Die Debatte ist so alt wie die Idee der Technologie selbst: 3D als Zusatz für Kinofilme sei "Geldmacherei" sagt ein Großteil der Besucher:innen, während sich Kinobetreiber und Drehteams immer wieder lobend dazu positionieren. So viel ist wohl sicher: Die Veröffentlichung von Avatar - The Way of Water und die erneute Kinoauswertung von Avatar - Aufbruch nach Pandora wird diese Diskussion erneut anheizen.
Die Präsentation des Teaser-Trailers zu Teil zwei der Saga beim Kinobesuch von Doctor Strange in the Multiverse of Madness kann bereits jetzt als Glücksgriff für die 3D-Ticket-Verkäufe bezeichnet werden:
Allein in Nordamerika entschieden sich annähernd 10 Prozent der Kinobesucher:innen dafür, 20 bis 30 Prozent mehr für ein 3D-Ticket zu bezahlen, um nicht nur besagten Marvel-Film, sondern auch den ersten offiziellen Teaser-Trailer von Avatar - The Way of Water erspähen zu können. In diesem Sinne hoffen wohl nicht nur Disney und 20th Century, dass das Science-Fiction-Sequel den 3D-Hype wieder von neuem entfacht.
Laut Tony Chambers, Leiter des weltweiten Filmvertriebs bei Disney, gehe es bei der 3D-Technologie um ein Alleinstellungsmerkmal, das man daheim nicht in dieser intensiven Form geboten bekomme. Wichtig sei also das Erlebnis beim Kinobesuch: "Wenn es richtig gemacht wird, werden die Leute immer wieder kommen. Die Botschaft wird nicht sein, dass man Avatar - The Way of Water in 3D sehen will, sondern dass man ihn wegen des Erlebnisses sehen will."
Auch Avatar - The Way of Water-Produzent Jon Landau pflichtet Chambers bei und sagt, dass es ein Anliegen sei, mittels der Technologie neue Eindrücke zu generieren. Entscheidend für den Erfolg sei, dass man begreife, dass die Menschen daheim andere Prioritäten setzen, weshalb wiederum die Unterstützung der Tech- und Ausstellungsbranche von großer Wichtigkeit sei, um die Vorzüge angemessen vor Augen führen zu können.
Der Anteil von Avatar - Aufbruch nach Pandora an den Kinokassen lag bei erstaunlichen 70 Prozent für 3D-Vorführungen und verhalf dem Film 2010 zu einem Rekordergebnis von 1,85 Milliarden Dollar. Doch der durch dieses Werk hervorgerufene Trend hielt nicht lange an: Bis 2017 sanken die 3D-Einnahmen in den USA um 55 Prozent gegenüber 2010, wobei viele Filme gerade einmal 17 Prozent ihrer Einnahmen mit 3D-Tickets erzielten. Bis 2019 sanken die 3D-Einnahmen im Vergleich zu 2010 um mehr als 70 Prozent.
Interessant sind manche Zahlen, die man zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness teilt: In Brasilien entfallen circa 50 Prozent der Ticket-Verkäufe auf den 3D-Zusatz und auch der deutsche Absatz ist mit 45 Prozent an anteiligen Einnahmen überdurchschnittlich hoch angesiedelt. Man darf allerdings bei derartigen Zahlenspielen nicht vergessen, dass viele Kinos 3D-Vorstellungen priorisieren und daher weniger Säle für klassische Vorführungen vorhanden sind.
Lest auf Seite 2 weiter, wie man die 3D-Zukunft gemeinsam mit Avatar - The Way of Water für die Kinos gestalten möchte.
"Ich glaube, einige Leute haben sich verirrt, und es gab eine Zeit, in der sie dachten, dass die Konvertierung in 3D den Film besser macht. 3D verändert den Film nicht, sondern verschlimmert ihn nur", sagte Landau im Zusammenhang mit den Filmen, die in den letzten Jahren mit eher mäßiger bis grottenschlechter 3D-Konvertierung daherkamen.
Aus den distanzierenden Worten des Produzenten kann man ableiten, dass er große Stücke auf die Einbindung der Technologie bei Avatar - The Way of Water hält.
Die 3D-Technik sei gemäß Jon Landau ähnlich wie die Lichtsetzung oder die Kameraführung ein Stilmittel, das angemessen verstanden und bedient werden möchte. Erst dann könne die Technologie in voller Pracht erstrahlen und ein tolles Erlebnis garantieren. Für die besondere Ästhetik bedürfe es eben einer gehörigen Portion Feingefühl.
Kritische Leser:innen mögen nun Landau entgegenhalten, dass sie für die miesen Konvertierungen und die Profitgier der Studios und Verleiher nichts können, schließlich gibt es auch kein klassisches Gütesiegel, das die Unterscheidung zwischen "gut" und "schlecht" vereinfacht. Des Weiteren sind viele Menschen tatsächlich nicht bereit, für 3D mehr zu bezahlen, da es für die jeweiligen Filme oftmals wenig mehr als nur ein Gimmick darstellt.
Ein hochrangiger Studiomanager des Hollywood Reporter lässt jedenfalls genau diese Lesart zu: "Hollywood ist gierig geworden, wie sie es immer sind." Megan Colligan, Präsidentin von Imax Entertainment setzt für die Zukunft auf einen bedachtsamen Einsatz und Verantwortungsbewusstsein, um die Menschen erneut von der 3D-Technologie begeistern zu können. Man habe in dieser Hinsicht viel gelernt und es brauche eine langfristige, enge Zusammenarbeit zwischen Studios und Verleihern.
Für Avatar - The Way of Water wolle man genau diese Qualitäten erneut unter Beweis stellen, damit die Technologie ihr Revival feiern könne und sich auch andere Studios der 3D-Welle wieder verstärkt mit überzeugenden Umsetzungen anschließen. Man habe ausgiebig an diesem Aspekt gefeilt und denke, dass die Technologie im Zusammenspiel mit einer erhöhten Bildwiederholfrequenz (High Frame Rate) von 48 Bildern die Sekunde gegenüber den üblichen 24 Bildern die Sekunde zu einem gelungenen Kinoerlebnis beitragen wird.
Auch wenn man mit einer gehörigen Portion Skepsis aufwarten sollte, ob diese Pläne für die Reanimation des längst erloschenen 3D-Hypes gelingen, sollte man seine Rechnung immer mit einem Filmemacher wie James Cameron machen. Das gilt besonders dann, wenn mit der Fortsetzung Avatar - The Way of Water die Rückkehr zum Milliarden-Hit Avatar - Aufbruch nach Pandora ansteht.