Die Schauspielerei könnte man auch umschreiben mit "so tun, als ob". Gelegentlich tun Schauspieler aber gar nicht nur so, als täten sie etwas, sondern tun es wirklich, sei es absichtlich oder unabsichtlich.
Daraus können - mit ein bisschen Glück - die denkwürdigsten Momente entstehen. All die bekannten Filmszenen, die wir gleich vorstellen, sind das Resultat sehr realer Reaktionen und daher umso wirkungsvoller - Szenen, in den Schauspieler nicht geschauspielert haben!
Es
Es aka Pennywise das erste Mal zu erblicken, ist ein Moment, den man so schnell nicht vergisst. Um den Kinderdarstellern beim Dreh des ersten Films realistische Reaktionen zu entlocken, ließ man sie über sein Aussehen im Dunkeln und hielt Bill Skarsgård von ihnen fern, bis es ans Filmen der Diaprojektor-Szene ging. Da bekamen sie den Grusel-Clown erstmals zu Gesicht, der Schrecken, der ihnen in selbiges geschrieben steht, ist also echt. Genau wie Skarsgårds fieser Augentrick.
Jungfrau (40), männlich, sucht…
Dieser Schmerz! Für Jungfrau (40), männlich, sucht… nahm Steve Carell etwas auf sich, das schon beim bloßen Zusehen oder auch nur beim Gedanken daran wehtut. Es war nämlich wirklich sein eigenes Brusthaar, das da per Wachsstreifen rausgerupft wurde. Und wer so was schon mal selbst an irgendeinem Körperteil ausprobiert hat, weiß: Es ist sehr, sehr, sehr schmerzhaft. Carells Gebrüll und Gefluche in dieser Szene kam von Herzen, wir haben vollstes Verständnis dafür.
Der Herr der Ringe - Die zwei Türme
Die zwei Hobbits zusammen mit den Orks und Uruk-hai abgemetzelt und zu Asche verbrannt? Darf doch nicht wahr sein! Vor Wut und Trauer kickt Aragorn gegen einen Helm, nur um einen sehr überzeugenden Schmerzensschrei auszustoßen und auf die Knie zu sinken. Der Schrei klingt deshalb so überzeugend schmerzhaft, weil sich Viggo Mortensen in dieser Szene zwei Zehen bricht. Einen besseren Take bekam Peter Jackson für Der Herr der Ringe - Die zwei Türme natürlich nicht.
Blair Witch Project
Mit den Blair Witch Project-Hauptdarstellern hätten wir nicht tauschen wollen. Nicht nur mussten sie all ihre Texte improvisieren, sie mussten sich auch allein durch den Wald schlagen und alles selbst filmen, nur per Funkgerät mit den Regisseuren verbunden, die ihnen kryptische Hinweise zum Finden der Drehorte gaben. Schlimmer noch, ihre Essenrationen wurden immer weiter reduziert, damit sie nicht nur gestresst, verängstigt und paranoid spielten, sondern es auch waren.
Django Unchained
Manchmal muss man einfach auf den Tisch hauen. Um der eigenen Gesundheit willen aber besser nicht so, wie es Leonardo DiCaprio beim Django Unchained-Dreh tat. In der Szene, in der als Calvin Candie ausrastet und wütend mit der Hand auf den Tisch schlägt, kam ihm versehentlich ein Glas in die Quere, das unter der Wucht seines Schlags zerbrach. Autsch. Prompt floss Blut - kein Fake-Blut, sondern DiCaprio-Blut. Aber weder DiCaprio selbst noch Quentin Tarantino riefen "cut!"...
Alien
Als in Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt der Chestburster aus John Hurt rausbricht, schauen die anderen Darsteller angemessen schockiert drein. Und es ist nicht nur geschauspielert. Sie wussten zwar, was passieren würde, aber Ridley Scott hatte ihnen nichts von all dem Kunstblut erzählt, das durch die Gegend spritzt. Veronica Cartwright bekam eine volle Ladung ab und reagierte entsprechend panisch. Ihre reale Reaktion, bestätigte ihr Co-Star Tom Skerritt.
Zurück in die Zukunft 3
Für die Szene in Zurück in die Zukunft 3, in der Marty McFly aufgeknüpft wird, wurde Michael J. Fox wirklich aufgeknüpft. Und beinahe wäre es böse ins Auge gegangen. Der (buchstäblich) waghalsige Plan war, dass Fox seine Hand benutzen sollte, um zu verhindern, dass sich die Schlinge zu sehr zuzieht. Leider verschätzte er sich einmal fatal beim Timing, sodass ihm die Luft wegblieb. Alle dachten, er schauspielere einfach nur super - bis er eine halbe Minute lang bewusstlos wurde.
Inglourious Basterds
Quentin Tarantino macht keine halben Sachen, nicht mal dann, wenn es darum geht, seine eigenen Darsteller zu würgen. Oder sogar Darstellerinnen. Inglourious Basterds erforderte es, dass Diane Kruger von Christoph Waltz erdrosselt wird, und Tarantino entschied, dass es am realistischsten aussähe, wenn sie wirklich gewürgt würde. Also legte er bei ihr selbst Hand an. Kruger versicherte später, dass sie mit allem einverstanden war und zu nichts gezwungen wurde. Alles dufte also.
E.T. - Der Außerirdische
Klar, das titelgebende Alien in E.T. - Der Außerirdische finden wir alle süß und liebenswert. Aber wenn man sich den Kontext wegdenkt, stellt man fest, dass E.T. eigentlich ein ganz schön gruselig aussehender kleiner Geselle ist. Man frage mal bei Drew Barrymore nach! Vor dem Dreh der Szene, in der sie - damals sieben Jahre jung - ihm zum ersten Mal begegnet, hatte Steven Spielberg sie noch nicht mit der E.T.-Puppe bekannt gemacht. Ihre Reaktion ist also nicht ganz gespielt.
Fight Club
In Fight Club fordert Brad Pitts Tyler Durden den namenlosen Protagonisten - gespielt von Edward Norton - auf, ihn zu schlagen. Und was macht Norton? Er haut Pitt voll aufs Ohr, und zwar in echt. Dass der sich vor Schmerz krümmt, ist also nicht gespielt. Und seine ungläubige Frage "Wieso aufs Ohr, Mann?" auch nicht, denn sie stand genauso wenig im Drehbuch. David Fincher hatte Norton vor der Szene angewiesen, aufs Ohr statt wie abgesprochen auf die Schulter zu zielen...