
Im letzten Jahr sah die Liste so aus:
Avengers - Endgame
Der König der Löwen
Die Eiskönigin 2
Spider-Man: Far from Home
Captain Marvel
Joker
Star Wars: Episode IX - Der Aufstieg Skywalkers
Toy Story 4
Aladdin
Jumanji - The next Level
Drückt man hier ein Auge zu, könnte man Captain Marvel und Joker als eigenständige und originelle Filme ansehen. Aber auch sie gehören einer Reihe an oder basieren auf Vorlagen. So richtig etwas Neues ist nicht dabei.
Im Jahr 1990 sah dies anders aus:
Ghost - Nachricht von Sam
Kevin - Allein zu Haus
Pretty Woman
Der mit dem Wolf tanzt
Total Recall
Zurück in die Zukunft 3
Stirb Langsam 2
Aus Mangel an Beweisen
Teenage Mutant Ninja Turtles
Kindergarten Cop
Bevor Kritik aufkommt: Ja, auch hier sind zwei Fortsetzungen dabei. Aber eben nur zwei. 2019 waren es ganze sechs und nicht ein einziger Film in diesem Jahr war etwas komplett Neues ohne jegliche Vorlage. Kinogänger von heute kennen es kaum noch anders. Es wird interessant sein zu sehen, ob die Beschränkung auf Filme von früher etwas an diesen Sehgewohnheiten ändern könnte. Wenn Kinobesucher erst einmal sehen, was Kino alles sein kann, werden sie dann trotzdem in Zukunft bereitwillig in den nächsten am Fließband produzierten Transformers oder Marvel-Film gehen? Oder könnte die aktuelle Lage dafür sorgen, dass die Ansprüche der Zuschauer steigen und wir in Zukunft wieder Kinocharts haben wie 1990?
Versteht es nicht falsch: Früher war sicher nicht alles besser. Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile. Aber sowohl Regisseure als auch Autoren hatten damals mehr Zeit und Freiheiten, ihre eigenen Filme zu verwirklichen, während heute strenge Muster und Zeitpläne vorgegeben sind. Ein gutes Beispiel ist erneut die aktuelle Star Wars-Trilogie: Kamen die Filme der beiden früheren Trilogien in einem Dreijahresrhythmus in die Kinos, erschien die neue Trilogie innerhalb von nur vier Jahren. Die Macher hatten daher nur zwei Jahre zwischen den Kinostarts Zeit. Für Filme dieser Größenordnung ist das nicht viel. Gerade der letzte Teil hätte auch aufgrund seiner tragischen Hintergrundgeschichte um den Tod von Carrie Fisher mehr Zeit nötig gehabt. Auch erkennt man an der neuen Trilogie das von den Studios vorgegebene Muster. So strotzen die neuen Filme nur so vor Anspielungen, Referenzen und Wiederholungen der älteren Filme. Man hat es nicht gewagt, eine komplett neue und originelle Geschichte zu erzählen. Und auch der von vielen so genannte "Marvel-Humor" durfte nicht fehlen. Hier waren keine Filmemacher am Werk, welche eine eigene Version hatten, die ihre eigene Geschichte erzählen wollten, sondern es waren Fans der alten Filme, die sich überlegt haben, was andere Fans der alten Filme gerne sehen wollen. Oder sie machen es wie Rian Johnson in Star Wars - Die letzten Jedi: Der hatte sich überlegt, was die Fans erwarten, nur um dann genau das Gegenteil zu tun, damit die Zuschauer überrascht werden - ganz gleich ob dies überhaupt zu den Figuren oder der Story passt.
Aber nicht nur die neuen Star Wars-Filme sind von diesen Problemen betroffen. Ein weiteres bekanntes Beispiel sind die Fluch der Karibik-Filme. Nach dem großen Erfolg des ersten Teils mussten schnell weitere Folgen. Ein enger Zeitplan war die Folge, so dass die Autoren am Ende von Teil 2 noch gar keine Auflösung für die dortigen Geschehnisse hatten. Schlimmer noch: Es wurde bereits an Teil 3 gedreht, als das Drehbuch zu diesem Film sich immer noch in der Entwicklung befand. Sicher ist es nicht ungewöhnlich, dass Drehbücher auch während der Dreharbeiten noch überarbeitet werden. Aber in diesem Falle wurde es überhaupt erst währenddessen geschrieben. Was das Chaos in der Story erklärt und warum auch der geübteste Zuschauer irgendwann keine Ahnung mehr hat, was hier eigentlich genau vor sich geht und wer auf wessen Seite steht!