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Waterloo

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Es war einmal ein Korse.

Waterloo Kritik

Waterloo Kritik
2 Kommentare - 29.03.2023 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Waterloo" ist.

Bewertung: 4 / 5

Keine Ahnung, der Film Napoleon ist mal wieder nicht in der Fimdatenbank, was auch nicht sonderlich verwunderlich ist, da er aus 1927 ist (also ein Stummfilm), und das ganz sicher nicht die Plattform, um eben jenen Film hier an den Mann (Redewendung!) zu bringen. Trotzdem pfeiff ich mal auf diese Gegebenheit und akpere mal wieder einen anderen ähnlich gelagerten Film, bespreche jenen mal notdürftig, um mein Anliegen bezüglich des anderen, deutlich BESSEREN Films, zu platzieren.

Also dann:

Waterloo

Guter Film mit zwei überragenden Darstellern, einigen sehenswerten SetPieces, der fast schon ein bißchen kammerspielartig wird, da er sich einfach nicht an den beiden Darstellern satt sehen kann (Steiger, seines Zeichens gestandener Charakterdarsteller und Oscarpreisträger für in der Hitze der Nacht) und Plummer (der illegitime Vorläufer von Ralph Fiennes) spielen alle anderen Darsteller an die Wand. Erzählt wird die Geschichte wie Napoleon aus seinem Exil zurück kommt, eine letzte Schlacht schlägt und dort (Titel ;-) ) verliert. Nicht mehr nicht weniger. Allerdings - und das ist ein riesengroßes allerdings - sind die Schlachtenszenen auch heute noch aller Ehren wert, denn hier wurden tatsächlich abertausende von Komparsen ohne Effekte und sehr detailgetreu in Szene gesetzt, was eine gehörige Portion Planung und Organistaion erfordert. Aber in einer Planwirtschaft ist sowas wohl machbar, denn der Film ist eine Italienisch-sowjetische Co-Produktion, so dass hier und da deutlich der osteuropäisch nüchterne und fast schon neutral gehaltene Ton des Films immer wieder deutlich durchscheint. In einer Zeit, wo zunehmend reißerische Filme produziert werden, ist Waterloo also tatsächlich ein fast schon kontemplativer Film, der trotzdem sehenswert ist sei es wegen der darstellerischen Leistungen, sei es wegen seiner ausgewogenen fast schon unparteiischen Erzählstruktur, sei es wegen der Schlachtenszenen.

Dennoch, wirklich famos und fesselnd ist er nie. sagen wir mal mit Goodwill irgendwie 8 Punkte

Was uns zu folgendem Film bringt:

Napoleon (1927)

Dieser Film ist schlicht und ergreifend einer der besten jemals gedrehten Filme. Anfangs als Teil eines ganzen Epos angedacht mit bis zu 6 geplanten Filmen über Leben und Tod Napoleons, musste der Regisseur bereist nach oder gar während des Drehs von Teil 1 feststellen, dass er dieses projekt niemals würde umsetzen können. Zu teuer, zu aufwendig die Inszenierung, kein Break-Even der Kosten in Aussicht, die Filme viel zu lang, so dass sich auch kein Publikum finden würde. Geschlagene 5 Stunden (je nachdem welche Version man sich ansieht mal kürzer, mal länger) dauerte alleine der erste Film über die Kindheit und die Jugendjahre Napoleons, und er kam international deutlich verstümmelter herum, um zumindest ein gewisses Publikum zu erreichen, aber selbst das half nicht, da dann die jeweiligen Szenen und Elemente komplett aus dem Kontext gerissen erst recht niemanden mehr abzuholen in der Lage waren.

Wenn man sich den Anfang anschaut, wenn eine popelige Schneeballschlacht im Kindesalter monumental ausufert, nur um zu demonstrieren, welch taktisches und millitaristisches Genie schon immer in napoleon steckte, so ist das einerseits wirklich beeindruckend, aber andererseits auch viel zu ausufernd lang. Das erinnert nicht von ungefähr an die einzelnen Szenen, die beispielsweise in Es war einmal in Amerika (Leones Opus Magnum der auch so ungefähr 5 Stunden in seinem länsgten Cut ging) zwar zum Lokarkolorit beitragen, aber für die ganze Geschichte per se nicht wirklich was beitragen, und man auch deutlich schneller zum Punkt kommen kann. Doch - oder besser noch - dennoch, das gehört hier wie dort einfach zum Film und trägt in der Gesamtheit eben zu seiner Größe bei. Wenn man beispielsweise minutenlang in Lawrence von Arabien zusieht wie aus einem Punkt in der Ferne so langsam der herannahende Omar Sharif wird, so ist das irgendwie langweilig klar, aber man erinnert sich später umso eindringlicher daran. Oder wenn die drei Fremden am Anfang von Spiel mir das Lied vom Tod auf Mundharmonika stundenlang warten. Wenn man so etwas so meisterhaft und eindringlich wie diese Beispiele hinbekommt und das Langgezogene zu einem fest wird, dann hat man wahre Größe erreicht. Und napoleon atmet diese Größe zu jeder Zeit.

Hinzu kommt, dass der Film stilistisch/optisch dermassen over the Top ist, dass sich Jahrzehnte später die Nouvelle Vagiue sehr stark daran bediente, oder gar ein Scorsese sogar heutzutage noch gewisse Storyboardkniffe von entleiht. Damit nicht genug, technisch ist der Film komplett seiner Zeit vorbei: Es gibt diverse farbfilmeffekte, Close-Ups, Stroboskop-Effekte, und eine Kamera, die heutzutage als so eine Art IMAX-Deluxe gewertet würde, die gerade auf dem Höhepunkt des Films eingesetzt wird und das Gesehene zu einem absolut monumentalen Ergebnis macht.

Ja, der Film dauert seine 5 Stunden, ja, er endet ziemlich abrupt mittendrin, aber egal, der Film ist ein Hammerfilm, der eben nicht wie beispielsweise Birth of a Nation oder gewisse Eisenstein Filme eine gewisse Propaganda (je nach Lesart) anfeuern, sondern einfach eine Biografie ist. Natürlich kann man hierüber spekulieren und sagen, dass er ein profranzösisches Propaganda Vehikel wäre. Kann man, oder man kann auch einfach mal schauen, was das für ein Monument von Film ist.

Wenn der Film also so großartig ist, wieso ist er dann so untergegangen, warum keine Fortsetzungen?

Zum einen wie gesagt, unfertig, dann eben zu lang und zu sperrig. Nicht zu vergessen viel zu teuer in der Produktion. Aber vielleicht der wichtigste Punkt von allen: In einer Zeit, wo die Filme schon ein professionelles Vehikel zur Volksbelustigung geworden waren, und hauptsächlich der Unterhaltung dienten ein solches Monstrum von Edukationsmaterial zu produzieren, war wohl nicht wirklich angebracht. Hinzu kommt der klitzekleine Umstand, dass nur wenige Jahre später der Tonfilm Einzug hielt und damit der Stummfilm wie hier vorliegend zum Aussterben verdammt war.

Aber nichtsdestotrotz auch als ein einzelner Film der lediglich die jungen Jahre des Mannes beleuchtet kann man den Film als abgeschlossen ansehen und er ist immer noch richtoig gut.

Natürlich ist der Film heutzutage nicht jedem zu empfehlen, das wäre vermessen. Aber wenn man die Möglichkeit hat und sich selbst irgendwie auch als Filmnerd mit leicht filmhistorischer Zuneigung ansieht, dann ist dieser Film auf jeden Fall eine Empfehlung wert, mehr noch als wie gesagt die bekannteren Werke zu jener Zeit, sei es aus den USA, Russland oder Deutschland. Es gab auch damals schon andere Filmländer ;-)

10 Punkte

Waterloo Bewertung
Bewertung des Films
810

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2 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
30.03.2023 16:21 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.401 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Danke für das Stellvertreter-Review, ich möchte "Napoleon" auch unbedingt noch sehen. Allein schon so eine Schneeballschlacht unter Kindern als Monumentalepos, um Napoleons taktisches Genie herauszuarbeiten, reicht mir schon als Grund. Wow^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
29.03.2023 11:48 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Wie gesagt, eigentlich geht es um den Napoléon (1927) von Abel Gance, ein ganz großer Film

Dünyayi Kurtaran Adam
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