Bewertung: 3 / 5
Als Camile (Audrey Tatou) in einer WG mit dem Stotterer Philibert (Laurent Stocker) und Franck (Guillaume Canet) einzieht, gerät alles durcheinander. Franck ist ein Sexist, der nur mit seiner Großmutter Paulette (Fracoise Bertin) wirklich zurechtkommt. Dennoch scheint sich der Mann irgendwie in Camile zu verlieben.
Die willkürliche Solidargemeinschaft, die sich im Zuge der Geschichte bildet, ist durchtränkt von Klischees, nach jenen Mustern, die im Liebesfilm, oder Filmen über Außenseiter häufig so zentral sind. Die eigenwillige Künstlerin aus gutem Hause, die sich abnabeln will, der freundliche Mann mit einem körperlichen Leiden, der schweigsame Bad-Boy, der so gar nicht mit der neuen Nachbarin zufrieden ist und so weiter und so fort. Im Kern möchte diese Geschichte eben eine Liebesgeschichte sein und verwendet dabei nicht zwingend immer die richtigen Mittel an, um den Zuschauer an die Figuren zu binden, die für das Verständnis dieser Liebesgeschichte eben essentiell sind. Darüber hinaus ist es dann vor allem der ein oder andere Handlungsstrang, der in die Geschichte geworfen wird. Hauptfigur Camille leidet unter erschwerter Nahrungsaufnahme. Genug, um einen ganzen Film damit zu füllen. Schließlich sind die Beweggründe, warum ein Mensch nicht mehr essen kann oder will, durchaus vielfältig und könnten spannend für eine Geschichte sein. Irgendwie ist das sogar zentral im Film und dennoch erfährt es nie eine wirkliche Auflösung und wird hier und da mal erwähnt. Doch wozu? Es sind eben Versatzstücke, die dieses Werk da einstreut, die aber keinerlei Auflösung erfahren.
Der Tenor ist hier ganz klar, positivistische Lebenseinstellung und ein Kredo für die Gemeinschaft. Es ist schade, so ein wenig zumindest, weil der Film primär darauf aus ist, sehr unterschiedliche Figuren in den Mittelpunkt zu rücken, dabei aber auch das Potenzial für einen Generationenkonflikt oder eine durchaus andersgeartete Kommune völlig verdrängt. Diese Figuren um Camille, Philibert und Franck sind ja durchaus etwas verschieden. Eben ruppig, offen, in sich gekehrt und so weiter und so fort. Sie tragen ihre ganz eigenen Konflikte miteinander, untereinander und voneinander entfernt aus. Doch man stelle sich mal vor, was wäre, wenn Francks Großmutter Paulette einen viel größeren Stellenwert in der Geschichte bekäme. Was wäre, wenn Kinder auch noch ein Teil dieser Lebensgemeinschaft wären. Da liegt doch die eigentliche Spannung, wenn man schon wildfremde Menschen aufeinandertreffen lässt, warum lässt man sie dann nicht aus komplett anderen Zeiten und mit komplett anderen Problemen und Ideologien daherkommen. Zusammen ist man weniger allein, verschenkt dabei unglaublich viele Möglichkeiten, weil man eben abseits dessen durchaus nicht mehr über die Figuren erfährt, als man sowieso schon ob der Prämisse weiß. Das ist nett und leicht und genauso ist dieser Film auch gedacht. Doch er könnte auch so viel mehr noch sein.
An sich gibt es ja die Parameter, die da so ein wenig eine Gesellschaftskritik ansprechen. So ist die Figur der Camille an sich auch sehr spannend, weil sie eigentlich nicht aus ärmlichen Verhältnissen stammt und ihre Familie sie wohl aus den meisten Notlagen finanzieller Hinsicht herausholen könnte. Doch sie lehnt das strikt ab und verdient ihren Unterhalt nun als Reinigungsfachkraft, oder salopp gesagt Putzfrau. Auch hier zeigt sich ganz klar, daß solche Jobs wohl eher von Leuten angenommen werden müssen, denen keine andere Wahl bleibt. Womit der Film nicht sagen will, daß dieser Beruf nicht wichtig sei, aber gesellschaftlich dennoch eher verpönt ist. Ähnlich geht es auch dem stotternden Philibert. Das ist natürlich irgendwie eine naive und märchenhafte Atmosphäre, die Zusammen ist man weniger allein kreiert, wenn es darum geht, die Träume der einzelnen Figuren in Erfüllung gehen zu lassen. Das ist auch so ein wenig sehr einfach gedacht. Man überlege mal, wie das wäre, wenn es nur so einfach wäre. Die Figuren kommen sich näher, verlieben sich, erfüllen ihre Träume. Natürlich gibt es keinen Konflikt um die Frauen, weil die Männer natürlich gleich beide eine am Start haben und irgendwie sind dann alle glücklich. Gut, sicherlich wäre es auch anstrengend gewesen, nochmal ein Liebesdreieck zu sehen. Doch zu einfach ist der Film.
Das kann man ihm verzeihen, weil die Schauspieler dafür sorgen, daß man so manches in Kauf nimmt, um die Geschichte doch irgendwie zu mögen. Das Schauspiel ist hier nicht großartig theatralisch, sondern eher subtil und teils relativ realistisch gehalten. Es kommt eben nie zu den ganz großen Gefühlsausbrüchen, wie in Hollywoodfilmen, oder einer Melodramatik wie etwa beim Anime. Insofern sind diese Figuren subtil und realistisch, weil sie eigentlich auch nicht wirklich talentiert darin sind, ihre Gefühle in jeder Expression auszudrücken. Besonders Audrey Tautou überzeugt natürlich, weil sie eine gewisse Natürlichkeit eben ausstrahlt und dennoch etwas Verträumtes hat, was man nie gleich durchschauen kann. Sehr paradox, aber irgendwie gut. Unterdessen fragt man sich natürlich schon, warum Philibert Camille überhaupt Unterschlupf in seiner Wohnung verschafft, wenn er sie doch eigentlich gar nicht kennt. Das ist in der Tat etwas naiv, weil man natürlich hier den wohlhabenden weißen Mann hat, der auf einer Meta-Ebene eben nur etwas abgeben und teilen muss und dann sind alle Probleme gelöst. Natürlich muss man das nicht so eng sehen, doch im Kern ist es eben genau das.
Und so ist Zusammen ist man weniger allein durchaus eine Botschaft für den Zusammenhalt über die Grenzen von Status und Hautfarbe hinaus. Das ist an sich eine gute Botschaft, nur im Kern sehr naiv gehalten. Das mag man dem Film verzeihen, weil die Figuren natürlich schon extrem charmant daherkommen und es ja auch nicht grundlegend falsch ist. Man hat hier einfach Potential verschenkt, weil man gewisse Parameter etwas besser durchdenken hätte können.