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Whiplash

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Whiplash Kritik

Whiplash Kritik

Whiplash Kritik
0 Kommentare - 20.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Whiplash" ist.
Whiplash

Bewertung: 3.5 / 5

Andrew Neiman (Miles Teller) ist Schlagzeuger und möchte an einer renommierten Musikschule Fuß fassen. Dort wird er von dem Dirigenten Terence Fletcher (J. K. Simmons) unter seine Obhut genommen und muss sehr bald feststellen, daß dieser seiner Schüler durch radikale Unterrichtsmethoden antreibt. Doch irgendwie treibt Neiman dies auch an und so gerät er in einen um Dominanz und musikalisches Genie.

Seit seinem Erscheinen im Jahr 2014 wird über den Debütfilm Whiplash von Damien Chazelle heftig diskutiert. Was auch immer man letztlich vom Werk hält, eines kann man ihm damit nicht absprechen. Nämlich, daß er einen bestimmten Nerv träfe. Damit ist der Film, ohne überhaupt schon ein Wort über seine Qualität zu verlieren, ein Werk, über das es sich zu reden lohnt. Denn wie so häufig versteckt sich im Falle von Whiplash vieles im Subtext. Doch nun mal der Reihe nach, es gibt auch Dinge an Whiplash, die sind leider nicht der Rede wert und das liegt daran, daß sie so außergewöhnlich gewöhnlich sind. Die gesamte Struktur von Whiplash zum Beispiel. Schüler trifft Lehrer, lernt dazu und wird irgendwann der beste, indem, was er tut. Das ist die gesamte Handlung, runtergebrochen, ohne die Gefühle, die die einzelnen Parteien in sich tragen auch nur zu erwähnen. Whiplash ist im besten Falle snobistisch, weil er, ähnlich wie es La La Land (2016) später tat, auch sehr darauf bedacht ist, alles, was kein Verständnis – und damit ist vor allem technisches Verständnis – für Jazz hat, für peinlich unterbelichtet hält. Chazelle gefällt sich auch in diesem Fall wieder sehr darin, snobistisches Gehabe, als intellektuell zu verstehen. Meine Güte SpongeBob, der Jazz stirbt, was sind wir doch alle schockiert. Doch wäre das die schlimmste Kritik an Whiplash, dann wäre es ja fast schon erträglich.

Trailer zu Whiplash

Der gesamte Film schreit dem Zuschauer durch seine intensive Kameraführung und sein artifizielles Spiel immer wieder ins Gesicht, wie sehr er doch Kunst ist. Ja, die Bilder sind hautnah am Geschehen, die Dialoge scharfzüngig und die Hingabe zur vermeintlichen Kunst ist es, die selbst die letzte erektile Dysfunktion der alteingesessenen Academy-Mitglieder wieder kuriert. Miles Teller ist die Darstellung des artifiziellen auch wirklich gut gelungen, indem er zwei Stunden wie blöde auf ein Schlagzeug eindrischt und dabei „Fuck“ schreit, hat er nun wirklich jeden überzeugen können. Ist es Method-Acting? Ist es schlechtes Schauspiel? Letzten Endes bleibt das jedem selbst überlassen. Was man aber wohl nicht anzweifeln wird, ist das Spiel von J.K. Simmons der hier die Schlüßelfigur zeichnet und dessen Figur der Auslöser für jede hitzige Diskussion um Whiplash ist. Kurz um, es ist gut, es ist gutes Schauspiel. Zum einen, weil Simmons immer wieder den Eindruck erweckt, daß in seiner Figur etwas brodelt. Das sieht man in den durchtriebenen Blicken und dann kommt es zu den Momenten der puren Eskalation, wenn er irgendwelche Instrumente nach seinen Schülern schmeißt. Ja, daß hat etwas Faschistoides und der totalitäre Ton, der sich in abartiger Homophobie und Entmenschlichung wiederfindet, ist es, der Whiplash wohl eher intensiv gestaltet, als es Tellers Spiel jemals könnte.

Die Frage, die sich bei Whiplash aber am dringlichsten stellt, ist, ob er wirklich faschistisch ist, oder eben nicht. Denn wenn ein Lehrer, seine Schüler psychisch, wie physisch drangsaliert und sie quasi an sich bindet, dann kann man diesen Eindruck durchaus gewinnen. Es ist tatsächlich schwierig, das so pauschal zu sagen. Denn während sich viele Kritiker auf das Ende stürzen und damit eine Legitimierung der Methoden von Terence Fletcher sehen, vermittelt Chazelles Regie nicht den Eindruck, als sei das, was dort passiert, wirklich so erstrebenswert. Man bekommt eher den Eindruck, als würde die Hauptfigur Andrew Neiman das gesamte Solo zum Schluß wie in einem Rausch spielen, jeden Moment zusammenbrechen und vielleicht sogar schlimmes. Der Film macht einem das wirklich schwer, weil die angestrebte Perfektion durch dieses perverse Trimmen wirklich erreicht wurde. Auf der anderen Seite scheinen die beiden Figuren aber auch in einer seltsamen Form von Machtspiel gefangen zu sein. Das Psychoduell zwischen Fletscher und Neiman ist so interessant, weil es immer darum geht, zu beweisen, wer nun besser ist. Fletcher will Neiman zum Großmeister machen, um ihn dann fallen zu sehen und der Film lässt offen, ob Neiman fallen wird. Klar ist, daß er alles, auch seine Beziehung, dem unterordnet, was Fletscher von ihm verlangt. Ob das nun gut ist, oder schlecht, bleibt aber trotzdem der eigenen Spekulation überlassen.

Über allem stehen natürlich die Arbeitsmethoden, die Fletcher anwendet, um sein Ziel zu erreichen. Da wird wohl jede Lehrerin und jeder Lehrer sich schon die Haare zusammenraufen müssen, wenn sie oder er das sieht. Der gesamte Film scheint so ein wenig an die schwarze Pädagogik angelehnt zu sein, in welcher mit Gewalt, Demütigung und weiteren Einschüchterungsversuchen gearbeitet wurde, um ein gutes, möglichst totalitäres Kind heranzuziehen. Wann immer Fletcher von Jazz spricht, spricht auch Sebastian Wilder von Jazz und vermittelt eben jenen snobistischen Ansatz, daß nur die diejenigen Kunst verstünden, die eben Kunst können. Rein handwerklich gelingt Chazelle aber auch in seinem Film nicht immer der richtige Ton. So verliert eine zu Beginn verheißungsvolle und wichtige Romanze mit der Kinomitarbeiterin Nicole zum Ende hin komplett an Bedeutung, weil Neiman sich alles durch seine Ziele kaputt macht und daß es diese Mühe letzten Endes nicht wert ist, beweist der Film auch, wenn die Figur zum Ende versucht, die Wogen noch zu glätten, was ihr nie gelingen wird. Das heißt Kunst gegen Gesundheit, Liebe und das eigene Verständnis. Nein, das Ende zeigt nicht, wie ein Mensch sich einem faschistischen Lehrer unterwirft, es zeigt, daß dieser Mensch alles kann, was von ihm abverlangt wird, doch dann seine eigene Macht wiedererlangen will. Es ist tatsächlich sehr schwierig für Whiplash, weil er an der wichtigen Katharsis einen Schlußstrich zieht, um diesen Ausgang bewusst nicht zu zeigen.

Über Kunst kann man streiten und vielleicht macht Whiplash das zu einer sehr großen Form der Kunst. Zwar finden sich hier und da auch wieder snobistische Ansätze, über das Verstehen von Kunst und dennoch ist der Film nicht so banal wie er anmutet. Das Werk findet Perfektion, begründet diese aber mit Folter und wie man dazu steht, daß bleibt einem letztlich selbst überlassen. Ob der Film diese befürwortet, darf durch den Ausgang des Films und alles, was die Hauptfigur auf dem Weg dorthin verlieren muss, um Perfektion zu erlangen, bezweifelt werden.

Whiplash Bewertung
Bewertung des Films
710

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