Bewertung: 2.5 / 5
Das, was gemeinhin als "echter Kerl" bezeichnet wird, ist Wickie noch immer nicht. Der kleine Wikinger hat auch in seinem zweiten Kinoabenteuer mehr Köpfchen als Kraft. Ganz anders als die Filmemacher, die in Wickie auf großer Fahrt mit ihren 3D-Muskeln spielen, aber den Film als müde Klamauknummer mit albernen Witzen erzählen.
Dass aus seinem Bengel wohl nichts werden wird, das macht dem mächtigen Halvar (Waldemar Kobus) schwer zu schaffen. Sein Sohn kommt neuerdings während der Beutezüge mit komischen Ideen an: Wickie (Jonas Hämmerle) will, dass seine Leute lieber verhandeln, als rohe Gewalt anzuwenden. "Neumodisches Geschwätz" winkt Papa Halvar polternd ab, bevor er vom schrecklichen Sven (Günther Kaufmann) entführt wird. Sven ist hinter einem mysteriösen Götterschatz her, der seinem Besitzer unendliche Macht verleiht. Und Halvar hat den Schlüssel.
Da die Hierarchie bei den Wikingern penibel geregelt ist, wird Wickie Kapitän: Das Kind muss plötzlich erwachsen werden und Entscheidungen treffen, um seinen Vater zu retten. Und nebenbei soll er auch noch die Welt vor dem Untergang bewahren. Klotzen statt Kleckern ist da die Devise: Regisseur Chistian Ditter (Die Vorstadtkrokodile), der in der Fortsetzung das Ruder von Michael "Bully" Herbig übernahm, lässt es dann auch ordentlich krachen.
Wickie ist tatsächlich auf großer Fahrt: Ständig kracht und scheppert es auf der Leinwand. Spektakuläre Stürme auf hoher See entfalten ihre zerstörerische Kraft, die Wikinger stürzen sich wagemutig in wilde Kämpfe oder tosende Wellenberge: in schicken Hochglanzbildern und - man schielt nach Hollywood - in 3D, was allerdings selten gelungen ist. Eine ausgestreckte Hand hier, ein Schwert dort: Ein paar Effekthaschereien sind ganz nett anzusehen, geben dem Film aber keine zusätzliche Tiefe.
Die fehlt auch inhaltlich, obwohl Ditter der Vater-Sohn-Beziehung etwas mehr Platz einräumt, als im ersten Teil, und auch Wickies Reifeprozess als Kapitän thematisiert. Die Lehrstunde über Verantwortung und Akzeptanz kommt freilich nicht ohne erhobenen Zeigefinger aus. Noch so ein Hollywood-Ding, das nicht aufgeht. Wickie auf großer Fahrt wirkt über weite Strecken sehr bemüht, dem Film fehlt die lockere Hand, mit der Michael "Bully" Herbig den ersten Teil inszenierte.
Was nicht fehlt, sind komische Gefühle, die Wickie und die kecke Gefangene Svenja (Valeria Eisenbart) füreinander entwickeln, obwohl sie sich doch eigentlich gar nicht leiden können. Und oft lauwarme, manchmal auch schmierige Witze der restlichen Wikinger, die wie im ersten Teil von Laien gespielt werden. Negativer Höhepunkt ist eine törichte, deplatzierte Szene auf einer Insel voller halbnackter Walküren und ein Showdown im ewigen Eis, dem das richtige Timing fehlt. Zumindest aber bohren sich 3D-Eiszapfen ins Publikum.
Wickie auf großer Fahrt bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)
