Bewertung: 4 / 5
Die Tage der Mutanten nähern sich dem Ende. Ein Krieg ist ausgebrochen zwischen Mutanten und normalen Menschen, den die Mutanten nicht mehr gewinnen können. Charles "Professor X" Xavier (Patrick Stewart) hat sich mit Magneto (Ian McKellen) und den letzten überleben Mutanten verbündet und gemeinsam kämpfen sie in einer aussichtslosen Schlacht. Ihre einzige Hoffnung ist die Vergangenheit zu ändern, damit dieser Krieg niemals stattfinden wird. Der Geist von Wolverine (Hugh Jackman) wird zurück in der Zeit geschickt, um im Körper seines jüngeren Selbst Magneto (Michael Fassbender) und Professor X (James McAvoy) zu einen und Mystique (Jennifer Lawrence) daran zu hindern, der Auslöser für den Krieg der Zukunft zu werden. Doch ist es überhaupt möglich, die Zukunft dahingehend zu beeinflussen oder wird diese unweigerlich eintreten?
Lang ist es her, seit wir Bryan Singer im Regiestuhl eines X-Men-Films erlebt haben, mit X-Men 2 lieferte er 2003 für viele den noch immer besten Teil der Reihe ab und kehrt nun mit X-Men - Zukunft ist Vergangenheit zurück. Der Film soll einen, was bisher zweigeteilt war. Die alte Trilogie und das von Matthew Vaughn 2011 gedrehte Prequel X-Men - Erste Entscheidung. Hierzu versammelte Singer eine Besetzung, die vor allem Fans der ersten Stunde erfreuen wird. Nicht nur die neuen X-Men Michael Fassbender, James McAvoy, Nicholas Hoult und Jennifer Lawrence stehen im Rampenlicht, auch die alten Darsteller bekommen die Möglichkeit, sich von ihren Figuren angemessen zu verabschieden. Darunter unter anderem Namen wie Patrick Stewart, Ian McKellen, Halle Berry, Ellen Page, Shawn Ashmore und Anna Paquin samt einiger Überraschungsgäste, die wir an dieser Stelle nicht verraten wollen.
Trailer zu X-Men - Zukunft ist Vergangenheit
Allein die Besetzung ist ein Garant für Qualität und Grund genug für Fans, sich diesen Film anzusehen. Dauer-Mutant Hugh Jackman als Wolverine darf natürlich auch nicht fehlen. Und Gründe gibt es wahrlich dafür nicht zu knapp. Die Besetzung deutet es bereits an und das zeichnet sich nachfolgend auch im Schauspiel von X-Men - Zukunft ist Vergangenheit ab. Subtiler Witz, hervorragende Dialoge und Charakterentwicklungen verbinden sich mit einer spannenden Geschichte, in der die Auslöschung der Mutanten und der lange thematisierte Konflikt zwischen Menschen und Mutanten zur zentralen Handlung werden. Unweigerlich werden Erinnerungen an den Beginn der X-Men-Saga im Jahr 2000 wach. Eine andere Zeit, doch der Mensch ändert nicht seine Natur.
Als Antagonist wurde dabei auf Peter Dinklage gesetzt, sonst Fanfavorit Tyrion Lannister in der Erfolgsserie Game of Thrones und hier als Dr. Bolivar Trask Dreh- und Angelpunkt der aktuellen und zukünftigen Ereignisse wird. Trotz vieler guter Ansätze hat uns dennoch X-Men - Erste Entscheidung einen Tick besser gefallen, was aber mehr auf persönliche Vorlieben zurückzuführen ist. Der Fluss des Films samt strukturellem Aufbau war besser gestaltet und auch wenn es damals bereits einige Ungereimtheiten und Inkonsistenzen mit der alten Trilogie gab, war der Film in sich rund. Bei X-Men - Zukunft ist Vergangenheit gibt es nicht viele, aber einige kleine Probleme die leider unserer Meinung nach kurz thematisiert hätten werden müssen, vor allem da der Film als inoffizielles X-Men 4 nicht nur die Brücke schlagen sondern gleichzeitig auch eine etwas veränderte Zeitlinie erschaffen soll.
So wurde X-Men - Zukunft ist Vergangenheit bereits in Wolverine - Weg des Kriegers im vergangenen Jahr angeteastert. Zwar wird keine Zeitspanne angegeben, die Veränderungen auf der Welt erscheinen aber in dem zeitlichen Spielraum unrealistisch. Ebensowenig wird geklärt, wo Wolverine wieder seine Krallen herbekommen hat und wie Magneto zum einen seine vollen Kräfte zurückerlangt hat, Rogue jedoch nicht und wie Professor X wieder vollumfänglich unter den Lebenden weilt. Natürlich wurde einiges davon auch in X-Men - Der letzte Widerstand thematisiert, aber bereits damals erfolgte dies in der After-Credit-Szene mehr als unbefriedigend und erschuf eher mehr Fragen als dass Antworten geliefert wurden.
Wer X-Men-Fan der jüngeren Stunde ist, wird sich an diesen Ecken und Kanten eher weniger stören, es ist nur schade, dass im Rahmen des Gesamtuniversums hier ein wenig Schindluder betrieben wird. Auch wird im Gegensatz zum Comic das Ende ein wenig anders ausgelegt, was etwas schade für die Dramaturgie ist. Fans wird dafür aber ein sehr emotionaler Abschied beliebter Figuren ermöglicht, der dazu noch witzig umgesetzt ist. Vor allem der Witz in X-Men - Zukunft ist Vergangenheit ist eine Stärke des Films, da dieser nie unpassend eingesetzt wird und sehr viele Szenen aufwertet. Singer gelingt dies deutlich besser als es im konkurrierenden Marvel-Filmuniversum der Fall ist, da die Dramaturgie nicht unterwandert wird, die ruhig etwas länger als zwei Stunden hätte andauern können. Denn auch visuell wird eine ganze Menge geboten, obwohl bei einem geschätzten Budget von 200 Mio. $ durchaus noch mehr zu erwarten gewesen wäre. Dafür überzeugt der Soundtrack auf ganzer Linie, der den bekannten Soundtrack früherer Tage weiterentwickelt.
X-Men und Comicfans vereinigt euch. Mit X-Men - Zukunft ist Vergangenheit ist Bryan Singer wieder ein sehr guter Eintrag in der wohl längsten bisher in sich geschlossenen Comicfilmreihe gelungen. Bis nach dem Abspann sollten aber auch nur jene warten, die Sitzfleisch haben. Mit einer kleinen Szene wird bereits die Zukunft der Reihe in Form von X-Men - Apocalypse angekündigt, was ebenfalls von Bryan Singer umgesetzt wird und 2016 in den Kinos erscheint. Wer sich aber nicht fundiert mit dem Universum auskennt, dürfte diese eher als belanglos abtun. Aber wer will bei diesen sympathischen Mutanten meckern? Es war eine schöne Zeit mit euch, jetzt gehört die Zukunft der Vergangenheit.