Bewertung: 3.5 / 5
Konstantin Wecker und Hannes Wader sind die wohl wichtigsten deutschen Liedermacher. Und doch gab es wenige, die den stillen Wader und den lauten Wecker im gleichen Atemzug nannten. Zu gegensätzlich waren die Musiker in ihrer Herangehensweise. Wenn Regisseur Rudi Gaul in seiner Dokumentation Wader Wecker Vater Land die beiden nun auf ihrer gemeinsamen Konzertreise begleitet, vermischen sich die Ebenen. Erzählt wird von zwei Männern, von ihrer Geschichte und der ihres Landes.
Wader, der einsame Wolf, beißt gerne mal um sich, neigt aber auch mit 69 Jahren eher zur Bescheidenheit. Anfangs im Zugabteil, erklärt der hochgewachsene, durchaus gealterte Ostwestfale, dass er mit seinen Liedern die Welt nicht verändern konnte, "nur begleiten". Konstantin Wecker indes, der Bayer mit dem nicht so kleinen Ego, will lieber die Gegenfrage gestellt wissen: "Ohne unsere Lieder hätte sich die Welt verändert! Sie hätte sich negativ verändert." Einen Moment lang ist er sichtlich stolz.
Gaul geht weit zurück, zu den Anfängen, den Ausrutschern und den Eskalationen. Die ewig Engagierten sind noch aktiv. So wird der Film auch zu einem Ausflug in die unerfreuliche jüngere Geschichte, hin zu Ausschreitungen in Mölln oder Hoyerswerda, die die beiden Musiker beschäftigten. Daneben erklären die Herren im ruhigen Gespräch, warum sie - wie Wader - den Minimalisten auf der Bühne geben, oder eben mit anderen Dingen wie Drogen und Damen (Wecker) Aufmerksamkeit erlangen.
Der laute Wecker war eigentlich gar nicht Waders Fall. Eben deshalb entsteht ein angenehmer Subtext: eine unbequeme Annäherung zweier Künstler. Wie nebenbei verändert sich deren Beziehung zueinander. Die verschwiegene Kamera von Michael Hammon (Wolke 9, Halt auf freier Strecke) fügt Gauls Vorhaben nach einem verhaltenen Start zum sinnigen Ganzen zusammen. Den Gefilmten gilt Respekt dafür, sich auf das Experiment gemeinsamer Konzertreisen einzulassen, statt einfach gemütlich auf der Zielgeraden auszulaufen. Auf dem Münchner Filmfest wurde ihr Wagemut mit dem Publikumspreis belohnt.
Wader Wecker Vater Land bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)