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True Grit

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True Grit Kritik

True Grit Kritik

True Grit Kritik
0 Kommentare - 10.04.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "True Grit" ist.

Bewertung: 4 / 5

Als der Vater der jungen Mattie Ross (Hailee Steinfeld) erschossen wird, möchte das Mädchen Rache an dem berüchtigten Gangster und Mörder Tom Cheney (Josh Brolin) nehmen. Daher engagiert sie den alten und stets betrunkenen US-Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges), um ihr zu helfen. Auch der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) erhebt Anspruch auf das Kopfgeld der flüchtigen Bande um Cheney. Unfreiwillig begeben sich die drei auf die Suche, um den Mann in Gewahrsam zu nehmen.

Als die Coen-Brüder sich Ende der 2000er Jahre dazu entschlossen, ein Remake des Western-Klassikers Der Marshal (1969) zu drehen, erwartete man eigentlich, daß der Film ein seltsames Werk würde. Schließlich war dem Regie-Duo durchaus zuzutrauen, daß sie bedingt durch ihre Genre-Hyperbeln, die vorlieblich dann doch skurril anmutende Komödien sind, auch mit True Grit in eine ähnliche Richtung schlagen würden. Doch dabei vergisst man, daß das Duo ebene jene genreübergreifenden Werke nur schaffen konnte, weil sie einzelne Genre auch perfekt beherrschen und verstehen. Und so ist True Grit ein waschechter Western geworden, der sich auch keineswegs vor anderen Vertretern verstecken muss. Inszenatorisch kann man es eigentlich gar nicht besser machen und so entsteht hier zunächst ein erstmal sehr ruhiges Werk, daß sich in weiten Teilen mit seinen Hauptcharakteren befasst und deren einsam anmutende Geschichten erzählt. So nimmt ein gealterter, zynischer Kopfgeldjäger ein Mädchen mit auf eine Reise, welches Rache für den Mord an ihrem Vater üben will. Darauß entsteht zwar logischerweise auch eine Art Vater-Tochter-Bindung, dennoch aber auch eine wunderbar seltsame.

Trailer zu True Grit

Denn während gerade die Junge Mattie versucht, ob ihres sozialen Standes und ihrer clevernes Rooster Cogburn und den ebenfalls anwesenden Texas Ranger LaBoeuf zu überzeugen, sie auf die Jagd mitzunehmen, ist es vor allem eine Fürsorge, die zumindest Cogburn davon abhält, sie auch mitnehmen zu wollen. In diesen Momenten wird auch sicherlich der Umstand, daß es sich um ein junges Mädchen handelt, eine Rolle spielen. Und so spielt der Film natürlich auch mit den Themen Kindheit und Feminismus, indem er eben den genauen Gegensatz personalisiert durch Rooster Cogburn auf das junge Mädchen treffen kann. Wie in so vielen Filmen der Coen-Brüder ist die Handlung dabei reine Nebensache. Wenngleich der Film sich auch hier nicht davon lösen kann, den von Josh Brolin verkörperten Tom Chaney zu einer starken antagonistischen Macht aufzubauen. Natürlich mag dahingehend auch die Vorstellungskraft des Kindes und des übergeordneten Antagonisten eine Rolle spielen, gleichsam kommt die Figur dennoch zu kurz, weil sie eben auch im Drehbuch der Coens eben nur eine symbolische Bedeutung einnimmt, nicht aber als eigenständige Figur fungiert. Dabei steht sie doch auch im starken Kontrast zu den Kopfgeldjägern, die dazu noch ganz eigene Vorstellungen von Moral und Anstand vertreten, insofern hätte der Film gut daran getan, diese Welten viel drastischer aufeinandertreffen zu lassen.

Doch loben muss man die Coens an der Stelle auch, weil sie dafür eben sehr viel Zeit in das Gespann aus Mattie Ross, Rooster Cogburn und LaBeouf investieren. Dabei ist der gesamte Hauptcast tadellos gewählt und gibt dem Werk eine zusätzliche Präsenz. So funktioniert die damals noch unbekannte Hailee Steinfeld als diese gutbetuchte Intellektuelle, die sich aber auf der anderen Seite auch fast immer zu helfen weiß. Sie wirkt indes vor allem in den Dialogen mit ihren Weggefährten sehr schlagfertig und mausert sich somit zu einer Mischung aus Hermine Granger und Gale Weathers. Natürlich ein wenig naiv und davon überzeugt, daß die Gerechtigkeit walten muss, versteckt sie hinter ihrem Andrang nach Vergeltung auch ihre unglaubliche Verletzlichkeit, die sich dann eben auch in den Momenten der Angst wiederspiegeln. Dann wiederum wäre da Jeff Bridges, der frei nach dem Motto: Harte Schale, weicher Kern Rooster Cogburn mimt. Es liegt etwas Besonderes in der Figur, weil sie eigentlich voller Klischees steckt, gleichsam zeigt der Schauspieler hier eine etwas kaputtere Variante seines „Dudes" und sorgt mitunter dabei für die lustigsten Momente im Film.

Auch Matt Damon, der zu Beginn seiner Karriere, aber gerade auch in großen Blockbustern oftmals etwas blass bleibt, kann hier eine sehr facettenreiche Darstellung präsentieren. So wirkt sein LaBoeuf vor allem als entnervter Cowboy, der im Laufe dieser Odyssee eben lernen muss, nicht alles so zu sehen, wie man annimmt, daß es wäre. Und so ähnlich funktioniert der Film auch, weil es nicht so sehr darum geht, die Mission zu erfüllen oder ein Ziel zu erreichen, sondern darum, daß die Charaktere in ihrer Gemeinschaft aneinander wachsen können. Dabei hauen sie sich tatsächlich sehr starke Dialoge um die Ohren, die nicht zuletzt auch durch die starke Inszenierung zünden. Zudem handelt der Film ganz nebenbei auch Themen wie Sklaverei und Unterdrückung ganz subtil in seinem Film ab.

Und stilistisch ist True Grit sowieso über jeden Zweifel erhaben, weil das Werk sich durch wunderschön, und dennoch endlos kalte Bilder der Kamera in sich verliert. Dabei steht das natürlich auch symbolisch für die Suche nach Vergeltung, die dabei ebenso verloren wirkt. Und den Coens gelingt es dennoch in einer eher bedrückenden Suche vor Erwartung und unerfüllten Träumen auch ihre so typisch sarkastischen und blödelnden Dialoge einzustreuen, ohne daß diese dem Gesamtwerk schaden würden und mehr noch zu unterhalten wissen. Was allerdings mehr noch als alles andere heraussticht ist, daß diese Heldenreise nicht mit einem Happyend im klassischen Sinne aufwartet. So werden die Figuren an ihre Grenzen geführt und müssen, auch vermutlich ob des kaltblütigen Grundgedankens, der sie vereint unter den Konsequenzen jener Reise leiden. Daß führt dann zu einem wunderbaren Epilog, der aber auch gleichsam Unwirklichkeit und den naiven Gedanken der vermeintlichen Freundschaft offenlegt. Die Figuren gehen wie sie gekommen sind und es gibt nichts, was sie je wieder vereinen kann. Themen wie Scham, oder vielleicht auch ein wenig die Erkenntnis, doch wirklich nie etwas mit dem Gegenüber gemein zu haben, werden hier zur Kernaussage des Werkes und lassen es sehr erwachsen wirken.

True Grit ist ein melancholischer und gleichsam wunderschöner Western, über Vorurteile, Freundschaft und das Offenlegen jener Beziehungen, die für den einen mehr, und den anderen weniger bedeuteten, beziehungsweise dessen Umgang mit der Situation vielleicht auch zu viel des Guten ist. Tatsächlich ist er ebenso brillant gespielt und geschrieben. Inszenatorisch kann man es vielleicht gar nicht besser machen und so wirkt das Werk auch noch lange nach.

True Grit Bewertung
Bewertung des Films
810

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