Bewertung: 3.5 / 5
2013 ging die Säuberung los, schon ein Jahr später folgte die Fortsetzung und mit The Purge - Election Year schließt sich nun Teil 3 der Purge-Reihe an. War der erste Teil ein nett gemachter Thrill, wurde es daraufhin schon etwas komplexer und dieses Mal stehen Wahlen an. Dabei erleben wir mit Frank Grillo auch das erste Mal einen Wiederkehrer, denn die Filme waren zuvor voneinander losgelöst.
Leo Barnes (Frank Grillo) ist inzwischen als Personenschützer unterwegs und hat direkt einen heiklen Auftrag zu meistern: Senatorin Charlie Roan (Elizabeth Mitchell) hat der jährlichen Purge-Nacht den Kampf angesagt und ist verständlicherweise ein begehrtes Ziel des diesjährigen Ausnahmezustands. Vor allem, weil Wahlen anstehen und ihre Gegner, die New Founding Fathers of America (NFFA), sie nur allzu gern schlachten wollen. Und so kommt wie es kommen muss: Trotz wohl durchdachter Protektion wird die Senatorin verraten und muss mit Leo an ihrer Seite die Nacht überstehen. Doch das Purgen zieht immer mehr Menschen in seinen Bann und inzwischen auch Killer aus aller Welt an - und die NFFA haben Mittel und Wege, die Spur aufzunehmen...
Trailer zu The Purge - Election Year
The Purge - Election Year Kritik
Es kommt nicht allzu oft vor, dass Filmreihen bestimmter Genres eben nicht mit jedem Teil schlechter werden. Zwar möchten wir nicht so weit gehen, die Purge-Reihe über den grünen Klee zu loben, aber die konsequente Weiterentwicklung der Geschichte gepaart mit überzeugenden Darstellern macht auch diese Fortsetzung zu einem soliden Actionthriller mit interessanten Untertönen.
Die Grundidee hätte sicherlich die Möglichkeit geboten, einen dystopischen Klassiker zu schaffen, ganz im Stil von Flucht ins 23. Jahrhundert oder Fahrenheit 451, die ebenfalls mit gnadenlosen Zukunftsszenarien spielen. Wahrscheinlich war die latente Atmosphäre der Angst im Kalten Krieg der 70er das i-Tüpfelchen, um wahrlich bedrückende Szenarien zu entwerfen - vor dem Hintergrund der aktuellen US-Wahlen und der Aussicht, einen Populisten und Demagogen als nächsten US-Präsidenten zu haben, ist die Purge-Reihe aber eine fast greifbare Vision. Nur spielt sie ihr Solo zu sehr auf der simpleren Unterhaltungsschiene als dass wirklich ein real-möglicher Schrecken einsetzt.
Mit Frank Grillo kehrt ein Darsteller aus The Purge - Anarchy zurück und das ist ein cleverer Schachzug. Nicht nur ist endlich eine Verknüpfung innerhalb der Teile abseits des Purge-Events zu spüren, man nimmt ihm auch durchweg ab, dass seine Hiebe wehtun. An seiner Seite ein Lob an Elizabeth Mitchell, die der Angst der Senatorin auf der Flucht und ihren unbedingten Willen, dem Purgen ein Ende zu setzen, glaubwürdig Ausdruck verleiht. Weitere Rollen runden das Ensemble ab, so dass The Purge - Election Year mit seinen Haupt- und den Nebenstorys auf weiter Strecke unterhält. Auch der Blutzoll ist sehr hoch und wie es sich für einen Film dieser Gattung gehört auch nötig. Menschen sterben, werden regelrecht hingerichtet und geopfert und so ist Blut eben rot und fließt.
Wie wir eingangs schreiben, ist The Purge - Election Year nur die logische Weiterentwicklung der ersten beiden Teile und Grundidee. Er zeigt noch religiösere, wahnhaftere Tendenzen als zuvor schon angedeutet und weist auch auf den sich etablierenden Purge-Tourismus hin, sogar Jagdszenen mittels Drohnen sind en vogue. Dass im Grunde die Armen ausgeliefert sind und die Reichen Säuberungen begrüßen, wurde schon zuvor thematisiert und mit Senatorin Roan bekommt diese Aussage abseits der Verschwörungstheorien nun Gewicht. Dahingehend ist The Purge - Election Year auch ein Film, der zum Nachdenken anregt. Sich zu "reinigen", Konflikte auf einfache Weise zu lösen, indem man einen Kontrahenten und sei es nur die eigene Mutter, die dir Samstagabend Ausgehverbot erteilt hat, eliminiert, hat eine Komponente, die bei aller Fiktion auch viel zu traurig-real ist. Denn was macht Terroristen aller Epochen aus? Andersdenkende simpel auszuschalten, für ein höheres Wohl, eine kranke Vision eines Miteinanders, einen Gottesstaat, was auch immer. Hier berührt The Purge unsere Welt mehr als einem lieb ist und so ist es zumindest etwas tröstlich, wenn Gegenströmungen existieren, um das zivile Miteinander zu retten
So drastisch die 12 Stunden der Purge-Nacht geschildert werden, so überraschend ist aber auch die Selbstsicherheit der Menschen im Film. Da es keinen Kodex gibt, dass Purger keine Purger umbringen, kann man auch als Killer mal die Arschkarte ziehen. Umso erstaunlicher ist der gottgleiche Habitus, den sich viele Menschen aneignen. Und ein Messer, selbst eine Machete, ist immer noch unterlegen in einer Schießerei. Wir staunten jedenfalls nicht schlecht, mit welchem Selbstvertrauen sich manche Menschen außerhalb bewegen, obwohl ein Sniper direkt im nächsten Haus sitzen könnte, um dir das Rückgrat zu zerschießen. Aber solange das Bier kalt ist, kann man dem Leben selbst in dieser Nacht noch etwas abgewinnen... Auch Rettungseinsätze in einem Bully sind löblich, aber ohne kugelsichere Fenster würden wir uns das jedenfalls zweimal überlegen.
The Purge - Election Year Bewertung
Tatsächlich ist The Purge - Election Year bisher der rundeste Teil der Reihe, der die Grundidee weiterentwickelt. Man sollte zumindest Teil 2 kennen, um die Hintergründe etwas zuordnen zu können. Die Involvierung der Mächtigen und der Kampf von Untergrundorganisationen gegen die Purge-Nacht, selbst der Vorteil für die NRA, wird hier angesprochen und zeigt einen Staat, der mitnichten gesäubert wird, aber die krankesten Individuen und mordlüsterne Rachefantasien von Average Joe an die Oberfläche spült. Ob es nun der letzte Teil ist, wer weiß das schon...