
Bewertung: 4.5 / 5
Da ist er also, der neue Superman. Der Film, der nicht nur den ersten filmischen Eintrag des neu etablierten DCU-Kosmos darstellt, sondern der auch eine Durststrecke beenden soll, wegen der viele DC-Fans in den letzten Jahren immer seltener mit einem guten Gefühl aus dem Kino gehen durften. Diese große und nicht gerade einfache Herausforderung wird James Gunn, Regisseur der Guardians of the Galaxy-Trilogie und Suicide Squad von 2021, zuteil, der als Filmemacher, Drehbuchautor und Co-CEO von DC Studios Superheldenfilme mit frischem Ansatz und ausgefeilten Geschichten (und vor allem fertigen Drehbüchern) wieder attraktiv machen möchte. Ob Superman tatsächlich als eigenständiger Film funktioniert und zugleich den enormen Erwartungen an den DCU-Auftakt gerecht werden kann, erfahrt ihr in der folgenden Filmkritik.
Superman (David Corenswet) ist seit drei Jahren als Held in Metropolis aktiv und konnte die Gunst der Bürger bereits durch die ein oder andere ruhmreiche Tat für sich gewinnen. Allerdings hat auch der Mann aus Stahl seine Schwachstellen, was der Tech-Milliardär Lex Luthor (Nicholas Hoult) nutzen möchte, um den Kryptorianer ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Als sich Superman ohne Absprache in einen internationalen Konflikt einmischt, sieht Luthor seine Chance gekommen, den Helden mit einem ausgeklügelten Plan in die Knie zu zwingen …
Trailer zu Superman
Superman - Kritik
Der Film startet mit einer kleinen Einleitung in feinster Star Wars-Opening Crawl-Manier, um die Rahmenbedingungen des DCUs für jeden, egal ob Fan oder nicht, verständlich zu machen. Daraufhin finden wir unseren Helden bereits das erste Mal am Boden wieder und grenzt sich somit innerhalb der ersten drei, vier Minuten rigoros vom verblichenen DCEU und dessen Version des Kryptorianers ab. Der neue Superman ist nämlich noch ziemlich jung und unerfahren, was seine Entscheidungen und Handlungen während des ganzen Films prägt. Genau das dürfte es auch gerade der jüngeren Zuschauerschaft erleichtern, sich mit dem Superhelden zu identifizieren, was am Ende des Tages einfach an einem sehr nahbar geschriebenen Superman liegt, den uns James Gunn hier präsentiert.
Auch Interaktionen mit anderen Figuren, etwa seiner großen Liebe, der Journalistin Lois Lane, gespielt von Rachel Brosnahan, zeigen nicht nur Clark Kents Verständnis von Moral und Gerechtigkeit auf, sondern sind dazu auch sehr unterhaltsam. Besonders die Szene, in der Lane Kent das erste Mal als sein Alter Ego interviewt, macht verdammt viel Spaß, vor allem weil beide Charaktere so verschieden sind und unterschiedlichen Leitsprüchen folgen. Während Lois Clarks Einmischung in den Konflikt verurteilt und von ihm Reue für seine Nichtachtung der Verträge einfordert, beharrt Clark darauf, unzählige Menschen vor einer Konfrontation bewahrt zu haben, was ihm wichtiger ist, als für ihn wertlose Regularien zu beachten. Emotionale Szene, wie der innige Schwebe-Kuss, sind dem Duo ebenso wie auf den Leib geschrieben.
Betrachten wir nun die Handlung des Films, denn die bereits erwähnte Konfrontation stellt erst einmal den Ausgangspunkt der Story dar, die Schurke Lex Luthor in seinem Plan, Superman töten zu können, einberechnet hat. Gunn traut sich hier ein entscheidendes Detail bezüglich Supermans Eltern zu ändern, was ihm eingefleischte Fans zwar übelnehmen können, allerdings ist dies vermutlich genau eine dieser Risiken, die heute laut Gunn von Studios nicht mehr eingegangen werden. Die Änderung spielt nach anfänglicher Verwunderung nämlich gut in die große Message des Streifens mit ein, auf die an späterer Stelle noch einmal eingegangen werden soll. Der weitere Verlauf folgt den klassischen Ups und Downs und gipfelt in einem gewaltigen Finale, wie es für Blockbuster dieser Preisklasse (225 Millionen Dollar Produktionskosten) üblich ist. Wer eine hochkomplexe Charakterstudie erwartet, wird hier enttäuscht, da man aufgrund des DCU-Starts eher kleinere Brötchen bäckt, um dafür mehr Zeit zu haben, wichtige Akteure einführen zu können, was absolut schlüssig ist.
Kommen wir jetzt auf die Inszenierung, den Look und den Set-Kulissen des Films zu sprechen. Hier lässt sich nämlich hervorheben, dass man allem Anschein nach, etwas experimenteller an die Action-Sequenzen herangegangen ist. Dies fällt vor allem bei einer Szene in der Festung der Einsamkeit und bei allen anderen Superman-Kampf-Szenen ins Auge, die interessante Kamerabewegungen und eher unkonventionelle Perspektiven aufbieten. Manchmal erinnern so etwa Flugmontagen oder das groß beworbene Aufeinandertreffen mit dem riesigen Kaiju-Monster an Sequenzen aus einem Videospiel, was etwas Erfrischendes mit sich bringt. In puncto CGI kann man sich in Anbetracht von vergangenen Effekt-Unfällen, wie etwa in Captain America - Brave New World (2025, siehe Red Hulk) oder in The Flash (2023), bis auf eine Flugmontage wenig bis kaum beschweren. Ansonsten ist der Look des Films an sich sehr farbenfroh, glatt und zumeist unbeschwert gehalten, was bei der Prämisse, Hoffnung ausstrahlen zu wollen, auch durchaus Sinn ergibt. Die Kulissen, zum Beispiel die der Festung der Einsamkeit, sehen beeindruckend aus und verleihen dem Streifen eine besondere Note. Der Score von John Murphy und David Fleming im Zusammenspiel mit dem legendären John-Williams-Thema sorgt zusätzlich für ein episches Kinoerlebnis.
Eine weitere, für die Zukunft des DCU sehr wichtige Frage lässt sich übrigens leicht beantworten: Kann David Corenswet die großen Fußstapfen seiner prominenten Vorgänger als neuer Superman-Darsteller ausfüllen? Ja, und wie! Der 32-Jährige verkörpert die Leichtfüßigkeit des jungen Sohns von Krypton nämlich ideal und kann auch dessen Zweifel und Ängste authentisch zur Schau stellen. Ebenso sieht es bei seinen Co-Stars Nicholas Hoult und Rachel Brosnahan aus. Hoult schafft es, den diabolischen und von Neid zerfressenen Bösewicht so zu porträtieren, dass er zum perfekten Gegenstück des strahlenden Superman aufsteigt, wohingegen Brosnahan als eifrige Journalistin mit ihren Prinzipien ebenfalls brilliert. Nebenfiguren, wie Nathan Fillions Guy Gardener oder Edi Gathegis Mr. Terrific bringen den Humor mit und sorgen beispielsweise mit ihrer Kabbelei um den Namen ihrer Gang ein ums andere Mal für Lacher. Doch der eigentliche Star des Films ist Krypto, Supermans Hund, der mit seinem kratzbürstigen Verhalten und dem niedlichen Schlappohr James Gunns Hund Ozu nachempfunden ist. Zwar hört der fellige Begleiter nicht immer darauf, was sein Herrchen von ihm verlangt, dafür ist er in den entscheidenden Momenten zur Stelle und wächst dem Publikum im Laufe des Films ans Herz.
Beim aufmerksamen Lesen dieser Kritik fehlt nach vielem Lob eben noch die Kritik, denn trotz aller Pros hat Superman ein paar kleine Mankos, was den Film davon trennt, tatsächlich als Meisterwerk betitelt werden zu können. Hauptkritikpunkt ist da zum einen die Länge des Films. So hätte der Endkampf, der im dritten Akt stattfindet, ruhig ein wenig gekürzt werden können, um Superman mit seiner Botschaft, im Gesamten betrachtet, etwas runder und prägnanter zu gestalten. Zum anderen kommt die Figur des Clark Kent etwas zu kurz, weshalb der Film bei dieser Review leider keine fünf Hüte abräumen kann.
Dies tut dem DCU-Starter im Großen und Ganzen aber kein Abbruch, da James Gunn seine Message trotzdem vermitteln kann, die da wäre, dass unsere Taten und Entscheidungen uns zu dem oder zu derjenigen machen, die wir sind. Obendrein gelingt es ihm ebenso, das Universum und dessen größere, überspannende Geschichte in Gang zu bringen, die dann in Peacemaker Staffel 2 noch stärker zur Geltung kommen soll. Einen kleinen Ausblick auf nächsten Sommer liefert man auch noch, denn Phase 1 - Gods and Monsters hat schließlich gerade erst begonnen.
Fazit
Superman liefert alles, was DC-Fans in den letzten Jahren vermisst haben: Einen authentischen Superman, viel Humor und eine Message, die gerade jetzt als echter Mutmacher aufgefasst werden sollte. Tolle Darstellerleistungen, sowie eine große Farbpalette und abwechslungsreich choreografierte Actionsequenzen trösten über kleine CGI-Patzer hinweg und sorgen für den bisherigen Sommerblockbuster des Jahres, der ruhig etwas kürzer hätte sein können.
Nichtsdestoweniger schafft es der Film, seine Eigenständigkeit innerhalb des neuen DC-Universums zu bewahren und als Einstieg auf subtile Art und Weise auf mögliche Handlungsbögen und Charaktere hinzudeuten. Marvel kann sich jedenfalls warm anziehen, wenn James Gunn weiterhin Kurs hält, denn DC scheint aus seinen Fehlern gelernt zu haben und lässt somit freudig auf künftige Projekte blicken.
