden grundverschiedenen Komiker dermaßen überzeugend, das man vor allem in den gemeinsamen "Sketch" Szenen völlig vergisst das es sich hier nicht um die Originale handelt. Mimiken und Gestiken werden geradezu perfekt übernommen und die Maske, vor allem bei Reilly, tut ihr Übriges. Kein Wunder das jede andere Figur (mit Ausnahme der beiden Ehefrauen) dagegen blass wirkt. Witzige und traurige Momente werden nie unnötig in die Länge gezogen und trotz der Spannungen zwischen beiden kommt der Film ruhig und gemütlich daher. Man muss als Laurel und Hardy Kenner letztendlich aber in Kauf nehmen, das hier zugunsten der Dramturgie, die Wahrheit ab und an auf der Strecke bleibt. Ja, Hardy hatte einen Herzinfarkt, dieser ereilte ihn aber nicht während der gemeinsamen Tournee. Der geplante Robin Hood Film der letztendlich nie zu Stande kam, war in Wahrheit schon Ende der 40er kein Thema mehr und einen Konflikt zwischen den beiden, aufgrund Hardys Rolle in "Zenobia," hat es auch nie gegeben. Tatsächlich hatte Hardy sogar danach noch einen Film mit John Wayne gedreht, der ihn dauerhaft als Sidekick in seinen Western einsetzen wollte. Trotz dieser Freiheiten die der Film sich nimmt, ist er dennoch eine wundervolle Liebeserklärung an 2 Ikonen der goldenen Hollywood Ära. Natürlich darf man hier keine spannungsgeladene Plot Twists, übertriebene Actionszenen oder gar Special Effects erwarten, aber wer auf gute alte Schauspielkunst Wert legt, hat hier eine kleine Filmperle vor sich.