Das perfekte Ende für einen Film zu finden, ist extrem knifflig.
Lässt man den Helden in den Sonnenuntergang reiten, damit er an einem anderen Tag (= in einer Fortsetzung) weiterkämpfen kann? Oder gibt man dem Zuschauer noch einen letzten emotionalen Schocker mit auf den Weg, damit er was zum Grübeln hat? Auf Nummer sicher oder ins Risiko gehen? Im Zweifelsfall bleibt nur eine Option: nicht ans Budget denken und einfach mehrere Versionen drehen, um die Entscheidung hinauszuzögern!
Irgendwann aber muss sie gefällt werden, es nützt ja nichts. Und nicht immer wird die richtige Entscheidung getroffen. Manchmal ist das beste Ende nicht das, das es tatsächlich in den Film geschafft hat, sondern ein anderes, alternatives Ende, das üblicherweise in die DVD- und Blu-ray-Extras verfrachtet wird. Wenn unsereins es denn überhaupt zu Gesicht bekommt. Wir haben für euch mal ein paar alternative Filmenden zusammengetragen, von denen wir wünschten, die Regisseure und Studios hätten den Mumm gehabt, sie durchzuziehen. Versteht sich eigentlich von selbst, aber: Spoiler-Alarm! Und ein gewisses Vorwissen zu den jeweiligen Filmen müssen wir auch voraussetzen.
Rambo
Das reguläre Ende: John Rambo (Sylvester Stallone) befindet sich auf dem Polizeirevier, wo er Colonel Trautman (Richard Crenna) sein Herz ausschüttet und über sein Kriegstrauma spricht. Schließlich gibt er auf und lässt sich widerstandslos von der Polizei abführen.
Das alternative Ende: Rambos traumatisches Geständnis gipfelt darin, dass er Trautman anfleht, ihn zu erschießen, da er glaubt, dass er nichts mehr hat, wofür es sich zu leben lohnt. Trautman weigert sich, also greift sich Rambo seine Knarre und drückt selbst den Abzug, ehe er vor Trautmans Augen stirbt. Dramatischer und deprimierender, gleichzeitig aber auch konsequenter und der Romanvorlage entsprechend. Und es hätte uns ein paar schwächere Sequels erspart *räusper*.
Zimmer 1408
Das reguläre Ende: Mike Enslin (John Cusack) erfährt, dass er die soeben erlebte Stunde wieder und wieder erleben oder alternativ das "Express-Check-Out-System" nutzen kann. Aber nicht mit ihm! Er bastelt sich einen Molotowcocktail, setzt das Hotelzimmer in Brand und wird daraus befreit. Ehefrau Lily (Mary McCormack) glaubt ihm zunächst nicht, dass er dort ihrer toten Tochter begegnet ist - bis sie die Aufnahmen auf seinem Diktiergerät hört.
Das alternative Ende: Mike wirft mit einem Aschenbecher das Fenster ein - puff! - und stirbt lachend in den Flammen. Nach seiner Beerdigung ist es Hotelmanager Gerald Olin (Samuel L. Jackson), der sich die Aufnahmen anhört, nicht Lily. Er hat eine Vision des halbverbrannten Mike und erschrickt sich fürchterlich. Zum Schluss sieht man Mike in dem abgebrannten Zimmer eine Zigarette paffen, bevor er der Stimme seiner Tochter folgt und einfach entschwindet. Noch mysteriöser so, das loben wir uns. Es gab einfach kein Entkommen.
Butterfly Effect
Das reguläre Ende: Evan Treborn (Ashton Kutcher) begreift, dass seine Eingriffe in die Vergangenheit seinen Freunden mehr geschadet als geholfen haben. Daher reist er ein letztes Mal in der Zeit zurück, um zu verhindern, dass sich Kayleigh Miller (Amy Smart) je mit ihm anfreundet, sodass die verhängnisvolle Ereigniskette gar nicht erst in Gang kommt.
Das alternative Ende: Eine Wahrsagerin erzählt Evan, dass es ihn nie hätte geben dürfen, dass sein Leben einziger Fehler sei. Wie sich letztlich herausstellt, lag sie richtig - er selbst ist der Grund für das immer wiederkehrende Leid, egal, was er auch tut. Seine Existenz ist verflucht. Deshalb greift er zum Äußersten und erdrosselt sich vor seiner eigenen Geburt im Mutterleib mit der Nabelschnur. Ende gut, alles gut... ähm, ja. Grotesk und schockierend zugleich, wäre auf jeden Fall mal was anderes gewesen.
28 Days Later
Das reguläre Ende: Jim (Cillian Murphy) wird angeschossen, doch Selena (Naomie Harris) unterzieht ihn in einem verlassenen Krankenhaus einer Not-OP und rettet ihm das Leben. Er fällt ins Koma, und als er 28 Tage später wieder erwacht, scheint es Selena und Hannah (Megan Burns) zu gelingen, mit einem selbstgebastelten "Hello"-Schriftzug ein vorbeifliegendes Flugzeug auf sie aufmerksam zu machen. Es besteht Hoffnung auf Rettung.
Das alternative Ende: Jim überlebt seine Schussverletzung trotz aller Bemühungen der beiden Frauen nicht und stirbt auf dem OP-Tisch. Selena und Hannah bleibt nichts anderes übrig, als wieder zu ihren Waffen zu greifen und hinaus ins Ungewisse zu treten, während sich die Krankenhaustüren langsam hinter ihnen schließen - und aus. Dem Testpublikum war dieses "Unhappy End" zu düster, aber es hat seinen Reiz: Der Gute kann doch nicht sterben, oder? Falsch gedacht!
Ananas Express
Das reguläre Ende: Dale (Seth Rogen), Saul (James Franco) und Red (Danny McBride) feiern bei einem zünftigen Frühstück ihr Überleben, bequatschen bestens gelaunt die verrückten Ereignisse der letzten 24 Stunden und schwören sich ewige Freundschaft. Ende gut, alles gut.
Das alternative Ende: Dale und Saul haben die Schießerei, die Bombenexplosion und auch sonst jede Menge Gewalt überstanden, und es scheint so, als kämen sie heil aus der Nummer raus. Kommen sie jedoch nicht. In letzter Sekunde sterben sie im MG-Kugelhagel - Händchen haltend, was ihre homoerotische Beziehung, die sich den Film hindurch entwickelt hat, noch mal unterstreicht. Außerdem: solch ein Chaos überlebt doch kein Mensch.
Der kleine Horrorladen
Das reguläre Ende: Audrey II entpuppt sich als böse außerirdische Mutterpflanze, die nach der Weltherrschaft trachtet, aber in der finalen Schlacht setzt Seymour Krelborn (Rick Moranis) sie unter Strom und bringt sie zum Explodieren. Happy End für ihn und seine andere Audrey (Ellen Greene).
Das alternative Ende: Audrey (die menschliche) wird von Audrey II verletzt und bittet Seymour vor ihrem Tod noch, sie an die Pflanze zu verfüttern. Die verputzt nach Audrey jedoch auch Seymour, woraufhin sie mit ihren Ablegern ganz Amerika erobert, das Militär plattmacht und sich oben auf der Freiheitsstatue kaputtlacht. Weil dieses apokalyptische Ende bei Testscreenings weniger gut ankam, wurde es durch das obige ersetzt. Dabei ist das Szenario mit Killerpflanzen, die die Erde überrennen, doch viel spaßiger.
Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Das reguläre Ende: Mithilfe der von ihm betrogenen Knives (Ellen Chau) besiegt Scott (Michael Cera) auch den siebten teuflischen Ex-Lover seiner Angebeteten Ramona (Mary Elizabeth Winstead). Er macht mit Nega Scott reinen Tisch, lässt Knives stehen und kommt mit Ramona zusammen. Yay?
Das alternative Ende: Scott geht mit Knives, erst Arm in Arm und dann Hand in Hand schlendern sie in den Sonnenaufgang, während Ramona ihnen mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinterherblickt. Ergibt so auch viel mehr Sinn, da es zeigt, dass Scott aus den Ereignissen gelernt hat. Zum Beispiel, dass es Knives ist, die für ihn bestimmt ist. Die beiden passen eh viel besser zusammen, und nach allem, was sie den armen Scott hat durchmachen lassen, verdient Ramona ihn auch nicht.