Bewertung: 3 / 5
Hierbei zeigt sich, welch gutes Händchen Sam Raimi einst hatte. Die Gesamtrahmenhandlung baute sich über die Teile auf, während in den Filmen einzelne Schwerpunkte gesetzt wurden. Hinzu kam, dass Raimis Kobold, Doc Ock und Sandmann nicht einfach Schurken waren, es waren komplexe Figuren, die durch äußere Umstände in die Rolle des Gegenspielers gepresst wurden, Allianzen eingehen mussten, die sie selbst nicht immer moralisch vertreten konnten. In The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro ist die Welt deutlich einfacher gehalten. Zwar gibt es weiterhin diese Ansätze, die Komplexität der Charaktere ist aber deutlich geringer ausgefallen und das typische Gut-Böse-Schema greift um sich. Hinzu kommt, dass bei all dem Chaos auf den Straßen selten bis nie jemand zu Schaden kommt - eine Bedrohung, die nur hübsch aussieht, ist keine Bedrohung! Dies führt streckenweise dann auch zu erschreckend absurden Szenen, wenn sich Rhino beispielsweise ein hitziges Feuergefecht mit der Polizei liefert, wenige Meter daneben aber hunderte Passanten mit ihren Kindern gaffen.
Ebenfalls muss kritisch betrachtet werden, welche Änderungen die aktuelle Planung von vier Filmen samt der beiden Ableger The Sinister Six und Venom zur ursprünglichen Trilogie-Idee mit sich bringt. Nicht nur die Verwandlung von Harry in den Grünen Kobold wirkt dadurch gehetzt, da Harry in The Amazing Spider-Man schon durchaus passend gewesen wäre, auch Mary Janes Abwesenheit darf schon jetzt hinterfragt werden, da sie in The Amazing Spider-Man 3 wie aus dem Nichts auftauchen wird. Die ganzen letzten zwanzig Minuten des Films hätten sogar deutlich besser in den nächsten Film gepasst.
Trailer zu The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro
The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro bleibt auch mit seinen Schwächen noch ein schönes, buntes Popcornabenteuer, mit einigen Längen und vielen Schauwerten. Wer aber auf etwas mehr Wert legt, kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass hier einmal mehr sehr viel ungenütztes Potential auf der Strecke bleibt. Zwar ist Webbs Spider-Man deutlich dichter an den Comics dran, die Filme selbst sind aber um ein Vielfaches schlechter als das, was Raimi ablieferte. Wobei es für Webb natürlich deutlich schwerer ist, in einer überfüllten Comiclandschaft noch wirkliche Akzente zu setzen, denn dafür tritt das gesamte Genre inzwischen viel zu sehr auf der Stelle.