2016 stand Sony Pictures vor einer schwierigen Entscheidung: Men in Black-Reboot oder Crossover mit dem Jump Street-Franchise? Zunächst entschied man sich für MIB 23 und versuchte, die dafür nötigen Deals abzuschließen, aber Jump Street-Produzent Neal H. Moritz stellte sich quer. Er war offenbar nicht bereit, bei seinem üblichen, vertraglich zugesicherten Anteil an den ersten Bruttoeinnahmen Kompromisse einzugehen, darum schwenkte Sony auf den Reboot um.
Wieder auf Will Smith und Tommy Lee Jones zu setzen, wurde als zu teuer und wenig vorausschauend angesehen, also hoffte man, mit der vereinten Thor - Tag der Entscheidung-Starpower von Chris Hemsworth und Tessa Thompson eine neue Generation von Fans gewinnen zu können. Nur scheint dieser Plan nicht aufzugehen. Men in Black - International startete in Nordamerika mit mageren 30,1 Mio. $, obwohl Sony aufs Drehbuch der Iron Man-Autoren Art Marcum und Matt Holloway große Stücke hielt. Doch als Executive Vice President of Production David Beaubaire, der das Projekt beaufsichtigt hatte, das Studio im Sommer 2018 verließ und nie ersetzt wurde, begann ein Tauziehen zwischen Regisseur F. Gary Gray und Produzent Walter F. Parkes, die unterschiedliche Visionen für Men in Black - International hatten.
Frühe Fassungen des Drehbuchs sollen "kantiger" und zeitgemäßer gewesen sein, indem sie die Story mit der aktuellen Immigrations-Debatte verbanden. Auch sollte mal eine Musikgruppe im Stil der Beatles, deren vier Mitglieder zu einem Schurken verschmelzen, das Böse darstellen. Parkes, aus dessen Feder Filme wie WarGames - Kriegsspiele und Sneakers - Die Lautlosen stammen, war wohl stark an den Überarbeitungen beteiligt, nicht nur während der Vorproduktion, sondern auch während der eigentlichen Produktion. Täglich sollen die Schauspieler neue Seiten in die Hand gedrückt bekommen haben, was für eine gewissen Verwirrung sorgte, und die modernen Untertöne wurden aus dem Skript entfernt. Hemsworth und Thompson heuerten dann ihre eigenen Dialogschreiber an. Mitunter soll Parkes sogar die Regie ergriffen haben, während Gray mehrere Male versucht haben soll, auszusteigen. Das Studio überredete ihn allerdings zum Bleiben.
Erstaunlicherweise verlief die Postproduktion relativ glatt. Es gab keine größeren Nachdrehs - oder wie es eine Studioquelle formuliert: Es sei keine X-Men - Dark Phoenix-Situation gewesen. Sony testete zwei Schnittfassungen - eine von Gray, die andere von Parkes -, und letztendlich wurde die Version von Parkes, der das Recht auf den letzten Schnitt ("final cut") besaß, ausgewählt. Statt zwischen den beiden zu vermitteln, soll Sony sie sich selbst überlassen haben. Das Studio sei ein abwesender Grundherr und nirgendwo zu finden gewesen, umschreibt es ein Insider. Jemand von Sony führt als weiteren Grund für den Flop an, dass der Drang, Men in Black - International unbedingt sehen zu müssen, nie da gewesen sei. Der Film habe eine größere Daseinsberechtigung gebraucht. Allerdings denkt er, dass wir die Men in Black trotzdem irgendwann wiedersehen werden, zu großartig sei die Idee, dass Außerirdische unter uns wandeln. Sei es wieder als Film, als TV-Serie oder als Streaming-Produktion.