Dass sie bei einer von Kritikern umjubelten Episode der gesellschaftskritischen Serie Black Mirror Regie geführt hat, katapultierte Jodie Foster zurück ins Rampenlicht, während es ansonsten relativ ruhig um die zweifache Oscar-Preisträgerin ist. Jetzt hingegen hat sie für ausreichend Wirbel um ihre Person gesorgt. "Schuld" daran hat jedoch nicht ihre Black Mirror-Episode, sondern ein Kommentar, der bei vielen für Unmut sorgt. Andere hingegen klatschen Beifall.
Der Vergleich der Big-Budget-Superheldenfilme mit dem Fracking, einem desaströsen und äußerst umstrittenen Prozess der Ölgewinnung, kam jedenfalls nicht bei allen gut an. Ins Kino zu gehen sei mittlerweile mit dem Besuch in einem Freizeitpark vergleichbar. Die Praktik der Studios, die schlechte Inhalte produzieren, um die Massen und die Anleger zu begeistern, sei wie Fracking - man erhalte auf der Stelle den größtmöglichen Ertrag, zerstöre dabei aber die Erde. Superheldenfilme ruinieren die Sehgewohnheiten der amerikanischen Bevölkerung und letztlich auch des Rests der Menschheit, fuhr Foster fort. Sie wolle jedenfalls keine 200 Mio. $-Filme über Superhelden drehen.
Man kann sich vorstellen, dass diese Aussage die Kinogängerschaft deutlich spaltet. Die einen stimmen ihr zu, die anderen verurteilen diesen Kommentar. Doch was sagt eigentlich jemand, der mit der Arbeit an Superheldenfilmen die Hände voll hat? James Gunn konnte es mal wieder nicht lassen und führte auf Twitter seine Gedanken zu Fosters Aussage aus. Spoiler-Warnung! Er ist nicht unbedingt auf ihrer Seite.
Er denke, Foster betrachte Filme aus einem altmodischen Denkmuster heraus, in dem spektakuläre Unterhaltungsfilme nicht tiefgründig sein können. Dies treffe zwar häufig zu, aber nicht immer. Noch heute dächten viele Leute wie sie, und das komme teilweise auch nicht von ungefähr, denn die meisten Studio-Franchise-Filme seien in gewisser Weise seelenlos. Darin bestehe eine echte Gefahr für die Zukunft des Kinos, räumt Gunn ein, um gleich darauf zu betonen, dass es aber auch einige Ausnahmen gibt.
Damit das Kino überleben könne, benötigen Unterhaltungsfilme dringend eine Vision und Herz, was üblicherweise nicht der Fall sei, sagt er. Einige von ihnen, so Gunn, geben bereits ihr Bestes, um sich in diese Richtung zu bewegen. Unterhaltungsfilme zu schaffen, die innovativ, menschlich und tiefgründig sind, sei genau das, was ihn an diesem Job reizt.
Um fair zu sein, schließt Gunn, geben Fosters Kommentare zumindest einen Rückschluss darauf, dass sie das Drehen von Filmen hauptsächlich als etwas sieht, an dem sie persönlich wachsen kann. Auch für ihn selbst könnte dies einer der Gründe dafür sein, dass er Filme dreht. Viele Millionen Dollar für einen Film auszugeben, müsse aber mit mehr verbunden sein, mit Kommunikation. Er respektiere Foster, ihr Talent und das, was sie für die Filmindustrie getan hat, und wisse zu schätzen, dass sie Hollywood aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Seine eigene Erfahrung sei daher nur ein kleiner Teil des großen Ganzen.
Wenngleich Gunn versucht, seine Kritik angenehm zu verpacken, schlägt er hier doch einen recht harschen Ton an. Andererseits lässt auch Foster kein gutes Haar an der aktuellen Situation in der Filmbranche und kritisiert, was nicht nur den großen Studios, sondern auch Millionen anderer Menschen Geld in die Taschen spült. Ein wenig erinnert diese Situation an den Disput zwischen Wonder Woman-Regisseurin Patty Jenkins und Hollywood-Genie James Cameron. Beide haben irgendwie Recht, und doch gilt es so viele kleinere Facetten zu beachten. Oder wie seht ihr das?
1. I think Foster looks at film in an old-fashioned way where spectacle film can’t be thought-provoking. It’s often true but not always. Her belief system is pretty common and isn’t totally without basis. https://t.co/IgthsjsSYm
— James Gunn (@JamesGunn) 2. Januar 2018
2. I say not without basis because most studio franchise films are somewhat soulless - and that is a real danger to the future of movies. But there are also quite a few exceptions.
— James Gunn (@JamesGunn) 2. Januar 2018
3. For cinema to survive I believe spectacle films NEED to have a vision and heart they traditionally haven’t. And some of us are doing our best to move in that direction. Creating spectacle films that are innovative, humane, and thoughtful is what excites me about this job.
— James Gunn (@JamesGunn) 2. Januar 2018
4. But, to be fair, at least from Foster’s quotes, she seems to see filmmaking as something that’s primarily about her own personal growth.
— James Gunn (@JamesGunn) 2. Januar 2018
5. For me, that may be part of why I do this, but spending many millions of dollars on a film has to be about more than that - it’s communication - so my experience is merely one spoke on that wheel.
— James Gunn (@JamesGunn) 2. Januar 2018
6. But I respect Foster and her talent and what she’s done for films and I appreciate her different way of looking at Hollywood’s landscape.
— James Gunn (@JamesGunn) 2. Januar 2018