Und vielleicht könnte genau deswegen die aktuelle Situation auch ein Segen für die Filmindustrie sein. Sie gibt vor allem den ganzen kreativen Leuten hinter den Filmen etwas, von dem sie zuvor nur träumen konnten: Zeit. Plötzlichen haben Autoren viel mehr davon, um an ihren aktuellen Drehbüchern zu arbeiten. Konzepte können viel besser herausgearbeitet werden. Regisseure und Produzenten haben mehr Zeit zum Planen und für die Vorbereitungen. Die Filmemacher müssen sich nicht mehr an den engen Zeitplan halten, nur weil das Studio unbedingt möchte, dass der Film an Datum X erscheint, komme was wolle.
© 2020 Universal Pictures
Sylvester Stallone hatte erst kürzlich über Instagram einen Einblick in seine aktuelle Beschäftigung während des Shutdowns gegeben: Er schreibt und schreibt und schreibt. Denn er hat jetzt Zeit dazu und kann sich kreativ auszutoben. Plötzlich kann er sogar wieder an seinem Drehbuch zu Poe arbeiten, welches bereits seit Jahrzehnten in Entwicklung ist. Auch die Dreharbeiten an den Avatar-Fortsetzungen mussten lange pausieren und werden jetzt erst wieder aufgenommen. Man kann jedoch ganz fest davon ausgehen, dass James Cameron während der ganzen Pause nicht auf der faulen Haut gelegen, sie stattdessen vielmehr reichlich genutzt hat. Regisseur Colin Trevorrow hat uns sogar einen Blick auf seine Arbeit an Jurassic World - Dominion im Homeoffice erhaschen lassen. Und diese genannten werden sicher nicht die einzigen sein. Akiva Goldsman, verantwortlich u.a. für Star Trek - Picard, äußerte sich ebenfalls kürzlich zu dem Thema. So hatte man vor dem aktuellen Shutdown bereits fünf der zehn Episoden für Staffel 2 fertig geschrieben. Nun hofft er, mit allen zehn fertig zu sein, wenn der Shutdown vorbei ist und die Dreharbeiten beginnen. Aufgrund der engen Zeitpläne ist es zumeist eher selten, dass bereits eine ganze Staffel zu Beginn der Dreharbeiten fertig geschrieben ist, wodurch auch immer ein Zeitdruck auf den Autoren lastet. Schaut man sich viele Filme und Serien der letzten Jahre an, nicht nur die hier bereits genannten, so hätte so mancher Produktion mehr Zeit gutgetan.
Es wird spannend zu sehen sein, ob diese und weitere Filme und Serien aber tatsächlich von dem Shutdown profitieren können. Wissen werden wir es frühestens im nächsten Jahr.
Falls kommende Filme ihren Kinostart im nächsten Jahr überhaupt behalten. Dieser Aspekt ist wohl aktuell einer der unsichersten. Niemand weiß, wie lange die aktuelle Situation anhalten wird und wann die Kinos weltweit wieder ausreichend geöffnet haben. Bis dahin können sich noch weitere Kinostarts verschieben und dies wird immer auch einen Dominoeffekt auf andere Kinostarts haben. So bleibt bspw. noch abzuwarten, ob Christopher Nolans Tenet tatsächlich diesen Juli in die Kinos kommen wird. Laut Warner Bros. müssten dafür 80% aller Kinos auf der Welt geöffnet haben. Sollte der Film verschoben werden, steht mit August der neue Termin schon fest, was jedoch zu Folge haben wird, dass Wonder Woman 1984 seinen Kinostart dort verliert und auf den Dezember verschoben wird. Aber auch da sollte man noch ein Fragezeichen hinter stellen. Denn vor allem im November und Dezember staut es sich mittlerweile mit Blockbustern Woche für Woche. Von Black Widow und James Bond - Keine Zeit zu sterben bis zu Top Gun - Maverick und Dune ist dort jetzt schon eigentlich kein Platz mehr. Ob die Studios das so stehen lassen, bleibt abzuwarten. Der Kinokalender kann schon in wenigen Wochen wieder vollkommen anders aussehen. Und da inzwischen wie bereits erwähnt auch einige Filme von diesem ins nächste Jahr verschoben wurden, zusätzlich zu den Filmen die ohnehin 2021 starten werden, ist auch das nächste Jahr bereits relativ voll. Wohin nur mit all den Filmen?!