
Bewertung: 5 / 5
Heute habe ich die frisch erhaltene Langfassung von Waterworld erstmalig gesehen. Das Original habe ich sicher schon fünfzehn Mal seit 1996 gesehen, doch die Langfassung (Ulysses Cut) blieb mir leider immer verwehrt, da es diese bisher nur im englischen Original gab. Es ist einfach großartig, dass nun Plaion Pictures diese Langfassung auch mit einer aufwändigen Nachsynchronisierung nach Deutschland gebracht hat, und das sogar fast komplett mit den Originalsprechern. Soweit ich es richtig gehört habe, hat ausschließlich Gregor eine neue Stimme erhalten, aber die alte Stimme klang auch bereits 1996 recht alt, der Sprecher wird sicher längst keine Synchronarbeit mehr machen oder ist verstorben.
Waterworld ist einer DER Filme meiner Jugend. Ich kann mich heute noch genau erinnern, wie und wann ich ihn das erste Mal mit meinem Bruder sah und wie geil wir ihn damals fanden. So geil, dass wir ihn mit der ganzen Familie am nächsten Tag direkt ein zweites Mal schauten. Damals haben wir den sicher mindestens jährlich einmal geschaut. Der Film gehörte immer schon zu meinen All-Time-Lieblingsfilmen und wird es auch für immer bleiben. Die Langfassung hebt den Film nochmal auf ein ganz neues Level, nicht nur wegen der 35 Minuten zusätzlichen Szenen, sondern auch wegen der klasse überarbeiteten Bild- und Tonqualität. Die zusätzlichen Szenen bereichern den Film sehr und räumen auch endlich mit vielen Logikproblemen auf, unter denen das Original leider immer litt. Viele offene Fragen sind nun damit endlich auch für mich beantwortet. Das macht den Film deutlich besser und runder. Zusätzlich erfährt man viele neue Details durch die neuen Szenen, sowohl über die Charaktere als auch die Welt von Waterworld. Das alles sorgt für ein viel runderes und noch viel epischeres Filmerlebnis. Die 170 Minuten klingen lang, sind es aber nicht, denn der Film wird niemals langweilig. Mir gefiel eigentlich schon immer alles an dem Film, und daran hat sich auch heute nichts geändert, außer, dass eben die Langfassung sich noch besser und runder anfühlt.
Ganz große Klasse sind die Sets, Drehorte und die gesamte Produktionsausstattung, welche auch heute noch absolutes Top-Niveau ist. Dadurch, dass der Film ohne viel CGI auskommt, ist er gut gealtert und wirkt visuell immer noch zeitlos. Die neue deutsche DTS: HD Master-Tonspur kann sich absolut hören lassen. Die Bildqualität ist enorm gut verbessert worden, doch ein wenig Filmkorn / Filmrauschen ist in dunkleren Szenen zu erkennen, störte mich jedoch kaum.
Die Handlung des Films finde ich, gerade auch für damalige Verhältnisse, klasse und kreativ, denn sowas gab es in der Form eigentlich kaum bis gar nicht. Mad Max war eine wichtige Inspirationsquelle, nur dass man das Setting von Wüste zu Wasser verlagert hat, und das ist mehr als gut gelungen, denn wie gut ich auch Mad Max (die alten) auch finde, Waterworld ist für mich eine ganz andere Hausnummer und spielt mehrere Ligen darüber. Klar ist der Film an vielen Stellen unlogisch und unrealistisch, aber meine Güte, es ist ein FILM, und der soll unterhalten und nicht realistisch sein. Oder wollen wir uns hier mal über den Realismus von Star Wars, Mad Max oder Indiana Jones unterhalten? Die Kritiker haben sich hier über den mangelnden Realismus beschwert und sich auf den Film eingeschossen, feierten aber die anderen genannten Filme ab. Das ist auch ziemlich bescheuert. Die Goldenen Himbeeren, für die der Film nominiert und auch zum Teil ausgezeichnet wurde, hat der Film absolut nicht verdient.
Heute ist die Handlung des Films zudem aktueller denn je, wenn man die globale Erwärmung und das immer stärker werdende Schmelzen der Pole und Gletscher weltweit betrachtet.
Auch schauspielerisch finde ich alle Leistungen hier durchweg klasse und Dennis Hopper betreibt zwar Overacting, aber richtig gutes Overacting, das einfach nur Spaß macht. Ich finde, seine schräge Art als Deacon passt sehr gut in den Film.
Dann ist da noch der herausragend gute Soundtrack von James Newton Howard, der einfach total prägnant ist und hängenbleibt und immer wieder Gänsehaut zu erzeugen vermag. James Newton Howard hat einfach das richtige Gespür für den Film und dessen Handlung und Setting gehabt und die perfekte Musik dafür erschaffen.
Auch die Kameraführung und der Schnitt des Films ist klasse. Nur selten Kamerawackeln, immer eine gute Übersicht, viele Totalaufnahmen und nicht zu hektische Schnitte.
Der Sonderedition des Films lag auch ein in die Packung integriertes Infoheft bei, in dem viele Informationen zum Film und dessen Produktion zu finden sind. Ich habe es mir direkt durchgelesen und kannte viele Details noch gar nicht. Sehr interessant!
Für mich einfach ein Ausnahmefilm, der als Langfassung nun noch besser ist, als er es ohnehin schon war. Dass viele den Film nicht gut finden, kann ich nicht nachvollziehen, denn er hat alles, was ein guter Blockbuster braucht, um zu unterhalten und bietet Dinge, die sonst kaum Filme boten und bieten: Reale Drehorte, tolle Settings, aufwändiges und tolles Produktionsdesign, klasse Musik, tolle Schauspieler, gute Kamera, guter Schnitt und eine tolle und spannende Handlung, dessen Logiklücken in der Langfassung deutlich zurückgegangen sind.
Bewertung: 10/10 Punkte
Wiederschauwert: Hoch
Nachhaltiger Eindruck: Mttel
Emotionale Tiefe: Hoch
