Bewertung: 4 / 5
Kritik im Original
Das Buch “Charlie und die Schokoladenfabrik” wurde 1971 unter der Regie von Mel Stuart in einen Film adaptiert, mit Gene Wilder in der Rolle des Willy Wonka. Die Verfilmung wurde ein Klassiker und half, die Beliebtheit von Roald Dahls Werk weiter zu steigern. 2005 brachte Tim Burton mit seinem gewohnten Ensemble Johnny Depp und Helena Bonham Carter ein Remake auf die Leinwand. Der Film mit dem gleichen Titel bekam ebenfalls positiven Anklang beim Publikum. Und erzählte die Geschichte noch etwas finsterer, jedoch nicht weniger kreativ.
Trailer zu Wonka
Dahls Werke zeichnen sich durch schwarzen Humor, skurrile Charaktere und unvorhersehbare Handlungsstränge aus. “Charlie und die Schokoladenfabrik” ist ein zeitloses Meisterwerk, das nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene aufgrund seiner tiefgreifenden moralischen Botschaften und seiner kreativen Erzählweise anspricht. Roald Dahl hat mit seinen Geschichten bleibenden Einfluss auf die Welt der Kinderliteratur ausgeübt und wird auch weiterhin Generationen von Leser*innen faszinieren.
TIMOTHÉE CHALAMET IST DIE IDEALBESETZUNG
Braucht man ein Prequel zu Willy Wonka und seiner Schokoladenfabrik? Vermutlich nicht, es gibt auch keine Buchvorlage von Roald Dahl dazu, die näher auf Willy Wonka in seinen Anfängen eingeht. Das Publikum wird ja nie gefragt, ob man solche Geschichten sehen will. Allerdings merkt man anhand der Kinobesucher*innen, dass auch Prequels ihre Daseinsberechtigung haben.
Mit “Wonka” bewegen sich Paul King und Simon Farnaby, die das Drehbuch geschrieben haben, völlig frei in ihren Erzählungen. Willy Wonka ist ein junger Mann, der den Traum hat, Schokolade zu produzieren um diese mit der Welt zu teilen. Natürlich hat er das von seiner Mutter, die mit ihm auf einem Boot lebte und ihm Schokolade aus einer besonderen Kakaobohne zubereitete.
Eine Geschichte, die nicht neu, aber ebenso rührend ist. Besonders wenn sie von Timothée Chalamet (“Little Women“) erzählt wird, der wie geschaffen für diese Rolle ist. Dass Timothée Chalamet ein bemerkenswerter Darsteller ist, bewies er bereits in anderen Rollen wie als junger Mann, der seine Sexualität in “Call Me By Your Name” entdeckt. Oder als Kannibale, der sich verliebt in “Bones and All“.
Die Rolle des Willy Wonka ist ihm wie auf dem Leib geschrieben. Sein Minenspiel ist einzigartig und fesselt das Publikum. Auch die Tanzszenen liefert er mit Bravour ab, ebenso hat er ein Gespür für den richtigen Ton in den gesungenen Stücken. “Wonka” ist nämlich ein Musical, was aus der bisherigen Promotion gar nicht so heraus kristallisiert wurde.
DAS ENSEMBLE VON “WONKA” BIETET EINIGE HIGHLIGHTS
Ebenso großartig wie Timothée Chalamet ist der übrige Cast, der einige Überraschungen beherbergte. Das größte Highlight ist wohl Hugh Grant in der Rolle des Oompa Loompa. Grant hatte schon immer ein Gespür für Gravität im Einklang mit gespielter Komik. Besonders schön ist, dass Paul King sich bei den Oompa Loompa an der Verfilmung aus den 70er Jahren mit Gene Wilder orientiert hat. Tim Burton hat diese etwas neu interpretiert. Die Oompa Loompa allerdings aus “Charlie und die Schokoladenfabrik” aus dem Jahr 1971 sehen viel witziger aus. Umso lustiger ist auch die Aufmachung von Hugh Grant in “Wonka”.
Olivia Coleman (The Crown), die bereits in Giorgos Lanthimos’ “The Favourite – Intrigen und Irrsinn” bewies, dass sie keine Hemmungen hat, sich ungepflegt zu zeigen, geht in der Rolle der Mrs. Scrubbit voll auf. Aber auch Tom Davis, der bereits bei “Paddington 2” mit Paul King zusammen arbeitete, mimt den fiesen Bleacher hervorragend. Weitere positive Überraschungen waren Matt Lucas (“Little Britain”) und Jim Carter, der manchen vielleicht aus “Downton Abbey” bekannt ist. Besonders sympathisch ist Calah Lane als Wonkas Sidekick Noodle. Aber Paterson Joseph (“Æon Flux“) stellt als Bösewicht nochmal Matt Lucas und Mathew Baynton in den Schatten.
Allgemein ist das Ensemble von “Wonka” eine gelungene Kombination, in der jede Person eine fabelhafte Leistung erbringt. Es macht regelrecht Spaß den Schauspieler*innen beim Spiel zu zu sehen und wie sie geschickt Leben in ihre Charaktere hauchen.
KREATIVE AUSSTATTUNG, DIE DAS PUBLIKUM AN DIE ORTE EINLÄDT
Neben der geschickt erzählten Geschichte, dem großartigen Ensemble und der großartigen Musik von Joby Talbot, die locker mit dem Soundtrack von “Greatest Showman” mithalten kann, ist es auch die Ausstattung, die eine Erwähnung verdient hat.
Lindy Hemming zauberte großartige Kostüme, besonders die Kleidung von Willy Wonka ist kreativ und wie aus dem Kinderbuch entnommen. Die Farbe des Mantels ist dem von Johnny Depp in der 2005er Version entsprochen, wogegen der Mantel von Gene Wilder etwas mehr ins Lila geht. Aber auch das Set Design ist gelungen. Die winterliche Stadt, das Waschhaus, die Verkaufsstraße und viele andere Kulissen, laden das Publikum zu einem Besuch ein. Die Verkaufsstraße erinnert an das prunkvolle, Londoner Kaufhaus “Harrods”, zudem spielt ein Teil der Handlung in der Westminster Abbey.
Chung Chung-hoon liefert dazu großartige Bilder und zeigt ein Gespür dafür, die Protagonist*innen gekonnt in Szene zu setzen. Besonders der Hell- und Dunkelkontrast im Zusammenspiel mit Nahaufnahme und Totale liefern dem Publikum den richtigen Blick auf kleine Details und wunderschöne Aufnahmen auf die Gesamtkulisse.
FAZIT:
“Wonka” ist ein fantastischer Film für die ganze Familie. Zwar ist der Plot vorhersehbar und bietet nicht viel neues, punktet aber mit seiner Herzlichkeit und vor allem seinen Charakteren. Das Ensemble, die Ausstattung, die Musical-Nummern und die Kulissen, machen den Film zu einem großartigen Feel Good Movie. Der Humor trifft ebenso ins Schwarze, wie die ernsten Töne des Films. “Wonka” ist definitiv ein weiteres Film Highlight im Kinojahr 2023!