
Bewertung: 3.5 / 5
Der Mann aus Stahl kehrt in neuer Ausführung zurück auf die große Leinwand. Nach dem eher unrühmlichen Ende des DCEU wagt Regisseur und DC Studios-CEO James Gunn mit Superman jetzt den Neustart des Universums, welches fortan als DCU bekannt sein soll. Der Film trägt die Hoffnung vieler Fans, wird aber auch bereits seit Bekanntgabe des Projekts von Kritik und gar Hass manch anderer Fans begleitet, allen vorran durch Fans, die nach wie vor fest zu Zack Snyder stehen und eine andere Interpretation des DC-Universums schlicht ablehnen. Diese Fans wird man wohl kaum überzeugen können, alle anderen dürfen sich aber auf einen durchaus gelungenen Neustart freuen.
Superman Kritik
Superman (David Corenswet) ist seit inzwischen drei Jahren der Welt als mächtigstes Metawesen bekannt. Und obwohl er sich die größte Mühe gibt, von allen akzeptiert zu werden, machen die Menschen es dem Außerirdischen vom Planeten Krypton nicht leicht. Die anderen Superhelden belächeln ihn wegen seiner naiven Gutmütigkeit, von Lois Lane (Rachel Brosnahan) muss er für seine Handlungen Kritik einstecken, sein Hund Krypto will einfach nicht auf ihn hören und Lex Luthor (Nicholas Hoult) ist vor Hass und Neid auf ihn so sehr zerfressen, dass dieser nur ein Ziel kennt, nämlich den Mann aus Stahl endgültig aus dem Weg zu räumen. Als Superman sich in einen internationalen Konflikt einmischt, sieht Luthor seine Chance gekommen und der Mann aus Stahl sich einer Hasskampagne ausgesetzt, wogegen seine Muskelkraft wirkungslos ist.
Trailer zu Superman
Dieser Film hat einiges zu schultern. So viel, dass er kaum allen Erwartungen der Menschen standhalten kann. Er soll das nie wirklich in die Erfolgsspur gekommene DCEU vergessen machen, ein komplett neues DC-Universum starten und auf den Weg bringen, Warner Bros. finanziell retten, zeigen, dass die Menschen nach wie vor Interesse am Genre der Superheldenfilme haben und der Welt einen neuen Superman präsentieren, der es mit all seinen Vorgängern gefühlt gleichzeitig aufnehmen muss. Ach ja, und nebenbei einer Welt, die gesellschaftlich enorm gespalten ist, den Weltfrieden bringen. Haben wir etwas vergessen? Und all das haben wir uns nicht ausgedacht, das sind genau die Themen, die den Film im Laufe der letzten Monate begleitet haben.
Wird Superman am Ende die Antwort auf alle Sorgen und Probleme der Welt haben? Natürlich nicht, es ist ein Film, nicht mehr, aber gewiss auch nicht weniger. Niemand sollte hier, oder generell von irgendeinem Film, die große Offenbarung erwarten. Superman erfindet das Kino nicht neu, das war und ist aber auch nie der Anspruch der Macher gewesen. Wenngleich einige spannende Entscheidungen getroffen wurden, geht man größtenteils auf Nummer sicher. Man kann sicherlich hier und da fehlenden Mut kritisieren, aber gerade weil dies der Start für ein neues Filmuniversum sein soll, kann man diese Vorgehensweise auch verstehen. Und so können wir am Ende mit Freude sagen, dass dieser Neustart des DCU definitiv gelungen ist.
Superman macht verdammt viel richtig und schafft es, uns in eine neue Welt der Superhelden einzuführen. Und auch wenn man durch die Trailer etwas Sorge haben könnte, der Film würde am Ende mit Storyelementen und Charakteren überfrachtet sein, so können wir euch dahingehend definitiv beruhigen. Der Film trägt seinen Namen nicht zu Unrecht, der Fokus bleibt stets eindeutig auf Superman. Auch die Story ist im Grunde sehr einfach gestrickt und gerät nie zu kompliziert. Hier erinnert der Film uns stark an seinen Vorgänger Superman - Der Film von 1978, der es ebenfalls recht einfach gehalten hat.
Dies zeigt sich auch, wenn wir über Spoiler reden würden. Denn so richtig gibt es keine. Zumindest nicht in dem Sinne, wie man dies heute versteht. Wir können euch Superman so wenig spoilern, wie wir den Film von 1978 spoilern könnten, denn was sollte man dort groß spoilern? Gunn verzichtet darauf, große Überraschungen einzubauen, spektakuläre Cameos oder Twists, die das ganze Universum auf den Kopf stellen. Ja, hier startet das neue DCU, aber in erster Linie ist dies ein Superman-Film, der komplett für sich allein steht
Und daher, trotz der vielen anderen Charaktere, dreht sich Superman auch vor allem um die zentralen Figuren, die man in einem Superman-Film erwarten würde. Zu ihnen kommen wir gleich. Haken wir erst schnell all die anderen Figuren ab, Green Lantern oder Hawkgirl zum Beispiel. Diese sind hier reine Nebenfiguren, die einfach in dieser Welt bereits existieren. Und auch hier hält Gunn es einfach, denn wenngleich ihre Figuren deutlich charakterisiert werden, erhält keine von ihnen eine Hintergrundgeschichte, was auch schlicht nicht nötig ist. Das hat zwei Vorteile: Man lenkt nicht von den eigentlichen Hauptfiguren sowie der Story ab, und sorgt zudem dafür, dass die Laufzeit überschaubar bleibt. Dennoch hatten wir auch mit diesen Nebenfiguren Spaß, zu unserer Überraschung am meisten mit Mister Terrific, gespielt von Edi Gathegi.
Doch kommen wir jetzt zu den großen Stärken des Films, den Hauptfiguren und ihren Darstellern. Das Casting hat seinerzeit großes, öffentliches Interesse nach sich gezogen. Das Ergebnis hätte kaum besser ausfallen können. Es hat seine Gründe, dass während des gesamten Marketings das folgende Trio im Zentrum stand, denn dieses Trio ist im Film schlichtweg herausragend!
Nicholas Hoult spielt einen überragenden Lex Luthor. Diabolisch, hochintelligent, narzisstisch und durchaus auch immer mal für einen Lacher gut. Es gelingt ihm aber auch, eine bedrohliche Aura zu erschaffen, die ihn wesentlich furchterregender wirken lässt, als manch vorherige Interpretation dieser Figur. Doch vor allem macht es zu jeder Zeit richtig viel Spaß, Hoult als Luthor zu sehen. Er geht voll in dieser Rolle auf. Und wenngleich manche Vergleiche vor allem zu Gene Hackman in der Rolle sicherlich nicht falsch wären, so gelingt es Hoult, etwas ganz Eigenes mit dem Charakter zu machen. Und es ist etwas enorm unterhaltsames. Es ist immer ein gutes Zeichen, dass man sich als Zuschauer freut, sobald der Bösewicht zu sehen ist.
Von dem Trio bekommt Rachel Brosnahan am wenigsten im Film zu tun, und doch hinterlässt auch sie Eindruck. Ihre Beziehung zu Superman haben wir so in dieser Form noch nicht gesehen. Und wenngleich sie ihm natürlich auch helfend zur Seite steht, verfolgt sie auch ihre eigenen Kämpfe auf ihrem eigenen Schlachtfeld. Doch die wahre Stärke dieser Rolle kommt vor allem dann zum tragen, wenn sie mit Superman interagiert. Die beiden haben eine richtig tolle Chemie miteinander und selbst wenn sie nur minutenlang miteinander reden, hat man schlicht Spaß, den beiden dabei zuzusehen.
David Corenswet trägt sicherlich die größte Last auf seinen Schultern. Ist er ein guter Superman? Ist er auf Augenhöhe mit seinen Vorgängern? Ja und ja! Sicherlich werden vor allem hier die Meinungen mit am meisten auseinandergehen, und einige wollen ihn auch einfach nicht akzeptieren, aber er macht einen fantastischen Job, man kann es einfach nicht anders sagen. Er IST Superman.
Sicherlich ein anderer, als es Henry Cavill gewesen ist, aber auch ein anderer, als es Christopher Reeve war. Will man es ganz einfach halten, so war Cavill vielleicht der Mächtige, der Bullige, während Reeve der feine aber auch Intelligente war, ausgestattet mit all dem Wissen der bekannten Galaxien. Corenswet ist dagegen der Menschliche. Ein Superman, mit Fehlern und Ängsten und mit einer Naivität für das Gute, wie sie so zuvor noch nicht zusehen war, auch nicht bei Reeve.
Natürlich verkörpert Corenswet genau wie die anderen die bekannten Motive der Figur, vor allem Hoffnung. Er ist ein Superman, mit dem eine völlig neue und noch junge Generation von Menschen aufwachsen wird, und wir denken, dass er genau der Richtige dafür ist.
Von Kritikern wurde oft angemerkt, dass das Kostüm nicht so toll aussieht und dieser Superman einfach nicht so muskulös wirkt. Seit wann muss er das eigentlich? Er hat sie, aber sie zu zeigen würde einfach nicht zu diesem Superman passen, zu dessen Charakter. Zumal seine wahre Stärke deutlich von innen kommt, das ist die Kraft, die ihn zu Superman und was es heißt, Superman zu sein, werden lässt. Und das zeigt der Film auf sehr schöne Weise so deutlich wie noch keiner der anderen Filme. Er bringt nicht nur die Hoffnung zu den Menschen, durch sein Vorbild inspiriert er sie auch dazu, besser zu sein. Und das, ohne belehrend zu wirken.
Es sind vor allem diese drei, ihre Chemie zueinander wie auch ihre jeweilige Spielfreude, die den Film über den Standard erheben und aus Superman mehr als nur den nächsten Superheldenfilm werden lassen. Das ist sowohl ein positiver, wie auch negativer Aspekt des Films. Es zeigt, wie wichtig ein gutes Casting für die Qualität eines Filmes ist und warum es dafür demnächst bei den Oscars eine Kategorien geben wird.
Wie man den Trailern bereits entnehmen konnte, spielt auch Krypto, Supermans Hund, eine große Rolle im Film. Und auch diesen Aspekt des Films fanden wir gelungen. Weder übertreibt es der Film mit dem Hund, noch wird dieser in irgendeiner Form vermenschlicht. Er hat zwar Superkräfte, ist aber ansonsten ein recht normaler Hund und verhält sich auch so. Auch das CGI ist hier durchaus gelungen.
Generell sind die Effekte soweit ok, guter heutiger Standard würden wir sagen. Aber vom Hocker gerissen haben sie uns auch nicht. Die Effekte sehen gut aus, so lange sie glaubhaft sind. Doch wie bei vielen Filmen seit vielen Jahren schon, ist es auch hier so, dass zu oft übertrieben wird. Früher war man Grenzen auferlegt, heute dank der Computer nicht mehr. Daher fragt man sich gar nicht erst, ob man den Effekt hinbekommt, man tut es einfach. Herauskommen übertriebene CGI-Effekte, die schlicht nicht glaubhaft wirken.
Inhaltlich ist dies ein Superman für unsere heutige, moderne Welt und er spricht daher auch aktuelle Themen an. Das wird natürlich nicht jedem gefallen. Bereits im Vorfeld wurde vor allen in den USA aus der rechten Ecke gegen den Film geschossen, da das Thema Einwanderung und Immigration thematisiert wird. Und ja, in gewisser Weise werden sie dies auch, immerhin ist Superman ein Immigrant von einem anderen Planeten. Dies war aber auch früher immer schon Thema und ist eigentlich nicht neu.
Etwas neuer ist da sicherlich unser Umgang mit sozialen Medien und die immer öfters daraus resultierende Meinungsmache. Dies ist ein zentrales Thema in Superman. Es wäre nur schön, wenn dies in der realen Welt ähnlich gut zu lösen wäre, wie im Film. Aber vielleicht liefert dieser ja zumindest bei einigen Leuten wichtige Denkanstöße.
Manche dieser und weiterer Themen aus dem Film werden sicherlich spalten. Wir fanden es gut, dass gerade Superman diese Themen aufgreift, die mittlerweile für so viel Spaltung unter uns gesorgt haben. Superman wird diese Probleme nicht lösen, aber er kann vielleicht den Menschen wieder etwas Hoffnung zurückgeben.
Doch trotz mancher ernster Themen, behält sich der Film immer eine schöne Leichtigkeit. Es ist ein heller, bunter Film, mit einer gesunden Mischung aus Witz und Emotionalität. Gunn verzichtet dabei darauf, zu Emotional zu werden, wie zuletzt bei seinen Guardians of the Galaxy-Filmen. Gleichzeitig weiß er aber auch den Humor gekonnt, aber eben auch dosiert einzusetzen. Anders als die Unsitte bei Marvel wird hier nicht jede ernste oder emotionale Situation mit einem Witz oder lockeren Spruch aufgelockert. Der Film und seine Figuren nehmen sich selbst ernst. Eine Kunst, von der man fast schon glaubte, Filmemacher hätten sie verlernt.
Wenngleich dies alle recht positiv klingt, sind wir nicht gänzlich frei von Kritik. So kommt zum Beispiel eine Figur im Film für uns viel zu kurz, nämlich Clark Kent. Die Brille kommt nur für wenige Minuten zum Einsatz, ansonsten sehen wir nahezu die ganze Zeit nur Superman. Gerade bei den Problemen, mit denen er im Film zu kämpfen hat, wäre es schön gewesen, mehr von seiner Zeit als normaler Mensch zu sehen. Dadurch hat er auch kaum Interaktionen mit anderen Figuren abseits von Lois oder den anderen Superhelden.
Eine eher persönliche Kritik ist das fehlen von Szenen im Weltraum. In nahezu allen bisherigen Verfilmungen kommen immer auch Szenen im Weltraum vor, nur hier nicht, bis auf eine ganz kurze. Für uns war dies jedoch immer schon ein Element der Figur. Hier fehlt dies leider nahezu gänzlich.
Solche Szenen waren auch immer sehr cineastisch. Auch hier müssen wir leider Kritik üben. Der Film sieht zwar toll aus und er geizt nicht mit Actionszenen, doch wirklich eindrucksvolle, cineastische Momente gibt es kaum. Bilder, die man sich ausdrucken und an die Wand rahmen würde. Nehmen wir als Beispiel einen Film, der als Ganzes sicher nicht zu den besten der Reihe gehört, aber der Flugzeugabsturz aus Superman Returns ist nach wie vor eine der besten Superman-Szenen, die je auf Leinwand zu sehen war. So etwas sucht man im neuen Superman leider vergeblich.
Wir müssen jedoch auch dazu sagen, dass wir den Film erst einmal gesehen haben und es gab bei der Erstsichtung natürlich viele Aspekte, auf die man achten musste. Vielleicht würden wir hier bei einer zweiten Sichtung, mit etwas mehr Ruhe und mehr Auge für solche Szenen, anders urteilen. Rein von der Bildsprache her würden wir aber Stand jetzt sagen: Unterhaltsam, aber nicht ikonisch.
Und wir haben es schon angedeutet, die Story ist recht simpel gehalten. Wirklich originelles oder überraschendes, bis auf vielleicht ein paar Kleinigkeiten, darf man hier nicht erwarten. Der Film wird weniger von der Story und mehr von seinen Figuren getragen. Das muss jedoch nicht zwingend etwas negatives sein. Dennoch hätten wir uns hier etwas mehr kreativität gewünscht. Dass man gleichzeitig versucht, im Hintergrund ein neues Universum aufzubauen, stört zwar nicht wirklich, hemmt den Film aber durchaus.
Natürlich spielen bei solchen Filmen die Post-Credit-Szenen immer eine große Rolle, das kennen wir ja seit Jahren vom MCU. Doch auch dieser Aspekt reiht sich hier zu den positiven Punkten ein, die wir zuvor bereits genannt hatten: Denn ja, es gibt zwei, aber die braucht ihr nicht zwingend zu sehen. In keiner der Credit-Szenen geht es um den Aufbau des DCU oder um etwas, was demnächst erscheint. Es sind zwei kleine schöne Extra-Szenen zu Superman, nicht mehr.
Tatsächlich ist das, was man mittlerweile nach dem Abspann erwartet, schon am Ende im Film selbst mit drin. Auch hier geht Gunn also eigenen Wege und zeigt zudem, dass er vom MCU und dessen Fehlern gelernt hat.
Fazit
Regisseur James Gunn hat das neue DCU erfolgreich und vielversprechend gestartet. Superman ist ein sehr unterhaltsamer Film, der leicht verdaulich daherkommt, und sowohl Witz wie auch Emotionalität gut miteinander vereint. Vor allem die Entscheidung, den Film einfach nur Superman sein zu lassen, ohne allzu große Verweise oder sichtbare Stützpfeiler für ein neues Filmuniversum einzubauen, tut dem Film am Ende gut. Ein im besten Sinne auch von der Einfachheit der Story her altmodischer Film, der gerade deswegen in der aktuellen Filmwelt wie eine willkommene, frische Brise daherkommt.
Die Darsteller sind das große Plus des Films. Vor allem David Corenswet überzeugt vollständig als neuer Superman, der hier wohl menschlicher als jemals zuvor dargestellt wird, doch gerade deswegen eine innere Stärke ausstrahlt, die ihn zu einem würdigen letzten Sohn Kryptons werden lässt, der sich vor seinen Vorgängern absolut nicht zu verstecken braucht.
Es fehlt etwas das cineastische, das ikonische. Und auch bei der Story hätte man gerne kreativer sein können. Vielleicht ging man zu sehr auf Nummer sicher, ist zu wenige Risiken eingegangen, um etwas wirklich meisterhaftes zu erschaffen. Doch dies soll ja auch erst der erste Eintrag sein, ein Start, vielleicht musste man da so vorgehen. Vielleicht erwarten Kinogänger heutzutage auch einfach oft zu viel, eben das nächste ganz große Ding. Vielleicht ist es ganz richtig so, dass Superman ein fast schon simpler Film über Hoffnung, Mut und den Glauben an das Gute ist. Denn genau das sollte Superman immer sein.
