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The Book of Henry

Kritik Details Trailer News
Stark angefangen, stark nachgelassen

The Book of Henry Kritik

The Book of Henry Kritik
1 Kommentar - 16.04.2018 von MrBond
In dieser Userkritik verrät euch MrBond, wie gut "The Book of Henry" ist.
The Book of Henry

Bewertung: 2 / 5

Den Film "The Book of Henry" hatte ich so überhaupt nicht auf dem Radar und es war letztlich eines Sonderangebots, des fantasievollen Covers und der recht guten Durchschnittsnote bei Amazon geschuldet, dass ich mir Colin Trevorrows 2017 entstandenen Film zu Gemüte führte.

Um meine Kritikpunkte zu verdeutlichen, werde ich nicht drum herumkommen, den ein, oder anderen Spoiler zu schreiben. Hier also offiziell die Spoilerwarnung!

Trailer zu The Book of Henry

Henry Carpenter, ein hoch intelligenter Jugendlicher wohnt zusammen mit seinem Bruder Peter und seiner Mutter in einer kleinen Stadt in den USA. Auf seltsame Weise scheinen die Rollen von Mutter und Kind im Hause Carpenter vertauscht zu sein. Henry ist der vernünftige, seriöse 12-jährige Erwachsene, während seine Mutter die Rolle des Kindes einnimmt, das Freunde nachhause bringt und Ego-Shooter an der heimischen Spielekonsole zockt. Auch in der Schule scheinen die Rollen vertauscht zu sein: Henrys "Normalo-Bruder" ist der Gemobbte bei den Mitschülern – Henry der Hochangesehene. Als Henry einmal seinen Bruder gegen die Raufbolde verteidigt, ruft ihm einer zu, dass er (Henry) wenigstens etwas im Kopf habe. Irgendwie passen hier die Ausgangsmuster bereits nicht in mein "Weltbild eines solchen Films". Aber okay, es müssen ja nicht immer die gleichen Klischees bedient werden und ich lasse mich erst mal darauf ein. Im Nachbarhaus wohnt Henrys Klassenkameradin mit ihrem Stiefvater – dem Polizeichef. Ziemlich offensichtlich wird sie von ihm misshandelt/missbraucht, was die Rahmenhandlung ins Rollen bringt.

Die Überführung des unantastbaren Polizeichefs, ein ehrbarer Bürger der Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und man schon auch mal Rückendeckung von seinen Kumpels und Verwandten kriegt, ist für den, in bester Fenster-zum-Hof oder Disturbia Tradition observierenden Henry, eine unbezwingbare Aufgabe. Polizei, Schulleitung, Sorgentelefon und sonstige Einrichtungen sind nicht handlungsfähig.

So verläuft der erste Akt des Film recht unterhaltsam und gut inszeniert – wenn man mit den offensichtlichen Schwächen soweit erst mal leben kann.

Die eigentliche Wendung findet im zweiten Akt statt, wenn Henry an den Folgen eines Hirntumors recht plötzlich stirbt und seiner Mutter ein Notizbuch (The Book of Henry) hinterlässt. Der traurige zweite Akt ist immer noch schön inszeniert und kann emotional durchaus überzeugen. Jedoch kann der dritte und letzte Akt dieses Niveau leider nicht halten.

Dieser super intelligente Junge, der mit seinem Arzt auf höchstem, medizinischen Level über seine Krankheit diskutiert, der die "normale Schule" nur besucht um seine (Zitat) "psychosoziale Entwicklung" zu schulen, der ein Vermögen mit Aktien erwirtschaftet, der in der Schule die Frage nach seinem Vermächtnis höchst philosophisch beantwortet und seiner eigenen Mutter Lebenstipps verabreicht, hat nichts Besseres zu liefern, als einen Mordplan? Das ist sein Vermächtnis? Seiner Mutter haargenau zu erklären, wie sie das perfekte Verbrechen verübt (das nebenbei weit von Perfektion entfernt ist), um ihren Nachbarn zu töten?

Okay… dass man diesen unantastbaren Nachbarn kaum zur Rechenschaft ziehen kann, dürfte klar sein. Aber hätte man diesem geistigen Überflieger-Jungen nicht etwas Besseres einfallen lassen können, als den Nachbarn in den Wald zu locken und ihn dann mit einem Scharfschützengewehr zu erlegen? Der ganze Plan ist so trivial und einfältig, dass er fast nicht von einem Menschen mit einem IQ, größer als 75, stammen kann. Warum die Mutter offenbar den nötigen Killerinstinkt zu besitzen scheint, soll wohl - höchst klischeehaft - ihrer Leidenschaft für Ego-Shooter geschuldet sein. Warum das Wunderkind Henry aber noch nie etwas von forensischen Untersuchungen gehört zu haben scheint, lässt sich nicht erklären. Als Alibi soll eine Schulaufführung herhalten, an welcher sogar Henrys Arzt (und folglich Bekannter seiner Mutter) anwesend ist, um Peter als Magier zu sehen. Hier verschwindet Henrys Mutter für ganze 45 Minuten. Eine kurze Zeugenbefragung würde Mrs. Carpenter ohne Umschweife in Erklärungsnot bringen. Der Plan sieht vor, den Nachbarn von Henrys Waldhütte aus zu erschießen. Einen Ort, den spätestens die Ballistiker aufspüren würden. Alles in allem ist dieser Plan unglaublich dilettantisch und einem Superhirn in keinster Weise würdig.

Wenn es schon Henrys Ziel war, den Verbrecher für seine Taten "bezahlen" zu lassen, dann hätte ich mir etwas Intelligenteres erhofft. Etwas, was den Verbrecher selbst in eine Falle tappen ließe, oder, wenn er schon sterben muss, ihn durch einen inszenierten Unfall zu beseitigen. An letzteres hatte ich eigentlich bis kurz vor Ende des Films gehofft, da Henry auch mal die Brücke eines Staudamms inspizierte und detaillierte Pläne zeichnete. Dass diese Skizzen letztlich nur unnützes Beiwerk waren impliziert mir entweder, dass Trevorrow nicht wusste, wo der Film hinführen sollte, oder eine bewusste (wenn auch unnachvollziehbare) falsche Fährte – sind es doch oftmals die einzelnen Schritte beim Entwickeln des Plans, die zum Ende – bei Ausführung – die großen Aha-Erlebnisse liefern, so gesehen bei Ocean`s Eleven, oder anderen Heist-Filmen, oder der Fernsehserie Das A-Team.

Es ist wirklich sehr schade, dass nichts Besseres bei The Book of Henry "rumkam". Mit Colin Trevorrow als Regisseur, Michael Giacchino hinter`m Dirigentenpult und Naomi Watts als Mutter, sowie überzeugend spielenden Kinderdarstellern, hätte man durchaus das Potential für einen Hit gehabt, zumal der Film rein handwerklich auf hohem Niveau spielte und optisch Lust auf Mehr machte.

Fazit: Stark angefangen, stark nachgelassen. Auch wenn ich mich gerne mal von den Bildern in die Welt hinter der Mattscheibe entführen lasse, waren die Schnitzer in diesem Film leider zu groß. Schade.

The Book of Henry Bewertung
Bewertung des Films
410

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1 Kommentar
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MrBond : : Imperialer Agent
17.04.2018 10:36 Uhr
0
Dabei seit: 03.12.14 | Posts: 3.607 | Reviews: 23 | Hüte: 586

Ich nehme jetzt einfach mal an, es scheiterte am Buch und nicht am Regisseur. Rein handwerklich hätte ich wirklich gerne Trevorrows Star Wars Episode IX Interpretation gesehen.

Sehe ich so aus als ob mich das interessiert?!"

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