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The Black Phone - Sprich nie mit Fremden

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The Black Phone Kritik

The Black Phone - Sprich nie mit Fremden Kritik

The Black Phone - Sprich nie mit Fremden Kritik
0 Kommentare - 27.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Black Phone - Sprich nie mit Fremden" ist.
The Black Phone - Sprich nie mit Fremden

Bewertung: 3.5 / 5

In North Denver treibt der sogenannte Greifer (Ethan Hawke) sein Unwesen. Er entführt kleine Kinder und der ganze Ort ist in Aufruhr. Unterdessen wird die Grundschülerin Gwen (Madeleine McGraw) von Träumen um einen Mann mit schwarzen Luftballons geplagt. Immer wenn sie davon erzählt, wird sie von ihrem alkoholkranken Vater Terrence (Jeremy Davies) verprügelt. Als eines Tages ihr Bruder Finney (Mason Thames) entführt wird, findet dieser sich in dem schalldichten Keller des Greifers wieder. Es gibt für ihn keinen Ausweg, nur ein Telefon, daß trotz durchgeschnittener Kabel immer wieder klingelt.

In einer Zeit, in der die Abgeklärtheit über den Menschen regiert, ist es kaum noch möglich, diesen zu erschrecken. Ein Blick in die Geschichte, in das Hier und Jetzt, oder ganz einfach in die Realität sorgt dafür, daß man kaum noch von Dingen überrascht wird, weil man eben alles kennt. Eine große Bürde tragen Horrorfilme dann zu sich, weil sie den Menschen immer mit dem konfrontieren wollen, was ihm Angst macht. Doch was kann dem Menschen noch Angst machen? Nun, nicht immer ist die Antwort diese Frage eine, mit der man sich zufriedengeben kann. Da grinsen sich Menschen den ganzen Tag durch die Kamera und ein Horrorfilm verkauft es für gruselig. Frei von diesem Stigma ist auch The Black Phone nicht, der seine Spannung ähnlich wie ein Split (2016) darauß bezieht, daß ein möglichst junger Mensch von einem möglichst seltsamen entführt wird. Die Parallelen sind eindeutig und damit ein wenig festgefahren. Denn tatsächlich hat dieser Film ein Problem damit, seinen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten. Man weiß, daß man dem Zuschauer kleine Brotkrumen zuwerfen muss, um ihn bei Laune zu halten. Viel seltsamer ist aber, daß es dem sogenannten Greifer so lange gelingt, den Behörden zu entgehen, schließlich gibt nicht nur einen Ort, an dem er seine Gräueltaten zur durchführt, sondern gleich zwei. Immer wieder erkennt man, daß das Drehbuch sich kleine Schlupflöcher schafft, um möglichst lange die Spannung aufrechtzuerhalten, und seine eigene Geschichte dadurch ein wenig in Straucheln gerät.

Trailer zu The Black Phone - Sprich nie mit Fremden

Überdies ist dieser Film durchaus ein Zitatewerk. Schließlich lassen sich nicht nur Parallelen zu ganz alten Filmen wie Um Mitternacht (1927) erkennen, auch das aktuelle Horrorkino wird mit Werken wie dem eben genannten M. Night Shyamalan-Werk und einem eindeutigen Verweis auf Es (2017) immer wieder in den Vordergrund gerückt. Natürlich sind das teils Mechanismen der zugrunde liegenden Vorlage und dennoch kommt man teils aus dem Staunen nicht mehr heraus, weil die Zitate hier nicht der Grund sind, warum das Werk in sich so stimmig wirkt, sondern Scott Derrickson überdies beweist, was für ein guter Regisseur er ist. Natürlich kann sich Derrickson auch nicht den ein oder anderen Jump-Scare oder dergleichen verkneifen, und dennoch ist das hier keine Effekthascherei, weil das, was wirklich gruselig ist, dadurch entsteht, daß sich Protagonist und Antagonist hier einen Kampf auf rein psychischer Ebene liefern. Immer wieder der vom Greifer entführte Finney seinem Peiniger entfliehen und man hat natürlich durch die simple, aber clevere Schreibe immer wieder das Gefühl, man könnte jeden Moment erwischt werden. Die Sympathie hat dieser Charakter gleich zu Beginn, nicht unbedingt, weil man sofort viel über ihn weiß, aber durchaus, weil er eben leidet. Nun ist es natürlich auch nicht immer die gewagteste Schreibe, wenn man einen Außenseiter-Charakter zum Fokus seiner Geschichte macht. Denn schließlich ist das sehr manipulativ. Auf der anderen Seite wissen Derrickson und sein Ko-Autor C. Robert Cargill um diese Tatsache und versuchen sich gar nicht allzu lange mit der Psyche der Hauptfigur zu befassen.

Darauß resultiert vermutlich die größte Stärke an The Black Phone. So sind all diese Charaktere, die der Film etabliert und in seinem Treiben umherschickt, ziemlich interessant. Sei es die Hauptfigur, die durch einen Alkoholikervater getrieben wird. Sei es die Schwester, die damit klarkommen muss, daß sie nicht die Mutter ist und von schlimmen Träumen und Visionen geplagt wird. Sei es der Vater, der trotz seiner Sucht um ein Fehler weiß und immer wieder versucht, seine Familie zusammenzuhalten und auch auf seine ganz verquere Weise versucht, seine Kinder zu schützen. Sei es der von Ethan Hawke gespielte Greifer, dessen Charakter zum einen gut durchleuchtet wird, aber auf der anderen Seite auch keine reine Psychologisierung erfährt. Und darauß entstehen dann wirkliche Momente, denn zumeist beobachtet man Hawke und Hauptdarsteller Mason Thames, wie sie miteinander interagieren. Und was dann passiert ist atemberaubend, weil beide Schauspieler so umwerfend sind. Zum einen gelingt es Hawke nämlich durch rein mimisches Spiel unter seiner Maske eine unglaubliche Bedrohung und Physis auszustrahlen, sodass man wirklich Angst vor seiner Figur bekommt. Auf der anderen Seite ist gerade Mason Thames als Finney beeindruckend, weil er eben kein wehrloses Opfer ist, daß die Ungerechtigkeiten des Lebens rein über sich ergehen lässt. Nein, gleich zu Beginn versucht er immer wieder dagegen anzukämpfen und wenn die beiden dann direkt miteinander sprechen, schafft der Film es immer, die Bedrohung, die zu Beginn etabliert wird, aufrechtzuerhalten.

Gleichsam ist der Film auch nicht zimperlich, wenn es darum geht, seine Gewalt zur Schau zu stellen. Und gerade in diesen Momenten verwundert und beeindruckt The Black Phone dann wieder. Denn schließlich findet die Gewalt fast ausschließlich da statt, wo sie eher unerwartet und gleichsam doch logisch ist. Gerade das formt die Hauptfigur nochmal und es wäre sicherlich ein leichtes gewesen, hier einen Torture-Porn zu veranstalten, doch Derrickson hält sich hier gekonnt zurück. Natürlich sind es die klischierten Rüpel, die die Hauptfigur verprügeln. Und dennoch sollte man hier auch nicht erwarten, daß die Kamera davor zurückschreckt, dem Zuschauer nicht mindestens grausame Bilder zu liefern. Denn das tut der Film, und zwar immer genau richtig, weil es nicht plakativ und rein provokant umgesetzt wird. Etwas fraglich bleibt zwar auch noch bis zum Schluß, warum man hier eine Pädophilen-Storyline aufmacht, die letztlich nicht wirklich ausgearbeitet wird, aber zum reinen Feindbild taugt das natürlich in dem Kontext recht schnell, weil auch die Figur von Ethan Hawke von vorne bis hinten widerwärtig bleibt. Ein dezenter Generationenkonflikt liegt auch unterschwellig in der Luft. Indem der Film natürlich zum einen seine Geschichte in die späten 1970er Jahre verlegt, entgeht er der modernen Medienwelt und etlichen Kameras auf den Straßen und gleichsam hat dieser Film dadurch etwas erfrischend anti-nostalgisches, indem er zwar durchaus diese Zeit porträtiert, aber durch die Ausübung von Gewalt in jedweder Form nichts Gutes an den Menschen und der Zeit lässt.

Es ist die schiere Brutalität, die die Zeit seinen Kindern zumutet. Macht durch Größe und Erfahrung ausgedrückt, sorgt dafür, daß Kinder sterben müssen. Das wird nie explizit und dennoch weiß man um den Umstand. Das kann natürlich auch als Meta-Kritik herhalten, bleibt vorerst aber nur eine Interpretation dessen. Viel eher ist es eben die verachtete Nostalgie, indem ein schäbiges Telefon alles ist, was dem Kind bleibt. Vielleicht geht es auch darum, sich endlich wieder geistig zu betätigen, indem man moderne Medien abstellt und seinen Kopf benutzt. Der Film lässt für solche Gedankenspiele wirklich viel Raum und damit beweist er zum einen, daß die Autoren sich vielleicht nicht immer Gedanken darüber gemacht haben und zum anderen, daß er einfach intelligent ist.

Er treibt es auf die Spitze, wenn das Telefon klingelt. Ja, The Black Phone beweist durch seinen minimalistischen Ansatz, daß maximale Härte in ihm steckt. Das entkommt zwar nicht den Genreklischees, ist aber durch wahrhaftig große Schauspieler, sowie ein cleveres Drehbuch, daß seine Figuren gut skizziert vergeben. Gleichsam steckt in der Inszenierung von Derrickson ein gekonntes Spiel mit der Erwartung seiner Zuschauer.

The Black Phone - Sprich nie mit Fremden Bewertung
Bewertung des Films
710

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