Bewertung: 5 / 5
Da geht man EINMAL in eine Sneak-Preview und prompt bekommt man ein Meisterwerk serviert. Ja, richtig gelesen, ich benutze das böse M-Wort. Warum? Darum geht’s in diesem Review zum absolut und grenzenlos genialen, einfallsreichen und schlicht begeisternden [b]The Cabin in the Woods[/b]. Unter der [i]Regie[/i] von [i]Drew Goddard[/i] und nach einem schlicht perfekten [i]Drehbuch[/i] von, wie sollte es anders sein,[i] Joss Whedon[/i], entstand dieser kleine und perfide Horrorfilm, der bereits 2009 fertig wurde, jedoch erst 2011 in den Verleih gelangte und tatsächlich im September auch hierzulande seine Kinoauswertung bekommen wird. [u][b]Inhalt:[/b][/u] Die fünf Studenten Dana, Curt, Jules, Marty und Holden fahren für ein Wochenende in die Hütte im Wald. Dort finden sie im Keller ein altes Tagebuch und erwecken durch das Vorlesen einer mysteriösen Passage auf Latein eine Gruppe mordlustiger Zombies. Doch nebenbei geschehen auch allerlei andere sonderbare Dinge. Und wer sind eigentlich die beiden Typen, die das alles an Monitoren beobachten? [u][b]Kritik:[/b][/u] Ja, es klingt erstmal verdammt nach dem Setting vom 1981er Klassiker [b]The Evil Dead[/b], wenn man die Zusammenfassung so liest, die ja lediglich aus zwei Sätzen besteht. Aber der zweite Satz ist es, der dem Film den Twist gibt, der alles infrage stellt, was uns das Genre seit Jahrzehnten präsentiert und der [b]The Cabin in the Woods[/b] diesen unwiderstehlichen Reiz verleiht. Die Anlage des Films ist so geschickt gestaltet, dass man von Beginn an auf einen bestimmten Weg gelenkt wird, der dermaßen nach Mottenkiste riecht, dass man insbesondere als Horrorfan quasi die erste halbe Stunde vollständig voraussehen könnte. Jedes Klischee des Horrorfilms wird hier durchexerziert und kommt zum tragen. Bereits bei der Figurenauswahl fällt auf, dass alle typischen Rollen besetzt wurden. Die schüchterne Jungfrau, die Sportskanone, die „Schlampe“, der Trottel und der „Intelligenzbolzen“. Mit diesen Grundvoraussetzungen wird dann zunächst auch entsprechend verfahren. Doch durch eine wundervolle Verflechtung mit einem Parallelplot haben Whedon und Goddard dem Film einen Twist beschert, der geschickt sämtlichen Konventionen des Genres böse die Nase dreht und die gesamte Idee des Horrorfilms auf den Kopf stellt. Dieser Parallelplot hieft die gesamte Geschichte auf eine neue Ebene, die alles was [b]Scream[/b] von 1996 als Revolution präsentierte und was [b]Scream 4[/b] letztes Jahr toll wieder aufleben lies wie Fingerübungen aussehen lässt. Der Horror nach Plan wird hier ad absurdum geführt und der Zuschauer bekommt eine Sicht der Dinge, die alle Ideen sämtlicher Filme dieses Genres kritisch hinterfragt und zugleich logisch erklärt. Jedes typische Klischee findet sich wieder und bekommt seine Abreibung verpasst. All das geschieht durch die sich parallel entfaltenden Handlungsstränge, die den Zuschauer zum Voyeur in einem Spiel um Jäger und Gejagte machen. Während man sich zu Beginn noch kurz fragt, was nun eigentlich Sache ist und die wahren Hintergründe bis kurz vor Schluss unklar bleiben, wird jedoch sehr schnell klar, was dort eigentlich gespielt wird. Man fühlt sich unweigerlich an [b]Cube[/b] erinnert, da alles stark nach Verhaltensexperiment aussieht. Anschließend stellt sich die Frage, ob man nicht doch vielleicht bei einem [b]Saw[/b]-Klon gelandet ist und das alles ein böses Spiel sein soll, bis man zumindest das Wesentliche nach kurzer Zeit in der Handlung erfasst hat. Und ab diesem Punkt kann legt der Film erst richtig los. Durch das Eingreifen einer Gruppe von Hintermännern in das Szenario in der Hütte entspinnen sich verschiedene Handlungen, die jedem Horrorfan bekannt sein dürften und die doch in völlig neuem Licht erscheinen. Dadurch das die gängigen Konventionen als „business as usual“ entlarvt und reflektiert werden und so ihre irritierende Gewalt über die Erwartungshaltung des Zuschauers einbüßen entwickelt sich der Film weit über diese hinaus. Man wird aus der einen Handlung hinaus in eine völlig andere katapultiert, die einem als Zuschauer all die Fragen vor Augen führt, die man sich beim Anschauen hunderter Horrorfilme zwar unbewusst gestellt hat, die man aber stets bereit war zu ignorieren. The Cabin in the Woods ändert den Blickwinkel jedoch dahingehend, dass man hinterher diese Fragen beantwortet bekommen hat. Plötzlich macht es, der Filmlogik folgend, alles einen Sinn und zwar einen befriedigenden. Sämtliche Dummheiten alá [i]„ich gehe mal kurz allein raus in den dunklen Wald in dem vermutlich der Killer wartet“[/i] oder [i]„teilen wir uns auf, das ist sicher besser als beisammen zu bleiben“[/i] werden auf einem Level gesammelt und vom Film knallhart gekontert. Doch damit nicht genug, dass alle Regeln und Konventionen des Genres durchleuchtet und umgedreht werden, auch das Genre selbst als Gesamtheit abertausender Filme aus allen Regionen und Ländern wird auf die Schippe genommen, ja selbst der Remakewahn der Amerikaner bekommt sein Fett weg. Wie ein allwissendes Statement bezeugt der Film quasi alle Ideen die das Genre seit seiner Entstehung begleitet haben, flechtet dabei Fragen, Figuren und Antagonisten geschickt in sein Thesenwerk ein und präsentiert am Ende nicht nur die Lösung, sondern zugleich einen Horrorfilm der der perfekte Gegenentwurf zu allem ist, was er zuvor zerlegt hat. Der Clou bei der gesamten Geschichte ist nämlich, dass [b]The Cabin in the Woods[/b] für sich als klassischer Gegenentwurf zum typischen Horrorfilm genauso funktioniert wie als satirisches Statement. Während man aus dem Lachen über all die Absurditäten und Gedanken über das Genre nicht hinauskommt erzählt der Film zugleich eine interessante und faszinierende Geschichte, die innere Logik besitzt, nachvollziehbar bleibt und am Ende sogar eine wunderbar atypische Pointe hat. Die Darsteller machen dabei ihre Sache absolut klasse und bewegen sich weit oberhalb des Genredurchschnitts. [i]Richard Jenkins[/i] und [i]Bradley Whitford[/i] sind als „Knöpfchendrücker“ große Klasse, erfrischend strebsam dargestellt und hinterlassen den Eindruck typischer Bürohengste. Es macht einfach Spaß, den Darstellern zuzusehen und sich als dritte Instanz außerhalb der Handlung zu fühlen, die dem Film im Film folgt. Während trotz allem Gore- und Schockeffekte auf den Punkt sitzen und alles handwerklich von Goddard hervorragend umgesetzt wird spürt man zu jedem Zeitpunkt Whedons Arbeit am Skript. Die Verschachtelung der gesamten Handlung und die Verknüpfung aller relevanten Elemente sowie die Bezugnahme auf alles Gezeigte in der späteren Auflösung und die perfekt dosierte Ironie setzen Maßstäbe. Und wenn am Ende eine alte Bekannte in einem überraschenden und klasse platzierten Cameo ihre Aufwartung macht, setzt das allem Gesehenen die Krone auf. Letztlich bleibt einzig die Frage zu stellen, warum der Film es erst jetzt in die Kinos schafft. Sicherlich ist es kein typisches Allerweltsprodukt, aber was für ein Zeitpunkt kann für den Release eines solchen Werkes passend oder unpassend sein? Sei es wie es ist, nun ist er endlich da und sollte auf jeden Fall angesehen werden. [u][b]Fazit:[/b][/u] [b]The Cabin in the Woods[/b] ist ein Horrorfilm über Horrorfilme. Ein bitterböses, augenzwinkerndes und hochironisches Statement über ein Genre, dessen Konventionen nicht konventioneller sein könnten, selbst wenn sie es wollten. Er schafft es der gesamten Filmgattung den Spiegel vorzuhalten und sie dem Zuschauer als einzige große Scharade zu präsentieren. Mit einer äußerst genial verschachtelten und trotzdem schlüssig-durchdachten Handlung hat Whedon einmal mehr sein außerordentliches Talent als Drehbuchautor bewiesen. Und wenn der Film im großen Finale mit einer befriedigenden Überraschung endet, hat man das Gefühl dass niemand mehr jemals etwas über dieses Genre wird sagen müssen. Man bräuchte sich nur [b]The Cabin in the Woods[/b] ansehen und alles wäre klipp und klar. Dementsprechend kann das Urteil nur lauten: [u][b]10/10 Punkte[/b][/u] bzw.[b] [u]5/5 Hüte[/u][/b] für dieses Meisterwerk, das [b]Scream[/b] als Primus der Genresatire locker ablöst, ihn wie Kinderkram aussehen lässt und zugleich das amüsanteste und beste Stück Horror der letzten fünfzehn Jahre liefert. Der Film wird die Gemüter mit Sicherheit spalten, doch wer sich auf die Idee einlässt und es schafft den Film als das zu sehen was er ist, nämlich eine höchst durchdachte Satire, der wird geradezu höllischen Spaß damit haben. Jedem Horrorfan sei er ohnehin wärmstens empfohlen, doch auch Genrefremdlinge sollten ihn sich anschauen, man kann definitiv noch etwas über das klischeebeladendste aller Genres lernen.
The Cabin in the Woods Bewertung