
Bewertung: 2.5 / 5
Der NASA-Mitarbeiter Cole Davis (Channing Tatum) versucht die Amerikaner auf den Mond zu bringen. Am besten so schnell wie möglich, denn auch die Sowjetunion plant bereits fieberhaft das gleiche Unterfangen. Doch die Apollo-Missionen sind bisher von großem Pech verfolgt und die Raumfahrtbehörde sinkt im Ansehen der Bevölkerung. Daher soll die Marketing-Expertin Kelly Jones (Scarlett Johansson) das Licht auf die NASA verändern. Mit ihrem Team versucht sie die Raumfahrtbehörde medienwirksam zu inszenieren. Doch das ist gar nicht so einfach, wie es scheint. Unterdessen verlieben sich Davis und Jones ineinander.
Wenn man To the Moon anhand dessen beurteilt, was einem das Marketing an die Hand gab, dann könnte man darin den idealen Film zu einer idealen Zeit betrachten. Viel wird dieser Tage über kontra-faktisches emotionalisieren erzählt. Viel historische Ereignisse auf den Prüfstand gelegt und immer wieder mit dem Feuer gespielt. Eine der beliebtesten Verschwörungstheorien der Menschheit reißt auch Jahrzehnte nach ihrem ersten öffentlichen Erscheinen nicht ab und so wird in einigen eher kleingeistigen Interessensgruppen immer noch darüber spekuliert, wie denn die Amerikaner die Mondlandung fingierten. Nun, sie fingierten sie gar nicht. Insofern könnte man auch sagen, daß sich Regisseur Greg Berlanti hier natürlich satirisch über jene erhöht, die mit der Wahrheit nicht mehr zu erreichen sind und in einem Amerika, daß so polarisiert ist, wie dieses im Jahr 2024, könnte man To the Moon für den richtigen Film zur richtigen Zeit halten. Doch man könnte das auch ins Gegenteil verkehren. Denn immerhin darf ja auch die Frage erlaubt sein, warum man sich ausgerechnet jetzt mit der Mondlandung befasst. Warum man jetzt damit spielt, daß diese eventuell doch eher vom Staat inszeniert war. Und gleichzeitig erlebt man dann die echte Mondlandung innerhalb dieser Erzählung. Wie gesagt, mit Fakten konfrontiert funktioniert keine Propaganda ohne ein Fünkchen davon. Doch was soll das eigentlich?
Trailer zu To the Moon
To the Moon etabliert sich als Liebesfilm, erzählt Geschichtliches und ironisiert die Lüge. Es ist liberal im besten Sinne und kann am ehesten eben als Antwort auf die gegenwärtige Situation verstanden werden. Doch die 1960er sind trotz einiger Paraellen nicht unbedingt deckungsgleich mit dem, was wir in den 2020er Jahren erleben und daher ist To the Moon auch nicht zu vergleichen. Hier betrachtet man nämlich ein geeintes Amerika, daß sich einer Mission verschreibt. Selbst wenn es einzelne, staatliche Funktionäre gibt, die noch etwas anderes im Sinn haben. Doch Berlanti findet eine deutlich andere Welt vor, die sich dem Wettrüsten verschrieben hat und die die absurde Phantasie teilt, daß es einen Ausweg aus dieser großen Krise geben kann, der nicht im Tod von Milliarden Menschen und der Zerstörung der Welt mündet. Da ist ein klarer Patriotismus vorzufinden und es ist klar, daß es eine Gemeinschaft gibt, die gegen eine andere antritt. Ganz im Sinne von Rocky, zeichnet To the Moon den Kampf der Nationen und findet daher eben auch bewusst in den 1960er Jahren statt. Die Frage, die überbleibt, ist, warum man einen solchen Film also braucht? Romantisches Zurückblicken, auf eine Epoche in der Menschheit, die auch locker hätte ihre letzte sein können und anhand des durchaus eher glückseligen Treibens, scheint es auch keine Perspektive für die eigene Gegenwart zu geben und damit auch keinerlei Antwort auf die tatsächliche Gegenwart.
Nun ist das wiederum Interpretation und To the Moon hat abseits seiner politischen Brisanz vielleicht auch andere Themen, die er erzählen möchte. Neben all dem, was politisch so abläuft, handelt der Film nämlich auch von einer Romanze zwischen einem NASA-Mitarbeiter und einer Marketing-Expertin. Zusammen sollen sie ein Back-up zu einer potentiell gescheiterten Mondlandung innerhalb einer Halle inszenieren, um so das Wettrüsten für die USA zu entscheiden. Klar, daß spielt natürlich auf eine sehr bekannte Verschwörungstheorie an und wirft auch die Frage in den Raum, inwieweit Patriotismus idiotisch ist. Alles muss Kameratauglich sein, jeder Moment perfekt sitzen. Im Weiteren läuft es aber eben nicht so, wie es sollte. Katzen laufen durchs Bild, Astronauten verhaken sich innerhalb ihrer Seile und so weiter und so fort. Die inszenierte Mondlandung ist also nicht das, worauf man hier Bauen kann. Tatsächlich scheitert jenes Unterfangen und durch einen wahren Glücksfall funktioniert die echte Mondlandung. Das ist tatsächlich der Schlüsselmoment des Films und hier schöpft das Werk auch aus den Vollen. Denn immerhin kommen da gleich mehrere Ebenen zusammen. Zum einen besagt das natürlich, daß keine Propaganda auf dem Planeten diese Wahrheit so schönreden kann. Kein Pathos ist größer, kein Moment geplanter, als die tatsächliche Mondlandung. Gleichzeitig spielt der Film damit natürlich auch mit einem gewissen Staatsmisstrauen und solchen Institutionen, die den Menschen die Wahrheit bewusst vorenthalten wollen, um sie für sich zu gewinnen. Auch das ist aktuell und wenn eben jenes Bild in sich zusammenbricht, dann nur dadurch, daß die Lüge zum einen super schlecht ist und die Wahrheit viel kraftvoller, als jede Lüge.
To the Moon hebt aber dennoch nie ab. Obwohl er sich in einer spannenden Zeit bewegt, findet alles so ein wenig hinter verschlossenen Türen statt. Das Potential einer großartigen Satire hat der Film, doch er liefert nie und das ist so bedauerlich. Auch liefern die Schauspieler, allen voran Scarlett Johansson gibt hier eine vortrefflich, nuancierte Darstellung zum Besten. Gleichermaßen kann auch Woody Harrelson wieder einmal überzeugen. Doch das Pacing kommt da nicht hinterher. Denn während der Film immer wieder auf ein Finale zusteuert, findet er nie den Absprung, den er bräuchte, um als angenehm empfunden zu werden. Da ist zu viel, was da irgendwie noch erzählt werden muss. Und mal ehrlich, das ist nicht Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (2003).
Irgendwie belanglos und zu lang kommt To the Moon daher. Ein Film, der einen gewissen Charme haben könnte, wenn er denn genauso straff und schnell erzählt, wie diese Zeit schnell gewesen ist. Doch das gelingt hier nicht. Am Ende ist das zu sehr Pathos und zu wenig Satire.
