Eine Möglichkeit wäre, ursprünglich für 2021 geplante Filme weiter nach hinten zu verschieben. Dies wäre zwar schade für uns Zuschauer, könnte aber durchaus ein Vorteil für diese meist noch laufenden Produktionen sein. Eine weitere Möglichkeit wurde sogar schon genutzt: VoD (Video on Demand). Der aktuell prominenteste Fall ist sicher Trolls World Tour von Universal Pictures, und genau dieser Fall könnte auch zeigen, wieso dies mehr als nur eine Möglichkeit für viele noch kommende Filme sein könnte. Trolls World Tour hat mit digitalen Leihen innerhalb von drei Wochen höhere Einnahmen generiert als der Vorgänger Trolls während seiner gesamten fünf Monate im Kino. Dies ist sicherlich auch der aktuellen Lage geschuldet, zeigt aber, dass der VoD-Markt durchaus eine Alternative für die Filmstudios sein kann. Auch Disney hat sich zumindest im Falle von Artemis Fowl für diesen Weg entschieden und wird den Film bereits am 12. Juni statt im Kino auf Disney+ veröffentlichen.
Bei den großen Blockbustern kann man sich diese Vorgehensweise kaum vorstellen, aber unvorstellbar erscheint mittlerweile kaum noch etwas. Auch wird es interessant sein, ob mit dem Erfolg von Trolls World Tour im Hinterkopf auch zukünftig manches Studio nicht eher über eine VoD-Auswertung nachdenkt, statt den Weg ins Kino zu wagen. Für die Kinos wäre dies wiederum natürlich wenig wünschenswert und in den USA hat mit AMC Theatres auch bereits die größte Kinokette verkündet, als Reaktion auf diese Vorgehensweise zukünftig keine Filme mehr von Universal zeigen zu wollen. Aber das warten wir besser mal ab.
Komme ich vom Streaming noch zu einer großen Baustelle: Den Oscars. Diese sollten ursprünglich Ende Februar 2021 stattfinden, werden aber jetzt wohl verschoben. Verwundern tut dies kaum, gäbe es doch bis zum jetzigen Zeitpunkt kaum geeignete Kandidaten. Würden die Oscars unter Berücksichtigung der aktuell zur Verfügung stehenden Filme stattfinden, würden sich unter anderem Sonic The Hedgehog und Bad Boys for Life um die Trophäen streiten. Nichts gegen diese beiden Filme, doch die Verschiebung der Veranstaltung kann dazu beitragen, genügend würdige Kandidaten für die Verleihung zusammen zu bekommen.
Wobei das ja auch noch so eine Sache ist: Was sind würdige Kandidaten überhaupt? Auch in dieses Thema kam zuletzt der aktuellen Situation bedingt wieder Bewegung. Schon in den letzten Jahren stritt sich die Filmindustrie um die Frage, welche Filme qualifiziert für die Oscars sind und welche nicht. Vor allem mit Netflix kam es hier immer wieder zu Auseinandersetzungen, nicht nur bei den Oscars. Dank limitierter Kinostarts schaffte es der Streamingdienst dann zur Verleihung 2020 und hatte dort u.a. mit The Irishman und Marriage Story auch zweifelsohne qualitativ würdige Filme am Start.
Ob die Oscars auch in Zukunft nur offen für Kinofilme sein sollten, wird sicher auch weiterhin ein heiß diskutiertes Thema sein. Aber zumindest für die kommenden Oscars 2021 hat die Academy sich für eine Regeländerung entschieden: Filme müssen nicht im Kino gelaufen sein, um bei den Oscars teilnehmen zu dürfen. In der aktuellen Lage macht dieser Schritt sicher Sinn. Ob er aber von Dauer sein wird, muss sich erst noch zeigen. Es wird sicher auch in Zukunft viel Widerstand gegen dieses Vorgehen geben.
Man kann also wahrlich gespannt sein, ob und wie die gesamte Filmindustrie durch diese Situation verändert wird. Hat das ganze vielleicht sogar positive Auswirkungen auf die Qualität kommender Filme und Serien? Was wird sich in Hollywood alles ändern? Und was hält die Zukunft für die Kinobranche bereit? Eventuell stehen wir vor einer erneuten Revolution der Filmindustrie. Fest steht wohl nur eines: So unsicher und schwer vorhersehbar war die Zukunft des Kinos noch nie!