Als fast 50-jähriger Mann hat Ben Affleck wohl so ziemlich alles erreicht, was man sich im Filmgeschäft wünschen kann: Je einen Oscar für das Drehbuch von Good Will Hunting und die Kategorie "Bester Film" beim Thriller Argo sowie zahlreiche mehr oder minder überzeugende Darbietungen vor der Kamera zieren die Biographie des Hollywood-Stars.
Im Zuge eines Promo-Interviews für seinen aktuellen Amazon-Streich The Tender Bar kam der Künstler noch einmal auf die schwierigen Drehumstände am Set von Joss Whedons Justice League zu sprechen. Dabei betonte Affleck, dass es ein vielschichtiges Geflecht von bescheidenen Umständen gewesen sei, das zu seiner persönlichen Einschätzung einer niederschmetternden Erfahrung geführt habe.
Nicht nur habe ihn zu dieser Zeit seine eigene Scheidung von Schauspielerin Jennifer Garner mitgenommen, sondern auch die emotional belastende Stimmung am Set, die aus dem vielfach monierten Regie-Wechsel resultierte. Der Tod der Tochter des mit dem Justice League-Projekt ursprünglich betrauten Weggefährten Zack Snyder hätte dabei ebenso seinen Tribut gezollt wie die zahlreichen aufwendigen Nachdrehs unter seinem Nachfolger Whedon.
Die vielen Reisen zu den Sets - Justice League wurde unter anderem in England, Island und den USA gedreht - vermisse Affleck ebenfalls nicht. Trotz der damals deutlich vorangeschrittenen Planung seines eigenen Batman-Films sei er folglich zum Schluss gelangt, dass sich seine Prioritäten im Laufe der Zeit drastisch geändert hätten.
Als jüngerer Mann hätte er die Herausforderung für einen weiteren Auftritt als Batman wahrscheinlich genossen. Unter diesem Vorzeichen verließ Affleck 2019 das Projekt, aus dessen Drehbuch-Gerippe letztlich der im März erscheinende The Batman mit Robert Pattinson in der Hauptrolle kreiert wurde. Für die routinierten Dreharbeiten bei seinem wohl letzten Auftritt als düsterer Flattermann im 2022 erscheinenden The Flash hatte Ben Affleck im vergangenen Oktober dennoch äußerst wohlwollende Worte übrig, wie die Film-Website Variety in Erfahrung brachte.
Auch auf den fehlenden Box Office-Erfolg von The Last Duel kam Affleck noch einmal zu sprechen und fand dafür recht deutliche Worte: Er liebe den Film und seine darin anberaumte Darbietung als Pierre d’Alençon sehr. Natürlich sei er enttäuscht gewesen, dass ihn nicht mehr Leute gesehen hätten, doch er könne nicht den Trends hinterherjagen und voraussagen, was cool sei.
Frei übersetzt sagte Affleck dabei, dass wenn man sich über den kommerziellen Erfolg eines begleiteten Projekts zu viele Gedanken mache, zwangsläufig die Kunst darunter leiden würde. Deshalb habe er seinen Frieden damit geschlossen.
Vor dem Hintergrund seines persönlichen Reifeprozesses sowie den mitunter fordernden Dreherfahrungen bei Franchise-Projekten wie Justice League lässt sich seine im Dezember getätigte Stellungnahme zur Abkehr von Multi-Millionen-Dollar-Produktionen noch besser nachvollziehen. Kleinere Filme wie The Tender Bar haben schließlich oftmals den Vorteil, dass sie aufgrund ihrer Charakter-Fokussierung sparsamer mit Location-Wechseln und aufwendigen Nachdrehs umgehen.
Vielleicht treibt es Ben Affleck ja in ein paar Jahren wieder zu einer weiteren Batman-Rückkehr hin. Ähnliches wird aktuell bei seinem älteren Kollegen Michael Keaton gemunkelt. Im Filmgeschäft gilt schließlich die alte James Bond-Regel: "Sag niemals nie".